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Zusammenfassung

Der deutsche Föderalismus beruht heute auf 16 Ländern unterschiedlicher, aber vergleichbarer und historisch kontinuierlicher Dimensionen. Voran gingen freilich einschneidende Veränderungen, gipfelnd 1947 in der Auflösung Preußens durch die Alliierten und vorbereitet durch Eingriffe der NS-Zeit. Denn das Deutsche Kaiserreich bestand zu mehr als der Hälfte aus Preußen, das damit eine hegemoniale Stellung einnahm und ein föderatives System eigener Art prägte. Mit dem Wegfall der Monarchie und der Vorbereitung einer republikanischen Verfassung stellte sich deshalb ein Neugliederungsproblem. Hugo Preuß erarbeitete dafür das Modell einer grundsätzlichen Gleichordnung mehrerer Ebenen und verankerte es in der Weimarer Verfassung, auch wenn die Neugliederung nur ansatzweise gelang. Aber zugleich wurde damit dem „Souveränismus“ eine Absage erteilt. Das ist heute für die Einordnung der Bundesrepublik Deutschland in die Europäische Union von Bedeutung.

Abstracts

German federalism actually is based on 16 Länder (united states) with different, but comparable and historical constant dimensions. Although, before this there were incisive changes, culminating 1947 in the dissolution of Prussia, ordered by the allied powers and prepared in the Nazi period. In the German Empire, more than the half consisted in Prussia which, for that reason, had a hegemonial position and created a special type of a federal system. Therefore, after the abolition of the monarchy and the preparation of a republican constitution, raised the problem of a new division. In that context, Hugo Preuss developed the model of a principally equal position of the different levels, and integrated it into the Weimar Constitution. Nevertheless, the new division succeeded only in a very incomplete way. But in the same time, that meant a negation of “sovereignism”. Nowadays this is important for the integration of Germany in the European Union.

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Notes

  1. 1.

    Art. 51 II GG, infolge der Wiedervereinigung durch den Einigungsvertrag 1990 geändert.

  2. 2.

    Die Literatur dazu ist auch in neuerer Zeit umfangreich, vgl. nach den grundlegenden Vorschlägen des Luther-Ausschusses 1955 und der Ernst-Kommission 1973 insb. Greulich (1995), mit umfassenden Nachweisen.

  3. 3.

    Zu diesem für die Frühphase der Bundesrepublik einschneidenden Konflikt BVerfGE 1,14 ff.

  4. 4.

    Namentlich BVerfGE 4,256 (Lippe); 5,34 (Baden); 5,56 (Südhessen); 6,20 (Lübeck); 13,54 (Groß-Hessen) – alle letztlich ohne Erfolg.

  5. 5.

    Der Volksentscheid vom 5.5.1996 ergab die Ablehnung durch die Mehrheit in Brandenburg.

  6. 6.

    BVerfGE 96,139.

  7. 7.

    Gesetz Nr. 46 des Alliierten Kontrollrats vom 25.2.1947, Amtsblatt des Kontrollrats Nr. 14 vom 31.3.1947, S. 266.

  8. 8.

    So wurde zwar die Freie Hansestadt Lübeck Preußen zugeschlagen, die Hansestädte Bremen und Hamburg profitierten jedoch durch Gebietsgewinne, die ihre heutige Existenzfähigkeit begründeten.

  9. 9.

    Zur Neugliederung Art. 18 WRV, zur Stimmenbegrenzung Preußens Art. 61 I 4, zur Stimmberechtigung der preußischen Provinzen Art. 63 I 2 WRV.

  10. 10.

    Signifikant insofern die Präambeln erst der Verfassung des Norddeutschen Bundes vom 16.4.1867 (BGBl. S. 2), dann der Verfassung des Deutschen Reichs vom 16.04.1871 (RGBl. S. 63).

  11. 11.

    Zu dieser Kontroverse unter Betonung der nationalstaatlichen Sichtweise Huber (1988/1963, S. 777 ff. und 786 ff.); vgl. zur Gegenposition Max von Seydels neuerdings Delledonne (2019, S. 165–184).

  12. 12.

    Art. 11, 15 der Verfassung.

  13. 13.

    Dazu die Beiträge in Lehnert (Hg.) (2011), insb. von Dreyer 279 ff., Wittreck 317 ff.; auch Lehnert und Schefold (2015, S. 50 ff. und 61 ff.).

  14. 14.

    RGBl. S. 169, jetzt in: Preuß (2015, S. 547).

  15. 15.

    Hugo Preuß, Artikel 18 der Reichsverfassung. Seine Entstehung und Bedeutung (1922), jetzt in: Preuß (2015, S. 297 f.) und eingefügt in die nach Preuß‘ Tod von Gerhard Anschütz 1928 herausgegebene Schrift über Reich und Länder, jetzt in Preuß (2015, S. 298 ff.).

  16. 16.

    So namentlich angesichts der separatistischen Tendenzen in Bayern unter Kurt Eisner, vgl. die Beratungen im Reichsamt des Innern am 25.01.1919, jetzt in: Preuß 2015/1919, S. 163 (169,173 ff.) und dazu Preuß‘ Kommentar, 186 f., sowie in Reich und Länder, Preuß 2015/1928, S. 406, und in: Um die Reichsverfassung von Weimar, Preuß (2008/1924, S. 367/410).

  17. 17.

    Vgl. Preuß (1999/1889, insb. VI, 100 ff.): „Das Spinnennetz des veralteten, zeitwidrigen Souveränitätsbegriffs zu zerreißen.“ Vgl. allerdings die Antikritik von Albert Hänel (1890, S. 457 und 469 ff.).

  18. 18.

    Dieser offenkundige Textbefund war bei der Beratung des Grundgesetzes durchaus bewusst, vgl. die Entstehungsgeschichte, in: von Doemming et al. (1951, S. 229 ff.).

  19. 19.

    Die meisten Kommentierungen des Art. 25 GG gehen auf das von Hugo Preuß entwickelte Konzept nicht ein.

  20. 20.

    „Von dem Willen beseelt, als gleichberechtigtes Glied in einem vereinten Europa dem Frieden der Welt zu dienen“.

  21. 21.

    BVerfGE 123, 267 (349).

  22. 22.

    Allenfalls kann der Hinweis auch auf Art. 79 III im 1992 eingefügten neuen Art. 23 I Satz 3 GG als (nachträgliche) Integrationsbegrenzung verstanden werden. Aber auch diese bezieht sich nur auf die in Art. 79 III GG genannten Verfassungsgrundsätze, nicht auf das Souveränitätsprinzip.

  23. 23.

    So die Formulierung von Art. 1 II EU-Vertrag, die bis auf den Vertrag von Maastricht zurückgeht und „engere Beziehungen zwischen den Staaten“ gem. Art. 1 EWG-Vertrag von 1957 in diesem Sinn weiter entwickelt hat.

  24. 24.

    Insofern scheint mir die kritische Einführung dieses Begriffs in die Thematik unserer Tagung gerechtfertigt und auch im Sinn zahlreicher deutscher Stimmen; hingewiesen sei auf Zürn (2011, S. 258 und 266); für meine eigene Position darf ich auf Schefold (2012, S. 49) verweisen.

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Schefold, D. (2021). Preußen im deutschen Föderalismus. In: Ferrari, G.F., Moraldo, S.M. (eds) Deutschland zwischen europäischer Integration und Souveränismus – La Germania tra integrazione europea e sovranismo. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-60913-2_6

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