Zusammenfassung
Der Fahrt aufnehmenden Forschung zu Nature Writing im deutschsprachigen Raum will der vorliegende Band hinsichtlich der disziplinären Zugänge, der methodologischen Ansätze, der berücksichtigten Autorinnen und Autoren sowie der eröffneten Themen neue Impulse geben. Das Feld wird sondiert hinsichtlich der doppelten Frage, welche Natur in den unterschiedlichen historisch-kulturellen Konstellationen in jeweils welcher spezifischen Textur zur Darstellung kommt. Damit stehen zum einen die möglicherweise (verdeckt) normativen Naturvorstellungen zur Diskussion: Wollen die Nature Writers eine ‚unberührte‘ Natur in den Blick nehmen, vielleicht gar das ‚Wilde‘ (in einer womöglich doch bereits zivilisatorisch veränderten Natur)? Geht es um das im aristotelischen Sinn ‚Selbsttätige‘ und ‚Eigensinnige‘ in Natur oder aber um eine ‚ganzheitliche‘ Natur, die menschliches Dasein und Wirken mit einschließt? Wird nach einer ‚schönen‘, harmonischen, tröstlichen Natur gesucht oder, im Gegenteil, eine fremde, womöglich sogar bedrohliche Natur erkundet? Zu fragen ist in diesem Zusammenhang auch, inwiefern sich die Bedingungen für Nature Writing im Anthropozän aufgrund der weitreichenden anthropogenen Beeinflussung von Naturbegebenheiten grundlegend verändert haben.
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Notes
- 1.
Vgl. Ludwig Fischer: Natur im Sinn. Naturwahrnehmung und Literatur. Berlin 2019; Gabriele Dürbeck u. Christine Kanz (Hg.): Deutschsprachiges Nature Writing von Goethe bis zur Gegenwart. Kontroversen, Positionen, Perspektiven. Berlin 2020, zur Forschungslage insbes. Gabriele Dürbeck u. Christine Kanz: Gibt es ein deutschsprachiges Nature Writing? Gebrochene Traditionen und transnationale Bezüge. In: Dürbeck/Kanz (Hg.): Deutschsprachiges Nature Writing von Goethe bis zur Gegenwart, S. 1–37.
- 2.
In Abgrenzung zum Terminus ‚Nature Writing‘, der die unter spezifischen historischen Bedingungen entstandene Linie angloamerikanischer Naturtexte bezeichne, ist für eine deutschsprachige, Naturerfahrung reflektiert und ästhetisch durchgeformt versprachlichende Literatur insbesondere nach 1945 der Begriff ‚Natur-Schreiben‘ vorgeschlagen worden; vgl. Ulrike Draesner: Das Zwitschern der Vögel im (nichtfiktionalen) Wald. In: Dürbeck/Kanz (Hg.): Deutschsprachiges Nature Writing von Goethe bis zur Gegenwart, S. 335–347, insbes, S. 340 f. Argumentiert wurde auch für die Verwendung des Begriffs ‚Kritisches Naturschreiben‘, vgl. Christine Kanz: Nature Writing oder ‚Kritisches Naturschreiben‘? Plädoyer für eine neue Kategorie. In: Non Fiktion. Arsenal der anderen Gattungen. Thema: Ökologie. 16/1 (2021), S. 211–240. Zugleich ist aber auch darauf hingewiesen worden, dass sich die Werke einiger deutschsprachiger Autorinnen und Autoren schlüssig insbesondere in den aktuellen Bewegungen des britischen New Nature Writing verorten lassen, vgl. Fischer: Natur im Sinn, S. 204 f. Da diese Diskussionen noch im Gang sind, überlässt der vorliegende Band den einzelnen Beiträgerinnen und Beiträgern die Begriffsverwendung.
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van Hoorn, T., Fischer, L. (2023). Einleitung. In: van Hoorn, T., Fischer, L. (eds) Welche Natur? Und welche Literatur?. Ecocriticism. Literatur-, kultur- und medienwissenschaftliche Perspektiven, vol 1. J.B. Metzler, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-67799-5_1
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Publisher Name: J.B. Metzler, Berlin, Heidelberg
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