Zusammenfassung
Zwecks Aufklärung der immer noch nicht mit Sicherheit festgestellten Herkunft der europäischen Kulturkartoffel wurden seit 1953 die südlichen Provinzen Argentiniens auf etwaige Wildvorkommen knollentragenderSolanum-Arten untersucht. Die Zone südlich des 35. Breitengrades erwies sich als arm an Wildkartoffeln. Das gleiche gilt für die chilenische Seite des Kontinents. Aus diesem Grunde erweckte ein “Wildvorkommen” vonTuberarium am Ufer des Nahuel-Huapi-Sees, nahe der chilenischen Grenze inmitten eines Myrtaceen-Urwaldes, besonderes Interesse.
Karyosystematische Studien zeigten aber, daß diese interessante großknollige Species nicht in die Ascendenz der tetraploiden Speisekartoffel gestellt werden kann, weil sie triploid ist. Ihre Herkunft ist ungewiß, vermutlich handelt es sich um eine noch nicht beschriebene Species, für welche die BezeichnungSolanum Diemii vorgeschlagen wird.
Besonders merkwürdig ist, daß, “S. Diemii” nicht nur im Wildzustand, sondern auch kultiviert vorkommt. Eine natürlich Krankheitsresistenz läßt sie den mit ihr zusammen angebauten Handelsvarietäten gegenüber überlegen erscheinen. Ihre Tuberkel haben einen angenehmen Geschmack, der Knollenertrag pro Pflanze kann ein Kilogramm überschreiten.
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Brücher, H. Über das Vorkommen einer Kultivierten triploiden „Wildkartoffel” am Nahuel-Huapi-See in Südargentinien. Der Züchter 30, 77–80 (1960). https://doi.org/10.1007/BF00709549
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DOI: https://doi.org/10.1007/BF00709549