Dr. Bernd Michaels (Abb. 1), Ehrenmitglied des Deutschen Vereins für Versicherungswissenschaft, ist am 23. Dezember 2019 im Alter von 83 Jahren gestorben. Mit ihm verliert der Verein einen Freund und Förderer, der sich stets mit großem persönlichem Engagement für die Interessen des Vereins und für die Verbindung zwischen Wissenschaft und Praxis eingesetzt hat.

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Bernd Michaels. Quelle: Provinzial Rheinland

Bernd Michaels, in Hamburg geboren, studierte Rechtswissenschaft an den Universitäten Hamburg und Freiburg. Nach dem zweiten juristischen Staatsexamen promovierte er 1967 an der Universität Hamburg als Assistent bei Prof. Dr. Reimer Schmidt am Lehrstuhl für Zivil- und Versicherungsrecht zu dem Thema „Staatsaufsicht über Versicherungsunternehmen und Kreditinstitute – Vergleichende juristische Überlegungen“ (Michaels 1967). Seine berufliche Karriere in der Versicherungswirtschaft begann er bei der Versicherungsgruppe Hannover. 1969 ging er zur „Aachener und Münchener Feuer-Versicherungsgesellschaft“, zu der sein akademischer Lehrer zwei Jahre zuvor als Vorstandsmitglied gewechselt war. Über den Vorstandsvorsitz bei den „Deutsche Herold Versicherungsgesellschaften Bonn“ führte sein Weg nach Düsseldorf zur „Provinzial – Versicherungsanstalten der Rheinprovinz“, zunächst als stellvertretender Vorstandsvorsitzender und ab 1985 als Vorstandsvorsitzender. Der Stadt Düsseldorf blieb er auch nach seinem Berufsende treu.

Die Geschicke der Branche hat Bernd Michaels als Präsident des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V. von 1993 bis 2003 in der herausfordernden Umbruchzeit der Deregulierung begleitet und nachhaltig bestimmt. In diese Zeit fiel auch die Gründung des Versicherungsombudsmanns e. V., zu der er persönlich viel durch seine Beharrlichkeit, Besonnenheit und Überzeugungskraft beigetragen hat (VW-Redaktion 2020).

Bernd Michaels war in der Versicherungswirtschaft und in der Versicherungswissenschaft gleichermaßen hoch geschätzt. Im Deutschen Verein für Versicherungswissenschaft hatte er von 2001 bis 2009 den Vorstandsvorsitz inne. Besonders am Herzen lag ihm auch das von ihm 2006 mitgegründete Institut für Versicherungsrecht an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, für das er sich als Vorsitzender des Beirats noch viele Jahre lang engagierte.

Bernd Michaels war ein überzeugter und überzeugender Brückenbauer zwischen Theorie und Praxis. Für ihn galt, was er selbst über seinen akademischen Lehrer Reimer Schmidt geschrieben hatte (Michaels 2003): Praxis und Wissenschaft betrachtete er nicht als Gegensätze, sondern als kommunizierende Röhren. Er hat deshalb auch immer wieder wissenschaftlich das Wort ergriffen, vor allem zu Themen, die die Unternehmenspraxis bewegten oder bei denen seine reichhaltige Erfahrung als Unternehmensleiter den wissenschaftlichen Diskurs fördern konnte. Beispielsweise nahm er aus der Sicht der Versicherungswirtschaft Stellung zu der – von ihm abgelehnten – Einstufung der Lebensversicherung als Geschäftsbesorgung (Michaels 1998) und zu der – von ihm auch aus verfassungsrechtlichen Gründen skeptisch beurteilten – Ausweitung von Pflichtversicherungen (Michaels 2005). „Die Entwicklung der Versicherungswirtschaft seit der Deregulierung und künftige Tendenzen“ behandelte er auf dem Münsterischen Versicherungstag 2001 (Römer et al. 2002). In dem vom damaligen Bundesaufsichtsamt für das Versicherungswesen herausgegebenen Werk „100 Jahre materiellen Versicherungsaufsicht in Deutschland – 1901–2001“ analysierte er den „deutsche[n] Versicherungsmarkt unter dem VAG seit 1901“ (Michaels 2001). In dieser Zeitschrift, der ZVersWiss des Deutschen Vereins für Versicherungswissenschaft, schrieb er 1987 über „Die Behandlung des so genannten Mengengeschäfts nach dem EuGH-Urteil“ vom 04.12.1986 (EuGH VersR 1986) zur Dienstleistungsfreiheit im Versicherungssektor (Michaels 1987) und 1999 über „Risiko und Risikomanagement als Forschungsgegenstand und als Aufgabe des Unternehmens“ (Michaels 1999).

Der fachliche Dialog mit Blick auf den Nutzen der Versicherungswissenschaft für das Versicherungswesen lag ihm stets am Herzen. Wissenschaftliche Konferenzen besuchte er mit großem Interesse und Freude an den persönlichen Begegnungen auch noch in den letzten Jahren. Er war ein geschätzter Gesprächspartner, dessen Interesse und großes Engagement – stets unaufgeregt und besonnen – auf ausgewogene, systemgerechte und praxistaugliche Lösungen gerichtet war.

Bernd Michaels war in seiner hanseatisch geprägten Haltung ein feiner Mensch.

Die Mitglieder des Deutschen Vereins für Versicherungswissenschaft werden seiner stets mit Hochachtung und großem Dank gedenken.

Prof. Dr. Manfred Wandt

Goethe-Universität Frankfurt am Main