Zusammenfassung
Seit Luther hat das Wort des Alten und Neuen Testaments wieder das entscheidende Gewicht bekommen, das ihm zukommen muß, wenn der christliche Glaube, und mit ihm die Theologie, auf etwas Gesagtem und Niedergeschriebenem beruht, auf einem Buch, der Heiligen Schrift, in deren Wort sich Gott durch Jesus Christus und die Propheten des Alten Testaments offenbart haben soll. Auch wer nicht an den verbalen Inspirationscharakter der Bibel glaubt, kann als Theologe nicht umhin, sie philologisch wörtlich zu nehmen — sei es auch nur, um die historisch bedingten und mythischen Elemente als solche zu erkennen und so das Wesentliche der christlichen Verkündigung, ohne Einkleidungen, Zutaten und Entstellungen, interpretierend herauszustellen. Die Heilige Schrift verlangt einen aufhorchenden Leser, das gesprochene Befehlswort Gottes einen gehorsamen Hörer. Dieser auf Gottes Wort gehorsam hörende Leser ist aber ein gefallener, gottloser, ungöttlicher Mensch und darum als angesprochener Fürsprecher Gottes — als »Theo-loge« — in einer fundamentalen Verlegenheit.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Similar content being viewed by others
Notizen
Vgl. Rudolf Bultmann, Welchen Sinn hat es, von Gott zu reden? und Der Begriff des Wortes Gottes im Neuen Testament; beides in: R. Bultmann, Glauben und Verstehen. Gesammelte Aufsätze. Tübingen: Mohr, Bd. I, 1933 [2. Aufl. 1954].
Vgl. Karl Barth, Ludwig Feuerbach, in: Zwischen den Zeiten 5 (1927), S. 11–40.
Siehe dazu Max Warburg, Zwei Fragen zum » Kratylos« (= Neue philologische Untersuchungen, 5. Heft, 1929).
Bruno Snell, Die Entdeckung des Geistes. Studien zur Entstehung des Geistes bei den Griechen. Hamburg: Ciaassen, 3. erw. Aufl. 1955, Kap. XI, S. 258 ff., vor allem S. 269.
Franz Kafka, Von den Gleichnissen [Erzählung aus dem Nachlaß], zuerst in: Kafka, Beschreibung eines Kampfes, Prag 1936, S. 96 [in: Gesammelte Werke, Frankfurt a. M.: S. Fischer, Bd. 7, 1954, S. 96].
Editor information
Rights and permissions
Copyright information
© 2022 Springer-Verlag GmbH Deutschland
About this chapter
Cite this chapter
Löwith, K., von Stichweh, K., de Launay, M.B. (2022). Die Sprache als Vermittler von Mensch und Welt. In: Stichweh, K., de Launay, M.B. (eds) Sämtliche Schriften. J.B. Metzler, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-65912-0_11
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-662-65912-0_11
Publisher Name: J.B. Metzler, Berlin, Heidelberg
Print ISBN: 978-3-662-65911-3
Online ISBN: 978-3-662-65912-0
eBook Packages: J.B. Metzler Humanities (German Language)