Zusammenfassung
Das kontinentale Geranium pratense befindet sich gegenwärtig in Mitteleuropa noch in Ausbreitung. Das gilt vor allem für die klimatisch atlantisch getönten Gebiete in Mittel- und Westeuropa. Wegen des geringen Transportweges der Samen geht diese Ausbreitung nicht kontinuierlich vonstatten. Zwischenflächen mit nicht zusagenden Standortsbedingungen stellen für Geranium pratense vor allem in den Pleistozängebieten beachtliche Verbreitungsschranken dar.
Die Ausbreitung ist nicht allein nur eine Frage der zeitlichen Dimension, sondern wird auch bedingt von der durch die intensive Grünlandbewirtschaftung vor sich gehenden Eutrophierung der Standorte, so daß heute Gebiete besiedelt werden können, auf denen sich die Art vor 5 bis 8 Jahrzehnten nicht einbürgern konnte.
Es ist andererseits damit zu rechnen, daß sich das mitteleuropäische Areal von Geranium pratense durch die Intensivbewirtschaftung des Grünlandes, durch Weidenutzung und Umwandlung der halbnatürlichen Wiesen in artenarme künstliche Bestände in den nächsten Jahrzehnten wieder stark einengen wird. Diese rückläufige Entwicklung ist heute bereits auf den äußerst intensiv genutzten Grünlandflächen der Dübener Heide weit fortgeschritten.
Es handelt sich also um einen interessanten Fall von Hemerochorie, speziell Agestochorie im Sinne von Levina 1944 (vgl. Levina 1957 und auch Müller-Schneider und Lhotskà 1971)
Summary
The continental species Geranium pratense is still extending its distribution area, particularly towards the atlantic-subatlantic regions of Central and Western Europe. This extension does not go on continuously because of the small seed transportation distance. Areas without suitable habitats, especially in pleistocene areas form distribution barriers.
The distribution is also determined by eutrophication through manuring of grasslands. The species is now able to establish in areas which were inaccessible 50–80 years ago.
It is expected that through intensive nanuring, distribution grazing and transformation of semi-natural into species poor cultural grasslands the distribution of Geranium pratense will again decrease.
The distribution of Geranium pratense is an example of hemerochory, particularly agestochory in the seuse of Levina 1944 (Müller-Schneider Lhotskà 1971).
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Herrn Prof. Dr. Tüxen zu seinem 75. Geburtstag in Dankbarkeit und Verehrung gewidmet.
Nomenklatur der Arten nach Meusel et al. (1965).
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Hundt, R. Zur anthropogenen Verbreitung und vergesellschaftung von geranium pratense L.. Vegetatio 31, 23–32 (1975). https://doi.org/10.1007/BF00127872
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DOI: https://doi.org/10.1007/BF00127872
Stichwörter
- Anthropogene Verbreitung
- Arealkarte
- Arrhenatheretum
- Grünlandvegetation
- Norddeutsches Pleistozän
- Ökologische Charakteristik