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Sprechgeschwindigkeit am Textanfang: Kontrastive Analyse von Lesetexten verschiedener Textsorten

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Textanfänge

Zusammenfassung

Dieser Beitrag befasst sich mit zwei Begriffen, die auf den ersten Blick leicht verständlich erscheinen, aber dennoch Probleme bereiten, wenn man versucht, sie zu definieren: Textanfang und Sprechgeschwindigkeit. Über den Anfang eines Textes lässt sich Vieles sagen, ebenso darüber, ob eine Person schnell spricht oder nicht. Aber bei beiden Themen sind die Bezugsgrößen unklar: Was ist überhaupt der Textanfang? Wo beginnt er und wo endet er? Was bedeutet schnelles Sprechen? Und wie kann man Sprechgeschwindigkeit messbar machen? Dieser Beitrag will versuchen, anhand zweier Texte den Textanfang aus einer phonetischen Perspektive heraus zu beschreiben, um so für Klarheit in diesen Fragen zu sorgen.

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Notes

  1. 1.

    Mögliche Variablen für die Überprüfung dieser Hypothese sind unter anderem Alter, Geschlecht, Herkunft sowie Bildungsgrad. Für diesen Beitrag wurde eine Sprechergruppe ausgewählt, die sich hinsichtlich des Geschlechts in zwei Gruppen einteilen lässt. In Bezug auf die weiteren genannten Variablen bildet das Sample eine homogene Gruppe (vgl. Abschnitt 3.1). Da sich die Frage nach der soziolinguistischen Differenzierung aber grundsätzlich und nicht nur in Bezug auf das Geschlecht stellt, ist die Hypothese hier bewusst allgemein gehalten.

  2. 2.

    Nicht erwähnt wird die Sprechgeschwindigkeit beispielsweise in den folgenden Einführungen in die Phonetik und/oder Phonologie des Deutschen: Altmann und Ziegenhain (2007); Becker (2012); Fuhrhop und Peters (2013); Grassegger (2001); Hengartner und Niederhauser (1993); Rausch und Rausch (1991) und Wiese (2011). Auch im Metzler Lexikon Sprache (Glück 2010) und im Lexikon der Sprachwissenschaft (Bußmann 2008) gibt es keinen Eintrag zum Thema Sprechgeschwindigkeit. Marginale Erwähnung findet die Sprechgeschwindigkeit hingegen bei Pétursson und Neppert (1996), Pompino-Marschall (2009) und Staffeldt (2010). Etwas ausführlicher wird die Sprechgeschwindigkeit bei Schwitalla (2006) behandelt.

  3. 3.

    Da dieser Artikel die Sprechgeschwindigkeit im Deutschen behandelt, werden Publikationen, die sich mit anderen Sprachen als dem Deutschen beschäftigen, nicht berücksichtigt, es sei denn, es handelt sich um kontrastive Studien zum Deutschen oder um methodologisch wichtige Erkenntnisse, die sich auf das Deutsche übertragen lassen.

  4. 4.

    Im Original werden die Begriffe „vitesse de parole“ für die SG und „vitesse d’articulation“ für die AG verwendet (Grosjean und Deschamps 1972, S. 131 f.).

  5. 5.

    Es handelt sich hierbei um den Mittelwert von 86 Sprechern. Zu Alter, Geschlecht, Herkunft o.ä. der Sprecher gibt es allerdings keine weiterführenden Angaben.

  6. 6.

    Er unterscheidet zwischen „Schreiblese“, „Spreche“ und „Sprechlese“. Dabei bezeichnet „Schreiblese“ das Vorlesen eines schriftsprachlich konzipierten Textes, „Spreche“ einen mündlichen Bericht und „Sprechlese“ das Vorlesen des Transkripts der Spreche (Geißner 1988, S. 53). Insgesamt wurden 19 Sprecher aufgenommen und analysiert, davon acht Frauen und elf Männer (Geißner 1988, S. 53). Die Ergebnisse der Spreche werden hier nicht näher erläutert, da dieser Beitrag sich auf das Vorlesen verschiedener Texte konzentriert.

  7. 7.

    Hier sind nur die Werte für die deutschen Nachrichtensendungen berücksichtigt. Die Werte aus schweizerdeutschen Nachrichtensendungen bleiben unberücksichtigt, um die Vergleichbarkeit der Werte zu wahren. Für eine ausführliche Diskussion der prosodischen Merkmale des Deutschen in Deutschland, Österreich und der Schweiz sei an dieser Stelle auf die entsprechende Monographie von Ulbrich (2005) verwiesen.

  8. 8.

    Hierbei handelt es sich um eine Messung von sechs Dialogpaaren, das heißt von zwölf Personen.

  9. 9.

    Die Interviews bilden das Korpus für eine umfangreichere Arbeit. Da hier nur zwei der Lesetexte behandelt werden, wird an dieser Stelle nicht weiter auf die Interviews eingegangen. Insgesamt lasen die Probanden drei Texte vor, zwischen jedem Text gab es eine Dialogphase und gegen Ende haben die Probanden ein Bild beschrieben.

  10. 10.

    Da der Median statistisch stabiler als das arithmetische Mittel ist, wird hier mit wenigen Ausnahmen mit dem Median und nicht mit dem Mittelwert gearbeitet.

  11. 11.

    Diatopische Unterschiede sind naheliegend, und diese genauer zu betrachten, wäre sicherlich wünschenswert. Hier geht es nicht darum, diatopische Unterschiede auszuschließen, sondern es geht vielmehr darum abzusichern, dass mögliche Unterschiede nicht primär auf diesen Parameter zurückzuführen sind.

  12. 12.

    Es handelt sich um den ersten Teil des Kapitels „Das Laufband: Freund oder Feind?“ aus „Die Leiden einer jungen Kassiererin“ von Anna Sam, in der Übersetzung von Elisabeth Liebl (Sam 2010, S. 90 f.).

  13. 13.

    Den Probanden wurde der Ausschnitt des Vertrages vom Beginn bis zu Artikel 2, Absatz 1 vorgelegt (Amt für Veröffentlichungen der Europäischen Union 2007, S. 10 f.).

  14. 14.

    Der zweite Text ist ein juristischer Fachtext mit spezieller Lexik und Syntax. Auf welche Besonderheit Unterschiede in der Sprechgeschwindigkeit im Vergleich zu Text 1 konkret zurückzuführen sind, kann im Rahmen dieses Beitrags nicht geklärt werden. Hierfür wären weitere Untersuchungen nötig.

  15. 15.

    Die hier beschriebenen Ergebnisse finden sich zusammengefasst im Anhang in den Tab. 1–18. Die Werte, die hier im Text verwendet werden wie auch die Werte in den Tabellen sind im Zuge einer besseren Lesbarkeit auf zwei Nachkommastellen gerundet.

  16. 16.

    Sowohl hier als auch im weiteren Verlauf werden die Sprecher ausgewählt, deren Ergebnisse am höchsten respektive am niedrigsten sind.

  17. 17.

    Die vokalischen Elemente werden in drei Gruppen eingeteilt: in die Gruppe der Diphthonge, die sowohl die phonologischen Diphthonge als auch die phonetischen Diphthonge, die aus einem Vokal und einem vokalisierten „r“ bestehen, umfasst, in die Gruppe der Langvokale und in die Gruppe der Vokale, die sowohl die Kurzvokale wie auch die nicht explizit als Langvokale markierten Vokale umfasst. Diphthonge werden dabei als ein einzelner Laut aufgefasst; bezüglich der Frage, ob Diphthonge bi- oder monophonematisch zu werten sind, sei an dieser Stelle auf Wiese (2011, S. 50) verwiesen. Das Wort „Vokal“ bezieht sich im Folgenden auf Kurzvokale und nicht explizit als Langvokale markierte vokalische Elemente. Um die drei Vokalarten gemeinsam zu beschreiben, wird der Begriff „vokalische Elemente“ verwendet.

  18. 18.

    Vgl. Abschnitt 4.1.1.

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  • Wiese, R. (2011). Phonetik und Phonologie. (= UTB, 3354). Paderborn: Fink.

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Anhang

Anhang

Tab. 1: Messwerte Text 1 Pausen (Gesamttext)
Tab. 2: Messwerte Text 1 Pausen (Textanfang A)
Tab. 3: Messwerte Text 1 Pausen (Textanfang B)
Tab. 4: Messwerte Text 2 Pausen (Gesamttext)
Tab. 5: Messwerte Text 2 Pausen (Textanfang A)
Tab. 6: Messwerte Text 2 Pausen (Textanfang B)
Tab. 7: Messwerte Text 1 Silben (Gesamttext)
Tab. 8: Messwerte Text 1 Silben (Textanfang A)
Tab. 9: Messwerte Text 1 Silben (Textanfang B)
Tab. 10: Messwerte Text 2 Silben (Gesamttext)
Tab. 11: Messwerte Text 2 Silben (Textanfang A)
Tab. 12: Messwerte Text 2 Silben (Textanfang B)
Tab. 13: Messwerte Text 1 Laute (Gesamttext)
Tab. 14: Messwerte Text 1 Laute (Textanfang A)
Tab. 15: Messwerte Text 1 Laute (Textanfang B)
Tab. 16: Messwerte Text 2 Laute (Gesamttext)
Tab. 17: Messwerte Text 2 Laute (Textanfang A)
Tab. 18: Messwerte Text 2 Laute (Textanfang B)

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Freihaut, A. (2021). Sprechgeschwindigkeit am Textanfang: Kontrastive Analyse von Lesetexten verschiedener Textsorten. In: Daux-Combaudon, AL., Schneider, R. (eds) Textanfänge. Linguistik in Empirie und Theorie/Empirical and Theoretical Linguistics. J.B. Metzler, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-62488-3_12

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-662-62488-3_12

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  • Publisher Name: J.B. Metzler, Berlin, Heidelberg

  • Print ISBN: 978-3-662-62487-6

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