Liebe Leserinnen und Leser!

Wohin geht sie, unsere Sportwissenschaft? Im Mai fand in Potsdam ein Treffen zwischen Schriftleitung und Verantwortlichen des Springer-Verlags Heidelberg statt. Ziel war ein Abgleich über die jeweiligen Vorstellungen zur Entwicklung der Sportwissenschaft sowie die Vereinbarung möglichst konkreter Schritte, wie wir uns gegenseitig im Vorankommen unterstützen können. Die Gespräche waren äußerst informativ und fruchtbar. Unser Augenmerk galt vor allem den Dingen, die in Zukunft kommen werden und sollen. Und auch den Leser, die Leserin bitten wir: Quae futura sunt, prospice!

Im Folgenden sind zunächst einige Zahlen zusammengetragen, welche in die Bewertung der aktuellen Leistungsfähigkeit der Sportwissenschaft eingeflossen sind (vgl. Editorial in Heft 3/2013; Brand, Voelcker-Rehage & Superina, 2013). Sie mögen es Ihnen erleichtern, sich einen eigenen Eindruck über den aktuellen Zustand unserer Zeitschrift zu schaffen. Dies ist uns wichtig, um größtmögliche Transparenz über den Hintergrund zu schaffen, vor dem im Herausgebergremium Entscheidungen über weitere strategische Schritte getroffen werden.

Außerdem möchten wir dieses Editorial nutzen, um eine Neuerung vorzustellen: Wir freuen uns, Ihnen die erste Ausgabe der ab sofort für jede Heftausgabe geplanten „Editors’ Selection“ präsentieren zu dürfen.

Performance-Indikatoren der Zeitschrift

Beitragszugriffe

Zwar stagniert die Abonnemententwicklung (Print) weiterhin, so dass es unser Ziel bleiben muss, an dieser Stelle Zuwachs zu erreichen. Jedoch hat die Zahl der Online-Zugriffe auf Beiträge aus unserer Zeitschrift eine überaus erfreuliche Entwicklung genommen (Abb. 1).

Abb. 1
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Nutzung des Online-Archivs der Sportwissenschaft (Anzahl Volltext-Downloads)

Pro Jahr wurden 2010 und 2011 aus dem Online-Archiv der Sportwissenschaft jeweils rund 15.000 Volltext-Downloads abgerufen. Im Jahr 2012 erhöhte sich diese Zahl sprunghaft auf 20.766 Downloads, um dann gleich noch einmal auf stolze 30.865 Volltext-Downloads im Jahr 2013 anzusteigen. Dies sollte uns als Scientific Community vor allem für die weitere Zusammenarbeit mit dem Springer-Verlag positiv stimmen, der uns eine internationale Online-Präsenz durch seine weltweit ausgebaute Verlagsinfrastruktur ermöglicht!

Leider spiegelt sich diese positive Entwicklung nicht in der Anzahl der Zitationen von Sportwissenschaft-Beiträgen in anderen wissenschaftlichen Zeitschriften wider: Hier liegen wir im nationalen und internationalen Vergleich weit unter dem, was von einer renommierten wissenschaftlichen Zeitschrift erwartet werden sollte.

Jedoch haben wir selbst die Möglichkeit, diesem Mangel entgegen zu arbeiten. Der Blick in die Heftausgaben oder ins Online-Archiv der Sportwissenschaft lohnt. Denn darin finden sich immer wieder beachtenswerte Beiträge, die in eigenen Publikationen für andere Zeitschriften verarbeitet werden könnten. Weshalb greifen wir – wenn es sich thematisch anbietet – so wenig auf Quellen aus der eigenen Zeitschrift zurück? Wir sollten, wir können an dieser Stelle besser miteinander arbeiten.

Beitragseinreichungen und Reject-Entscheidungen

Die Gesamtzahl der Beiträge, die der Sportwissenschaft zur Publikation angeboten werden, hat sich insgesamt nach unten entwickelt. Allerdings ist dieser Rückgang maßgeblich darauf zurückzuführen, dass mittlerweile deutlich weniger Buchbesprechungen, Tagungsberichte und Briefe eingereicht werden. Die Anzahl eingereichter „source items“ – darunter werden im internationalen Zeitschriftenwesen alle klassischen wissenschaftlichen Formate mit Abstract/Zusammenfassung gefasst – hat sich in den vergangenen Jahren vergleichsweise wenig verändert (Abb. 1).

Eine wesentliche Veränderung ist aber mit Blick auf die Raten akzeptierter und abgelehnter Beiträge (nur „source items“) zu beobachten (Abb. 2). Sämtliche Annahme- und Ablehnungsentscheidungen fußten auf entsprechenden gutachterlichen Empfehlungen, die im „blind peer review“-Verfahren gewonnen wurden (Abb. 3). Wenn man sich vor Augen hält, dass pro Jahr 4 Ausgaben der Sportwissenschaft mit jeweils 4 bis 5 Originalbeiträgen erscheinen (sollen), wird schnell deutlich, dass die Anzahl eingereichter wissenschaftlicher Beiträge, die von den Gutachtern zur Veröffentlichung empfohlen werden können, viel zu gering ist.

Abb. 2
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Beitragseinreichungen

Abb. 3
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Anteil von zur Veröffentlichung angenommenen und nicht angenommenen Beiträge („blind peer review“)

Dauer der Begutachtung

Die Zeitintervalle, die bis zur Bestellung eines den Begutachtungsprozess begleitenden Section Editors, bis zur Einladung der Gutachter und bis zur ersten Entscheidung (Annahme/Überarbeitungsnotwendigkeit/Ablehnung) durch den Section Editor vergehen, konnten in den vergangenen Jahren sukzessive verkürzt werden (Abb. 4). Und für das Jahr 2014 zeichnet sich bereits eine weitere Tempoerhöhung ab: Die Zeit, die es bis zur ersten Entscheidung durch den Section Editor braucht, beträgt aktuell (nach Jahreshälfte) durchschnittlich 53 Tage. Davon gehen derzeit noch 16 Tage auf das Zeitkonto der Editors.

Abb. 4
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Bearbeitungsgeschwindigkeit von Manuskripteinreichungen

Reichen Sie Beiträge bei der Sportwissenschaft ein! Eröffnen Sie unserer Zeitschrift damit die Chance, sich zu einem (v. a. auch international) sichtbaren Publikationsorgan im Wissenschaftsstandort Deutschland weiterzuentwickeln! Die inzwischen doch recht attraktive Bearbeitungszeit könnte zumindest ein Puzzle-Teil Ihrer Motivation sein, es auch einmal wieder mit der Sportwissenschaft zu versuchen.

Einen zusätzlichen Anreiz für mögliche Autorinnen und Autoren, die Sportwissenschaft als Publikationsort für ihre wissenschaftliche Arbeit zu wählen, wollen wir mit der folgenden Neuerung schaffen.

Neu: die „Editors’ Selection“

Hintergrund

Eines der konkreten Ergebnisse aus dem Gespräch zu den Weiterentwicklungsmöglichkeiten der Sportwissenschaft besteht darin, dass von nun an (zunächst einmal bis Heft 2/2016) aus jeder Heftausgabe genau ein Beitrag ausgewählt wird, dem wir als „Editors’ Selection“ ein wenig mehr Aufmerksamkeit zukommen lassen wollen, als dies über die bisherigen Wege möglich war.

Der Springer-Verlag hat sich bereit erklärt, die Editors’ Selection jeweils für die ersten 3 Monate nach Erscheinen „free access“ zu schalten. Dies bedeutet, dass die digitale Version des Beitrags im Internet für diesen definierten Zeitraum von jeglicher Zugriffsbeschränkung befreit und damit weltweit uneingeschränkt verfügbar ist.

Begleitet wird diese Freischaltung durch einen dann jeweils per E-Mail an alle dvs-Mitglieder versendeten Newsletter, mit dem wir auf die jeweils aktuelle Editors’ Selection hinweisen und diese kurz besprechen.

Wir danken unseren Partnern, dem Springer-Verlag Heidelberg und der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft (dvs) ganz herzlich für die Unterstützung!

Editors’ Selection in Heft 3/2014

Für die erste Ausgabe unserer Editors’ Selection ausgewählt haben wir den Beitrag „Use of performance enhancing drugs and the internet. Criminological reflections on a culture of communication in sport“.

Er stammt von Dr. Antje Dresen (Junior-Professorin für Sportsoziologie am Institut für Sportwissenschaft der Universität Mainz), Dr. Mischa Kläber (Leiter des Ressorts S 2 Präventionspolitik und Gesundheitsmanagement im Deutschen Olympischen Sportbund, Frankfurt) und Pavel Dietz (wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Sportwissenschaft der Universität Mainz). Ihr Beitrag gibt Einblick in dopingaffine Internetforen, in denen Wissen über den Gebrauch synthetischer Substanzen zur Leistungssteigerung ausgetauscht und dieses förmlich multipliziert wird. Die Autoren ziehen kriminologische Lerntheorien heran, um den „doping talk“ in sozialen Netzwerken hermeneutisch zu deuten. Sie zeigen, wie sich Personen dort hochinformiert austauschen und so eine Sogwirkung auf noch Abstinente entsteht. Die Autoren mahnen, dass die Bedeutung des Internets als Beschaffungsoption für Dopingwissen sowie im Vorgehen gegen Doping und Substanzmissbrauch im Sport, bislang wenig analysiert ist.

Wir wünschen Ihnen eine interessante und hoch informative Lektüre.

R. Brand und C. Voelcker-Rehage