Zusammenfassung
Was genau bedeutet es, in einer „digitalen“ Welt zu leben? Was macht das „Digitale“ in unserer modernen Welt aus und wie gut sind wir dafür gerüstet? Wenn wir über die Veränderungen nachdenken, die die „digitale Revolution“ seit Beginn dieses Jahrtausends für unser Leben bedeutet und in der Zukunft ganz sicher noch bereithalten wird, betrachten wir diesen Wandel meist als Zwischenergebnis eines technisch begründeten Fortschritts. Technische Neuerungen, Erkenntnisse und Möglichkeiten nehmen beständig Einfluss darauf, wie wir denken, wie wir kommunizieren und unsere Beziehungen leben, kurz auf unser gesamtes Leben. Dabei gehen wir vielfach davon aus, dass sich technische Kategorien im Kontext eines (natur-)wissenschaftlich geprägten Weltbildes auf gesellschaftliche und soziale Lebenswelten übertragen lassen, und nehmen mögliche Schwierigkeiten als Reibungsverluste oder Übergangsphänomene hin. Dass sich Apparate aber anders verhalten als Organismen, ist deutlich mehr als eine Binsenweisheit, wenn wir darüber nachdenken wollen, wie aus technischen Erkenntnissen bzw. Möglichkeiten soziale Realität und eine weiterhin menschliche Zukunft entstehen soll.
Man muss jemand sein, bevor man etwas mitzuteilen hat (Jaron Lanier).
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Notes
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Smombies – Jugendwort des Jahres 2015, Mischung aus Smartphone und Zombie bezeichnet Menschen, die sich durch den permanenten Gebrauch ihres Smartphones kaum noch auf ein menschliches Gegenüber konzentrieren können.
- 3.
Die Vielfältigkeit einer solchen modernen Entwicklung zeigte der Soziologe Ulrich Beck bereits in den 1980er Jahren auf: Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne, Suhrkamp, Frankfurt 2015.
- 4.
Vgl. dazu auch die Kolumne von Gerow von Randow: Technik verblödet? 23. Mai 2014 auf ZEIT Online.
- 5.
Vgl. auch meine Ausführungen zur Kritik an sozialen Netzwerken in meinem Buch: Auf die Freundschaft. Eine philosophische Begegnung oder wie Menschen zu Freunden werden, Ludwig, München 2014.
- 6.
Ein Begriff, den Evgeny Morozov in seinem Buch Smarte neue Welt. Digitale Technik und die Freiheit des Menschen einführt: „Das Bestreben, alle komplexen sozialen Zusammenhänge so umzudeuten, dass sie entweder als genau umrissene Probleme mit ganz bestimmten, berechenbaren Lösungen oder als transparente, selbstevidente Prozesse erscheinen, die sich – mit den richtigen Algorithmen! – leicht optimieren lassen, wird unerwartete Folgen haben. … Ich bezeichne die Ideologie, die derartige Ansprüche legitimiert und sanktioniert, als ‚Solutionismus‘“ (Morozov 2013, S. 25).
- 7.
Hier sei auch auf den Begriff Hannah Arendts verwiesen, die in ihrem Werk „Vita activa“ auf die „Zwischenräume“ menschlicher Beziehungen als die eigentlichen Orte politischen Handelns verwies, in: Hannah Arendt: Vita activa oder vom tätigen Leben, München 1992.
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Zu dieser Ambivalenz lohnen sich die Ausführungen von Kathrin Passig und Sascha Lobo in ihrem Buch: Internet. Segen oder Fluch, Berlin 2012.
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Der Kodex findet sich auf der Internetseite des Instituts der Praxis für Philosophie in Darmstadt, das von Gernot Böhme geleitet wird: http://www.ipph-darmstadt.de/aktuelles/.
Literatur
Arendt H (1992) Denken ohne Geländer. Piper, München
Aristoteles (1969) Nikomachische Ethik. Reclam, Stuttgart
Beck U (1986) Die Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne. Suhrkamp, Frankfurt a.M.
Böhme G (2014) Darmstädter Kodex für den privaten Internetgebrauch
Descartes R (2009) Meditationes. Meiner Verlag, Hamburg
Gassen K, Landmann M (Hrsg) (1958) Buch des Dankes an Georg Simmel. Suhrkamp, Berlin
Heidegger M (1959) Gelassenheit. Stuttgart, S 13, vertiefend dazu S 21/22
Heidegger M (2008) Gelassenheit. Klett Cotta, Stuttgart
Jaspers K (2004) Was ist Philosophie? In: Einführung in die Philosophie. Piper, München
Kant I (1974) Kritik der praktischen Vernunft. Meiner Verlag, Hamburg (Lehrsatz IV, §8)
Kant I (1999) Was ist Aufklärung? Ausgewählte kleine Schriften. Meiner Verlag, Hamburg
Klotz H (1994) Kunst im 20. Jahrhundert. Moderne – Postmoderne – zweite Moderne. Beck, München
Lanier J (2012) Gadget. Warum die Zukunft uns noch braucht. Suhrkamp, Frankfurt
Lobo S, Passig K (2012) Internet. Segen oder Fluch. Rowohlt, Berlin
Morozov E (2013) Smarte neue Welt. Digitale Technik und die Freiheit des Menschen. Blessing, München
Platon (1957) Apologie. Gesammelte Werke Bd. 1. Reinbek bei Hamburg, S 13
Platon (1958a) Sophistes, Gesammelte Werke Bd. 4. Reinbek bei Hamburg
Platon (1958b) Phaidros, Gesammelte Werke Bd. 4. Reinbek bei Hamburg
Platon (1958c) Politeia, Gesammelte Werke Bd. 3. Reinbek bei Hamburg
Platon (1968) Politeia. Gesammelte Werke, Bd. 4. Reinbek bei Hamburg
von Randow G (2014) Technik verblödet? 23. Mai 2014, Kolumne auf ZEIT Online.
Rousseau J-J (1986) Gesellschaftsvertrag. Stuttgart
Rousseau J-J (2006) Emile oder Über die Erziehung. Stuttgart
Schmidt I (2014) Auf die Freundschaft. Eine philosophische Begegnung oder was Menschen zu Freunden macht. München
Simmel G (1987) Das individuelle Gesetz. Philosophische Exkurse. Hrsg. von Michael Landmann. Frankfurt a.M.
Simmel G (2003a) Die Großstädte und das Geistesleben, in: Ottheim Rammstedt/David Frisby: ufsätze und Abhandlungen 1901–1918. Hrsg. von Klaus Latzel Bd. II. Frankfurt a.M.
Simmel G (2003b) Die Philosophie des Geldes. Hrsg. von Ottheim Rammstedt. Frankfurt a.M.
Spitzer M (2012) Digitale Demenz. Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen. München
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Schmidt, I. (2017). Was ist ein gutes Leben in einer digitalen Welt?. In: Hildebrandt, A., Landhäußer, W. (eds) CSR und Digitalisierung. Management-Reihe Corporate Social Responsibility. Springer Gabler, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-53202-7_81
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