Zusammenfassung
Erziehungswissenschaftliche Praktika sind nicht nur in Studiengänge und Praktikumsorganisationen eingebunden, sondern gleichzeitig in gesellschaftliche Geschlechterordnungen. Der Beitrag begibt sich auf Spurensuche zu Bezügen zwischen Geschlecht und Praktikum, skizziert Geschlechterverhältnisse, untersucht Geschlechterordnungen im Arbeitsmarkt- und Professionalisierungsdiskurs, konkretisiert geschlechterreflexive Perspektiven auf Praktika und formuliert Schlussfolgerungen zur Re-Organisation von Geschlechterordnungen in erziehungswissenschaftlichen Praktika.
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Notes
- 1.
Der folgende Text nimmt Praktika in erziehungswissenschaftlichen Studiengängen jenseits des Lehramts in den Blick, so bspw. BA- und MA-Studiengänge „Erziehungs- und Bildungswissenschaft“.
- 2.
Im Standardwerk „Pädagogische Professionalität“ von 1996 fand sich zumindest noch ein Kapitel zu Professionalität und Geschlechterverhältnis (vgl. Rabe-Kleberg, 1996), dies ist jedoch eine Ausnahme in einem sich überwiegend geschlechtsneutral präsentierenden (vgl. Helsper, 2021; Schütze, 2021; Dinkelaker et al., 2021) Diskurs.
- 3.
So bspw. das im interaktionistischen Professionalisierungsdiskurs formulierte „pädagogische Grunddilemma: Einerseits hat jede Intervention das Ziel, die Autonomie der Klientinnen und Klienten zu stärken oder wiederherzustellen, andererseits ist jede Intervention zugleich ein Eingriff in die Autonomie der Klient/inn/en“ (Fuchs-Rechlin, 2014, S. 45).
- 4.
Im differenztheoretischen Professionalitätsverständnis werden auf der Handlungsebene Entscheidungszwang vs. Begründungsverpflichtung, auf der Wissensebene unterschiedliche Wissensformen und auf Beziehungsebene berufsbezogen-rollenförmige vs. diffuse Sozialbeziehungen thematisiert (vgl. Männle, 2013, S. 24).
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Männle, I. (2023). Geschlecht: (K)ein Thema im Praktikum? Organisation von Geschlechterordnungen in erziehungswissenschaftlichen Praktika. In: Heidelmann, MA., Storozenko, V., Wieners, S. (eds) Forschungsdiskurs und Etablierungsprozess der Organisationspädagogik. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-40997-5_7
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