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Noch nicht mit der Kunst am Ende

Das Feuilleton setzt wieder deutlicher auf angestammte Themen und zieht sich aus dem politischen Diskurs zurück

State of the art

The feuilleton again focusses on traditional topics and abandons political discourse

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Zusammenfassung

Mit diesem Beitrag schreiben wir unsere vor einem Jahrzehnt veröffentlichte Langzeitstudie zum deutschen Zeitungsfeuilleton (Reus und Harden 2005) fort. Die Ergebnisse der Inhaltsanalyse zeigen, dass die Zahl der Beiträge im Feuilleton wieder deutlich zurückgegangen, deren Länge aber weiter gestiegen ist. In den Lokalblättern nimmt das Ressort insgesamt mehr Raum ein als bei unserer letzten Messung 2003. Dies könnte darauf hindeuten, dass die Zeitungen im Konkurrenzkampf mit Internetangeboten bewusst auf eine ausführlichere Berichterstattung von Ereignissen setzen und die Zahl der Berichterstattungsanlässe dafür geringer halten. Denkbar ist aber auch, dass der Abbau an Personal die Redaktionen zwingt, weniger Termine zu besetzen. Inhaltlich fällt der Rückgang des Themenkomplexes „Politische Kultur“ auf. 2003 noch an der Spitze aller im Feuilleton verhandelten Gegenstände, spielt sie ein knappes Jahrzehnt später nur noch eine mäßige bis marginale Rolle. Das verleiht den Kunstthemen wieder mehr Bedeutung. Während sich erneut bestätigt, dass das Feuilleton hochkulturellen Kunstformen und Institutionen die Treue hält und sich gleichzeitig unterhaltungsbetonten Kunstformen (U-Musik) öffnet, fällt der Tenor in Rezensionen weniger kritisch aus als bei unserer letzten Erhebung.

Abstract

With this study, we continue our long-term analysis on the German newspaper feuilleton (Reus and Harden 2005) which was published a decade ago. The results of the content analysis show that whereas the number of articles in the feuilleton decreased again, they concurrently continued to get longer. Compared to our analysis in 2003, the feuilleton now takes up more space in local newspapers. This could indicate that newspapers in competition with the internet deliberately count on more detailed news coverage and instead reduce the number of the articles. However, it is also possible that editors are forced to this reduction because of downsizing. Regarding content, a decrease of topics on „political culture“ is evident. Whereas in 2003, „political culture“ was ahead of all topics dealt with in the feuilleton, it only plays a moderate or even marginal role a decade later. Thus, art topics gain significance once more. Whereas it can be confirmed again that the feuilleton is true to high-cultural art forms and institutions and at the same time opens up to entertainment-emphasized art forms, the tenor in reviews is less critical than it was in our previous analysis.

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Abb. 1
Abb. 2
Abb. 3
Abb. 4

Notes

  1. Für die Mitarbeit danken wir folgenden damaligen Studentinnen und Studenten: Elidet Baglietto Magana, Friederike Bruns, Paulina Drosdalski, Ulrike Eberle, Maike Engelmann, Torsten Fischer, Lorenz Grünewald, Josephine Hartmann, Julia Heinrich, Anne Kleinfeld, Samira Leitmannstetter, Benedikt Spangardt, Anthrin Warnking und Carlo Wittek.

  2. Als „kurz“ definierten wir eine Textfläche von bis zu 33 cm2, als „eher kurz“ galt eine Fläche von 34 bis 97 cm2, „mittellang“ waren Texte von 98 bis 240 cm2 und „lang“ solche mit mehr als 240 cm2.

  3. In die Kategorie „gewinnorientierte private Konzertveranstaltung“ kann zum Beispiel der Auftritt einer Rockband wie auch ein Klassik-Konzert fallen.

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Reus, G., Harden, L. Noch nicht mit der Kunst am Ende. Publizistik 60, 205–220 (2015). https://doi.org/10.1007/s11616-015-0227-7

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