Skip to main content

Einleitung

  • Chapter
  • First Online:
Jim Knopf, Gonzo und andere Aufreger

Zusammenfassung

In bildungspolitischen Diskussionen melden sich aktuell immer mehr Vertreter*innen politisch ambitionierter Pädagogiken zu Wort, die die pädagogische Nutzung ganz unterschiedlicher Kulturprodukte kritisieren, indem sie diese als Ausdruck von Rassismus, Sexismus, Kolonialismus oder Klassismus deuten. Bei solchen politisch und pädagogisch umkämpften Kulturprodukten handelt es sich beispielsweise um Kinderspielzeug, Dreadlocks oder Schokoladenverpackungen, um Kunstwerke, Fernsehserien, Gedichte und um Bücher. In dem Band werden diese engagierte Pädagogiken, die pädagogische und politische Vorgaben für den angemessenen und richtigen Umgang mit Kulturprodukten machen, anhand von Beispielen – vom Kinderbuch ‚Jim Knopf‘ bis hin zu ‚Gonzo‘ aus der Muppetshow – aus der gebotenen Distanz analysiert und auf den Prüfstand gestellt.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Chapter
USD 29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD 39.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as EPUB and PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Softcover Book
USD 49.99
Price excludes VAT (USA)
  • Compact, lightweight edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Institutional subscriptions

Notes

  1. 1.

    Von einer Politisierung von Pädagogik kann etwa dann gesprochen werden, wenn in einem Erziehungsverhältnis bzw. einer pädagogischen Beziehung (identitäts-)politische Ziele verfolgt werden bzw. eine dezidiert pädagogische Konstellation vor allem unter politischen Vorzeichen gedeutet wird. Dies ist etwa dann der Fall, wenn Lehrer in Bezug auf ihre Schüler oder außerschulische Pädagogen in Bezug auf Kinder oder Jugendliche durch Erziehungsmaßnahmen politische Ziele zu erreichen suchen. Von einer Pädagogisierung von Politik kann demgegenüber mitunter dann gesprochen werden, wenn eine prinzipiell egalitäre Beziehung zwischen mündigen Personen bzw. Erwachsenen von einer oder auch beiden Seiten in ein hierarchisches und pädagogisches Verhältnis umgedeutet wird: Letztlich geht es dann darum, das jeweilige Gegenüber (politisch bzw. identitätspolitisch) zu erziehen. Da damit jedoch zwangsweise eine gewisse Unmündigkeit oder gar Infantilität unterstellt bzw. inszeniert oder (mitunter auch öffentlich) demonstriert wird, erscheint es durchaus nachvollziehbar, wenn derartige Erziehungsversuche ggf. Widerstand oder Empörung bei den ‚Educanden‘ hervorrufen. Zu diskutieren ist in diesem Zusammenhang daher auch, wo die Grenze zwischen einem legitimen und demokratisch gebotenen (herrschaftsfreien) Diskurs zwischen sich gegenseitig als mündig anerkennenden Erwachsenen auf der einen Seite, und einem mitunter übergriffigen Verhältnis zwischen Erwachsenen auf der anderen Seite verläuft, indem versucht wird, dem jeweiligen Gegenüber zumindest vorläufig Mündigkeit abzusprechen und Anerkennung zu verweigern. Kaum zu übersehen ist, dass eine derartige Diagnose an koloniale und postkoloniale pädagogische (u. a. Freire 1973) sowie gesellschaftskritische (u. a. Honneth 1992) und bildungstheoretische (u. a. Stojanov 2006) Diskussionen anschließt. Zum Begriff der Pädagogiken vgl. auch: Paschen (1997), sowie die kritischen Überlegungen von: Prange (2000).

  2. 2.

    Hierzu auch: Koschorke (2022).

  3. 3.

    Zur historischen Einordnung und Genese kontemporärer Formen von Identitätspolitik vgl. auch die Deutungen von: Holzhauser (2021) und – mit stärker ausgeprägter zeitdiagnostisch-politischer Schlagseite – Lilla (2017) und Fukuyama (2019). Die deutschsprachige Debatte hält insbesondere für internationale Beobachter_innen einige deja vus bereit, diskutiert man hier doch heute über „genau diejenigen Themen“, die „in den USA schon in den 1980er- und 90er-Jahren für Wirbel sorgten“ (Scheller 2021, S. 49).

Literatur

  • APuZ (Aus Politik und Zeitgeschichte) (2021): Wissenschaftsfreiheit. APuZ 46/2021.

    Google Scholar 

  • Basad, Judith Sevinç (2021): Schäm dich! Wie Ideologinnen und Ideologen bestimmen, was gut und böse ist. Frankfurt am Main: Westend Verlag.

    Google Scholar 

  • Berendsen, Eva/Cheema, Saba-Nur/Mendel, Meron (Hrsg.) (2019): Trigger Warnung. Identitätspolitik zwischen Abwehr, Abschottung und Allianzen. Berlin: Verbrecher Verlag.

    Google Scholar 

  • Drerup, Johannes (2022): Das unverschämte Wir. Identitätspolitik, Toleranz und demokratische Bildung. In: Vierteljahrsschrift für wis­sen­schaft­liche Pä­da­go­gik, Jg. 98, H. 1, S. 40–57.

    Google Scholar 

  • Federssen, Jan/Gessler, Philipp (2021): Kampf der Identitäten. Für eine Rückbesinnung auf linke Ideale. Berlin: Ch. Links.

    Google Scholar 

  • Freire, Paulo (1973): Pädagogik der Unterdrückten. Bildung als Praxis der Freiheit. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt.

    Google Scholar 

  • Fukuyama, Francis (2019): Identität. Wie der Verlust der Würde unsere Demokratie gefährdet. Hamburg: Hoffmann & Campe.

    Google Scholar 

  • Grau, Alexander (2019): Hypermoral. Die neue Lust an der Empörung. München: Claudius.

    Google Scholar 

  • Herrmann, Moritz (2020): „Jim Knopf wird leider noch oft gelesen“. Interview. In: https://www.zeit.de/hamburg/2020-07/rassismus-fruehbildung-kita-vorschule-paedagogik-christiane-kassama/komplettansicht#print (29.11.2021).

  • Holzhauser, Thorsten (2021): Identitätspolitik: Ohne geht es auch nicht. In: https://geschichtedergegenwart.ch/identitaetspolitik-ohne-geht-es-auch-nicht/ (11.11.2021).

  • Honneth, Axel (1992): Kampf um Anerkennung. Zur moralischen Grammatik sozialer Konflikte. Frankfurt am Main: Suhrkamp.

    Google Scholar 

  • Janker, Karin (2021): Her mit der Macho-Barbie! Sexistisches Spielzeug. In: Süddeutsche Zeitung. In: https://www.sueddeutsche.de/panorama/spanien-regierung-sexismus-spielzeug-stereotype-weihnachten-1.5486351?print=true (13.12.2021).

  • Koschorke, Albrecht (2022): Identität, Vulnerabilität und Ressentiment. In: Leviathan, 50. Jg., 3, S. 469–486.

    Google Scholar 

  • Kostner, Sandra (2021): Disziplinieren statt Argumentieren. Zur Verhängung und Umsetzung intellektueller Lockdowns. In: APuZ 46/2021, S. 17–21.

    Google Scholar 

  • Kostner, Sandra (Hrsg.) (2019): Identitätslinke Läuterungsagenda. Eine Debatte zu ihren Folgen für Migrationsgesellschaften. Stuttgart: ibidem-Verlag.

    Google Scholar 

  • Lilla, Mark (2017): The once and future liberal. After identity politics. New York: Harper Collins.

    Google Scholar 

  • Paschen, Harm (1997): Pädagogiken. Zur Systematik pädagogischer Differenzen. Weinheim: Deutscher Studien Verlag.

    Google Scholar 

  • Pfaller, Rober (2018): Erwachsenensprache. Über ihr Verschwinden aus Politik und Kultur. Frankfurt am Main: Fischer.

    Google Scholar 

  • Prange, Klaus (2000): Erziehung zur Anthroposophie. Bad Heilbrunn: Klinkhardt.

    Google Scholar 

  • Reucher, Gaby (2020): „Jim Knopf“: Rassistisches Klischee oder schwarzer Held? In: https://www.dw.com/de/jim-knopf-rassismus-michael-ende/a-54479882 (29.11.2021).

  • Scheller, Jörg (2021): Identität im Zwielicht. Perspektiven für eine offene Gesellschaft. München: Claudius Verlag.

    Google Scholar 

  • Stegemann, Bernd (2018): Die Moralfalle. Für eine Befreiung linker Politik. Berlin: Matthes & Seitz.

    Google Scholar 

  • Stojanov, Krassimir (2006): Bildung und Anerkennung. Soziale Voraussetzungen von Selbst-Entwicklung und Welt-Erschließung. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

    Google Scholar 

  • Vogel, Steffen (2021): Die Erben von '68: Identitätspolitik als Kulturrevolution. In: Blätter für deutsche und internationale Politik, 4, S. 97–104.

    Google Scholar 

Download references

Author information

Authors and Affiliations

Authors

Corresponding author

Correspondence to Lisa Dillinger .

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 2023 Der/die Autor(en), exklusiv lizenziert an Springer-Verlag GmbH, DE, ein Teil von Springer Nature

About this chapter

Check for updates. Verify currency and authenticity via CrossMark

Cite this chapter

Dillinger, L., Drerup, J., Knobloch, P.D.T., Nielsen-Sikora, J. (2023). Einleitung. In: Jim Knopf, Gonzo und andere Aufreger. Kindheit – Bildung – Erziehung. Philosophische Perspektiven. J.B. Metzler, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-66180-2_1

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-662-66180-2_1

  • Published:

  • Publisher Name: J.B. Metzler, Berlin, Heidelberg

  • Print ISBN: 978-3-662-66179-6

  • Online ISBN: 978-3-662-66180-2

  • eBook Packages: J.B. Metzler Humanities (German Language)

Publish with us

Policies and ethics