Zusammenfassung
Das deutsche Bildungssystem zeichnet sich durch eine Vielzahl von Übergangsstellen aus. An ihnen werden Bildungsentscheidungen getroffen, mit denen teilweise irreversible, teilweise später noch revidierbare biografische Weichen gestellt werden. Solche Gelenkstellen verknüpfen die individuellen Bildungslebensverläufe mit den institutionellen Strukturen des Bildungssystems zu einer Art „Übergangsregime“ (Blaich 2021, S. 262). Übergangsstellen verflechten Bildungseinrichtungen miteinander oder das Bildungs- mit dem Beschäftigungssystem. Wie nicht zuletzt die aktuelle (Über-)Akademisierungsdebatte zeigt, ist insbesondere der Zugang zur Hochschule eine bildungs- und arbeitsmarktpolitisch prominente Übergangsstelle. Denn die Hochschule ist historisch ungebrochen diejenige Institution, welche in der Hierarchie der Bildungsabschlüsse zu den Zertifikaten und Titeln mit der höchsten Berechtigungsfunktion und Statusreputation führt, welche die höchsten monetären und nichtmonetären Bildungserträge versprechen. Ein zentraler nichtmonetärer Bildungsertrag besteht in dem (komplexen) Zusammenhang zwischen Bildung und Gesundheit (zur Bildungsertragsforschung vgl. Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2018, Kapitel H). Bildung ist auch eine Ressource für die individuelle Lebensführung und das Gesundheitsbewusstsein und hat einen positiven Einfluss auf verschiedene Gesundheitsindikatoren (z. B. Lebenserwartung).
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Notes
- 1.
Neben der sozialen Herkunft gibt es natürlich auch andere Faktoren der Ungleichheit im Bildungssystem, auf die hier nicht weiter eingegangen wird, so u. a. das Geschlecht, der Migrationsstatus oder die Region.
- 2.
Als sekundäre Herkunftseffekte wird der leistungsunabhängige Einfluss der sozialen Herkunft auf Bildungs(weg)entscheidungen bezeichnet, sei es durch die Eltern, sei es durch die Schule.
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Wolter, A. (2022). Übergänge zur Hochschule und Studienverläufe: individuelle und soziale Herausforderungen unter besonderer Berücksichtigung gesundheitlicher Beeinträchtigungen. In: Timmann, M., et al. Handbuch Studentisches Gesundheitsmanagement - Perspektiven, Impulse und Praxiseinblicke. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-65344-9_26
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