Akademische Freiheit und die Verantwortung des Wissenschaftlers für epistemische Produktivität

Zusammenfassung

Die Wissenschaft ist frei: Dieses – in Deutschland sogar im Grundgesetz verankerte – Prinzip wird selten hinterfragt oder auf seine genaue Bedeutung hin abgeklopft. Doch die vermeintliche Selbstverständlichkeit im Umgang mit dem Thema erschwert die Erarbeitung eines zeitgemäßen Wissenschaftsfreiheitskonzeptes. Es bedarf vielmehr der Vermittlung und Differenzierung, um die Idee von der Freiheit der Wissenschaft zukunftstauglich zu machen – zumal in Zeiten, in denen die Wissenschaft sich massiv verändert und zu einem zunehmend personen- und finanzintensiven, von äußeren Interessen durchdrungenen, weltumspannenden Unterfangen wird. Dieser Essay will einen Beitrag dazu leisten: Er erläutert gängige philosophische Argumente für die Freiheit der Wissenschaft, führt Überlegungen ins Feld, die für eine Beschränkung der Wissenschaft sprechen und versucht zwischen beiden Polen zu vermitteln. Eine zentrale These lautet: Schlechte (im Sinne von: unproduktive) Wissenschaft kann bestimmte Freiheiten verwirken.