1 Einleitung

1.1 Herausforderungen und Chancen der digitalen Transformation

Die Digitalisierung und damit verbundene Transformation betrifft die Privatwirtschaft, den öffentlichen Sektor und die Gesellschaft in fast allen Bereichen des Lebens. Daher ist die Notwendigkeit der digitalen Transformation zentraler Diskussionspunkt sowohl in der öffentlichen Debatte als auch in Wissenschaft und Wirtschaft. Die Digitalisierung eröffnet viele Chancen. Durch die Schnelligkeit, Komplexität, Interdisziplinarität und Globalität, die sie mit sich bringt, sehen sich Unternehmen aber auch wachsenden Herausforderungen gegenüber. Dennoch hat die digitale Transformation nicht nur das Potential, die klassische Betriebswirtschaft radikal zu verändern, sondern sie durch innovative Wege der intelligenten und nachhaltigen Beschaffung, Abwicklung und Verarbeitung von Geschäftsvorgängen neu zu definieren.

Dabei ist nicht jedes neu eingeführte Tool oder die Erneuerung oder Optimierung von IT mit einer digitalen Transformation gleichzusetzen. Digitale Werkzeuge, Applikationen und Technologien eröffnen die notwendigen Gestaltungsspielräume für Unternehmen: Technologien wie Cloud Computing, künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen ermöglichen eine weitgehende Automatisierung und Autonomie von Standardabläufen in Unternehmen. Die digitale Transformation bedeutet einen Umbruch, der sich durch ganze Unternehmens- und Wirtschaftsbereiche zieht.

Schnelligkeit

Mit dem Fortschreiten der digitalen Transformation nimmt die Geschwindigkeit zu, mit der sich unsere Welt verändert. Insbesondere die Zeitspanne, die neue Technologien benötigen, um sich durchzusetzen, hat sich im vergangenen Jahrhundert stetig verringert. Während das Telefon noch 75 Jahre benötigte, um 100 Mio. Nutzer zu erreichen, brauchte das Mobiltelefon dafür nur noch 16 Jahre. Der Messenger-Dienst WhatsApp überschritt diese Marke bereits nach zwei Jahren (OECD 2017, S. 135).

Natur- und Gesundheitskrisen, politische Auseinandersetzungen sowie wirtschaftliche Umschwünge und sich ständig ändernde Kundenanforderungen führen immer mehr dazu, dass Unternehmen in digitale Innovationen investieren müssen, um agiler und flexibler auf Veränderungen reagieren zu können. Wie fragil Lieferketten sind, hat sich während der Corona-Pandemie gezeigt, als diese teilweise zum Erliegen kamen.

Das bedeutet auch, dass die gesamte IT-Landschaft darauf ausgerichtet sein muss, sich schnell an Geschäftsabläufe anpassen zu können. Wenn Unternehmen modulare integrierte Systeme in der Cloud betreiben und daher schnell erweitern und skalieren können, sind sie der Geschwindigkeit heutiger Innovationszyklen und der Marktvolatilität gewachsen.

Komplexität

Bereits alltägliche Produkte durchlaufen häufig eine komplexe Lieferkette. So müssen für eine einzige Tasse Kaffee 29 Unternehmen in 18 Ländern zusammenarbeiten (The Economist 2020). In zunehmend komplexen Verflechtungen der Wirtschaft wird es immer schwieriger für einzelne Unternehmen, Innovationen am Markt einzuführen. Der klassische Innovationsprozess ist in vielen Bereichen der Wirtschaft nicht mehr linear und in sich geschlossen. Laut Garud et al. (2013) gilt es, Komplexität entlang des Innovationsprozesses nutzbar zu machen. Der Versuch, diese mithilfe linearer Innovationsmodelle zu reduzieren, schränkt dagegen die Möglichkeiten ein, Innovationen hervorzubringen.

Des Weiteren steht häufig nicht mehr nur ein einzelnes Produkt im Mittelpunkt von Innovationsbestreben, sondern vielmehr ein geeignetes Geschäftsmodell, um dem Markt neue Produkte und damit verbundene Services zugänglich zu machen. Wenn wir heute von Innovation sprechen, bezieht sich das häufig nicht mehr nur auf ein Unternehmen, sondern auf das gesamte Ökosystem eines Unternehmens.

Neuartig in zukünftigen Netzwerken ist das Zusammenbringen von Unternehmen unterschiedlicher Branchen und Stufen der Wertschöpfung. Die lückenlose Vernetzung schafft mehr Transparenz und damit Flexibilität und Agilität. Dieser Netzwerkeffekt bringt auch positive Auswirkungen mit sich, beispielsweise durch die Schaffung geschützter Datenräume, die die Zusammenarbeit erleichtern. Catena-X, ein in der Entstehung befindliches Geschäftsnetzwerk der Automobilbranche, hat beispielsweise zum Ziel, die Zusammenarbeit zwischen Lieferanten, Herstellern, Händlern und Logistikdienstleistern zu erleichtern.

Interdisziplinarität

Je komplexer und verwobener Wertschöpfungsprozesse und je spezialisierter die Arbeitsfelder werden, desto interdisziplinärer gestaltet sich die Zusammenarbeit sowohl organisationsintern als auch -übergreifend. Heutige Komplexität ist nur mit interdisziplinären Ansätzen lösbar.

Innerhalb von Organisationen bedeutet das, dass Teams kompetenzübergreifend zusammengesetzt sind. Der positive Einfluss interdisziplinärer Teams auf die Innovationskraft zeigt sich in zahlreichen Untersuchungen, etwa in der Bioökonomie (Borge und Bröring 2017), im Gesundheitswesen (Tierney et al. 2019) oder beim Lernen (Usher und Barak 2020).

Gleichzeitig bringt die zunehmende Spezialisierung die Herausforderung mit sich, digitale Kompetenzen bereits in Schule, Ausbildung und Studium zu vermitteln und anzuwenden sowie Mitarbeitende entsprechend weiterzubilden.

Des Weiteren ändern sich durch die Digitalisierung auch die Aufgaben und Rollen in der Arbeitswelt. Es entstehen zukünftig mehr Berufsfelder, die den Anforderungen der Digitalisierung gerecht werden. Das Berufsbild Data Scientist spiegelt den interdisziplinären Charakter der Digitalisierung wider. Datenwissenschaftler arbeiten nicht allein, sondern vernetzt, um Daten mithilfe intelligenter Technologien nutzbar zu machen und so Mehrwert zu schaffen.

Organisationsübergreifend betrachtet können auch Unternehmen ihre Kompetenzen bündeln, um so wertbringende Innovationen auf den Markt zu bringen. Am Beispiel der Coronakrise legt Chesbrough (2020) dar, dass sich die Herausforderungen unserer Zeit nur mit offenen Innovationssystemen angehen lassen. Nicht nur in Krisenzeiten sind Partnerschaften ein wichtiger Erfolgsfaktor, um ergänzende Kompetenzen zusammenzubringen und damit Innovation voranzutreiben. Dies betrifft sowohl die Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Forschung (Johnson 2018) als auch unternehmensübergreifende Partnerschaften (Ferraris et al. 2021; Lew et al. 2019).

Das erfordert neue Arten der Zusammenarbeit zwischen Organisationen verschiedener Branchen und Wertschöpfungsstufen, um das notwendige Wissen, die Kompetenzen, Ressourcen und Technologien neu kombinieren oder miteinander verzahnen zu können. Herausfordernd hierbei sind rechtliche Rahmenbedingungen, die zum Beispiel Patentrechte einschließen, sowie organisatorische und technologische Hürden.

Es ist ein Schulterschluss zwischen Unternehmen, aber auch mit Forschungs- und Bildungseinrichtungen erforderlich, um die notwendige Bandbreite an Wissen, Kompetenzen, Ressourcen und Technologien zusammenzubringen, um innovative Ideen zu entwickeln. Neue Modelle derartiger Zusammenschlüsse, wie urbane „Co-Working Spaces“ zwischen der SAP und der TU München, sind nur ein Beispiel dafür, wie Projekte von Wissenschaft und Wirtschaft gemeinsam komplexe Fragestellungen lösen können.

Globalität

Die digitale Transformation ist eine globale Transformation. Sie beginnt beim einzelnen Unternehmen und hat einen Effekt auf das Ökosystem, in dem sich das Unternehmen bewegt. Die Digitalisierung ist daher beides, ein Grund und ein Beschleuniger für die Globalisierung der Wirtschaft. Im Wesentlichen beschreibt sie einen Wandel hin zur internet- bzw. cloudbasierten Unternehmensführung.

Auf Unternehmensebene ist das insbesondere daran zu erkennen, dass Abläufe aus der realen Welt digital voll abbildbar sind. Die dadurch ermöglichte Transparenz schafft mehr Agilität und Flexibilität für Unternehmen, ihre Geschäftspartner und Kunden. Entscheidungen können so schneller und auch bereichs-, branchen- und regionenübergreifend getroffen werden, was der steigenden Komplexität in der globalen Wirtschaft entgegenwirkt. Als Beispiel dafür sei die Nachfrage- und entsprechende Beschaffungsplanung sowie das Lieferkettenmanagement großer Konsumgüterhersteller genannt. Hier setzt die Digitalisierung an, verantwortungsvoller und weitsichtiger mit natürlichen und betriebswirtschaftlichen Ressourcen umzugehen – über die eigenen Ländergrenzen hinaus.

Auf Geschäftsmodellebene sind digitale Geschäftsmodelle transferier- und exportierbar, weil Investitionskosten und Einstiegshürden oft geringer sind. Einschränkend werden hingegen rechtliche Rahmenbedingungen, wie beispielsweise regional unterschiedliche Gegebenheiten bezüglich des Datenschutzes, wahrgenommen. Digitale Plattform- und Internetunternehmen sind hierfür Beispiele und sehen sich zusehends rechtlicher, gesellschaftlicher und ethischer Kritik ausgesetzt.

Die globale Vernetzung ermöglicht dagegen, dass nicht nur einzelne Unternehmen effizienter handeln können, sondern – bestenfalls unter sozialen und nachhaltigen Aspekten getroffene – Entscheidungen sich auf die gesamte Wertschöpfungskette auswirken: Das vorher aufgezeigte Beispiel der involvierten Unternehmen für die Herstellung einer Tasse Kaffee veranschaulicht, welchen Hebel mehr Transparenz in einer global vernetzten Welt haben kann.

1.2 Digitale Transformation aus Unternehmenssicht

Mit der Digitalisierung gehen also Schnelligkeit, Komplexität, Interdisziplinarität und Globalität einher. Während die daraus resultierenden Herausforderungen und Chancen über die Wirtschaft hinaus alle Lebensbereiche betreffen, fokussieren wir uns nun auf die Perspektive der Wirtschaft. Über sämtliche Branchen und Unternehmensgrößen hinweg hängt der Erfolg eines Unternehmens im Wesentlichen vom Austausch mit drei Gruppen ab: Kunden, Mitarbeitenden und Partnern. Die Digitalisierung hat die Bedürfnisse von Kunden und Mitarbeitenden sowie die Zusammenarbeit mit Partnern verändert.

Kundenbedürfnisse im Wandel

Ganz gleich, welche Branche wir betrachten, digitale Technologien bringen veränderte Kundenbedürfnisse und Kundenverhalten mit sich. Der Umgang mit neuen Technologien beeinflusst, wie Kunden mit Unternehmen interagieren, was sie von ihnen erwarten und wie sie Produkte und Dienstleistungen konsumieren. Die Customer Journey, sprich der Weg des Kunden vom ersten Kontaktpunkt bis zum Kauf und darüber hinaus, war einmal ein linearer Prozess: Verbraucher wählten ihren Artikel im Ladengeschäft aus, kauften ihn an der Kasse und nahmen ihn mit nach Hause. Heute endet die Customer Journey nicht mehr mit der Kaufabwicklung. Kunden erwarten personalisierte Kontakterlebnisse, die nahtlos über mehrere Berührungspunkte hinweg bereitgestellt werden und die von überall, zu jeder Zeit und auf jedem Gerät verfügbar sind – sei es vor, während oder nach dem Kauf. Um mit den steigenden Kundenanforderungen Schritt zu halten, benötigen Unternehmen ein tiefes Verständnis der Interessen, Vorlieben und Bedürfnisse ihrer Kunden. Gleichzeitig bietet sich ihnen die Chance, sich mithilfe außergewöhnlicher Kundenerlebnisse und neuer Geschäftsmodelle vom Wettbewerb abzusetzen.

Digitale Geschäftsmodelle, wie zum Beispiel Streaming, verändern nicht nur, wie Produkte konsumiert werden, sondern auch, wie und wann sie bestellt und bezahlt werden. Eine zunehmende Verschiebung hin zu „Servitization“ oder „Everything-as-a-Service“ sehen wir nicht nur im B2C-Bereich. Auch auf dem B2B-Markt lassen sich Produkte und Dienstleistungen zunehmend auf Grundlage eines Abonnementgeschäfts (Pay-as-you-go) bzw. des tatsächlichen Nutzungsvolumens (Pay-per-use) anbieten. Unabhängig von Branche, Unternehmensgröße und Zielgruppe gilt es für Unternehmen, sich mit diesen Trends auseinanderzusetzen und auf verändernde Kundenerwartungen einzugehen. Einst hat die Digitalisierung diese Entwicklungen angestoßen, nun bietet sie Unternehmen die Möglichkeit, mit dem steigenden Tempo der Veränderungen Schritt zu halten.

Mitarbeiterbedürfnisse im Wandel

Auch die Bedürfnisse von Mitarbeitenden verändern sich durch die digitale Transformation. In einem von zunehmender Schnelligkeit, Komplexität, Interdisziplinarität und Globalität geprägten Arbeitsalltag sind digitale Mittel notwendig, um Mitarbeiter standortunabhängig miteinander zu vernetzen und den flexiblen Zugang zu Ressourcen zu gewährleisten. Mitarbeitende wünschen sich zunehmend die Freiheit, selbst entscheiden zu können, wo und wie sie arbeiten. In einer bereits vor der Coronakrise durchgeführten Untersuchung zum Wandel der Arbeitswelt gaben bereits 83 % der Befragten an, dass sie sich wünschen, mobil außerhalb des Büros arbeiten zu können (Deloitte 2020).

Zum Arbeiten der Zukunft gehört jedoch weit mehr als ein digitaler Arbeitsplatz. Eine schnelle Anpassung von Mitarbeitenden an neue Herausforderungen ist für den Unternehmenserfolg unerlässlich. Um in einem sich schnell verändernden Umfeld durch digitale Transformation Innovationen zu schaffen, sind agile Methoden der Zusammenarbeit erforderlich, die Effizienz durch Eigenverantwortung und Vertrauen fördern. Denn schnelles Handeln erfordert den Freiraum, Entscheidungen über Führungsebenen hinweg zu treffen. Damit bringt Digitalisierung ein neues Verständnis von Führung mit sich, das nicht nur Mitarbeitende in formalen Führungsrollen betrifft. Daher müssen Mitarbeitende kontinuierlich ihre Kompetenzen weiterentwickeln und erweitern. Was heute Stand der Dinge ist, kann morgen bereits überholt sein. Deshalb gehört es für Unternehmen zur digitalen Transformation dazu, lebenslanges Lernen unter ihren Mitarbeitenden zu fördern. Insbesondere technologische, soziale und emotionale Fähigkeiten sind gefragt (McKinsey Global Institute 2021). Fachwissen bleibt zwar relevant, es ist jedoch nicht ausreichend, um den Herausforderungen der digitalen Transformation erfolgreich zu begegnen. Um sie als Chancen zu nutzen, müssen Menschen mit verschiedenen Fähigkeiten und Perspektiven zusammenarbeiten und ihr Wissen und ihre Fähigkeiten vernetzen.

Partnerschaften im Wandel

Digitale Transformation erfordert nicht nur eine enge Vernetzung innerhalb des eigenen Unternehmens, sondern zudem eine Verzahnung über Unternehmensgrenzen hinweg. Strategische Partnerschaften helfen Unternehmen, die Möglichkeiten der digitalen Transformation auszuschöpfen. Sie sind längst kein „Nice-to-have“ mehr, sie sind ein Muss, um die digitale Transformation als Chance zu nutzen. Denn Digitalisierung bringt Herausforderungen mit sich, die zu komplex sind, um sie in einer schnelllebigen Zeit alleine zu meistern. Gleichzeitig ist jedoch zu beobachten, wie sich Grenzen zwischen einzelnen Unternehmen und verschiedenen Branchen verschieben und sogar auflösen. Mit fortschreitender Digitalisierung verschwimmen klassische Unterscheidungen zwischen Kunden, Lieferanten und Wettbewerbern. Unternehmen, die diese vielschichtigen Beziehungen aktiv fördern, ergänzende Fähigkeiten erkennen und Kompetenzen zusammenführen, profitieren schließlich von dem bereits beschriebenen Netzwerkeffekt. Bei Partnerschaften geht es darum, unterschiedliche Stärken zu kombinieren, wovon am Ende das gesamte Ökosystem profitiert.

Ein Blick darauf, wie sich für Unternehmen der Austausch mit Kunden, Mitarbeitenden und Partnern durch Digitalisierung verändert, verdeutlicht, dass zu einer erfolgreichen digitalen Transformation weit mehr gehört als neue Technologien. Entscheidend ist es, einen Wandel der Geschäftsmodelle, der Unternehmenskultur und der Rolle im eigenen Ökosystem aktiv miteinzuschließen.

1.3 Erfolgsfaktoren für die digitale Transformation

Technologische Entwicklungen haben veränderte Anforderungen an Unternehmen ausgelöst. Gleichzeitig helfen sie dabei, den neuen Anforderungen gerecht zu werden und sie sogar als Chance zu nutzen. Dazu gehört jedoch, neue Technologien entsprechend mehrwertbringend anzuwenden. Bei SAP geht es jeher darum, innovative Technologien zu nutzen, um Geschäftsprozesse zu optimieren, neu zu gestalten und dabei Besonderheiten einzelner Branchen zu berücksichtigen. Die SAP hilft ihren Kunden somit, zu intelligenten Unternehmen zu werden.

Modular und integriert

In der schnelllebigen Welt von heute ist Flexibilität entscheidend. Unternehmen benötigen eine Systemlandschaft, die es ihnen ermöglicht, auf dem Weg zum intelligenten Unternehmen schnell auf geänderte Anforderungen reagieren zu können. Immer mehr Unternehmen entscheiden sich für cloudbasierte Anwendungen auf Basis einer Cloud-Plattform und im Rahmen einer modularen und erweiterbaren Architektur. Ein wesentlicher Vorteil von Cloud-Umgebungen ist ihre Skalierbarkeit. Cloud-Anwendungen weisen außerdem einen hohen Standardisierungsgrad auf, was die regelmäßige Auslieferung von innovativen Funktionalitäten auf breiter Basis ermöglicht. Darüber hinaus können Cloud-Anwendungen über eine vereinende Cloud-Plattform mit zusätzlichen Anwendungen erweitert werden.

Viele Unternehmen fragen sich zudem, wie sie mit ihrer digitalen Transformation beginnen sollen und fürchten einen radikalen Umbau ihrer gesamten IT-Landschaft. Modularität ermöglicht eine schrittweise Anpassung im eigenen Tempo.

Da modulare Systeme eine effiziente Integration erfordern, müssen Unternehmen ihre Infrastruktur stets mit Blick auf ihre durchgängigen Geschäftsprozesse aufbauen. Sie benötigen dafür eine integrierte Plattform, auf der sich Anwendungen nicht nur erstellen und verwalten lassen, sondern die es zudem möglich macht, Daten und Geschäftsprozesse miteinander zu verknüpfen. Die SAP Business Technology Platform erfüllt genau diese Voraussetzungen. Sie unterstützt zahlreiche Integrationsszenarien und bietet somit die optimale Basis für individuelle Prozessinnovation, beispielsweise unter Verwendung des ERP-Cloud-Systems SAP S/4HANA sowie Line-of-Business und Branchenanwendungen der SAP. So ermöglicht die SAP ihren Kunden die Integration von Kernprozessen, die wesentliche Geschäftsabläufe unabhängig der Branchen darstellen: Lead-to-Cash, Design-to-Operate, Source-to-Pay und Recruit-to-Retire. Genau hier liegt der Wert von intelligenten Unternehmen: Durch integrierte Softwarelösungen, die alle Geschäftsabläufe nahtlos abdecken können, sind die Unternehmen in der Lage, integrierte Geschäftsprozesse auszuführen und so schneller und fundierter Entscheidungen zu treffen. Letztendlich ermöglicht die technische und prozessuale Integration zusätzliche Innovationen auf Geschäftsmodellebene.

Automatisiert und intelligent

Ein weiterer Grund, warum Unternehmen cloudbasierte ERP-Systeme einsetzen, ist das hohe Maß an Standardisierung, welches eine Voraussetzung für Automatisierung darstellt. Durch Automatisierung können Unternehmen die manuelle Bearbeitung von Routineaufgaben vermeiden, was den Mitarbeitenden mehr Zeit für strategische und wertbringende Aufgaben bzw. Problemstellungen gibt, die die Fachkompetenz der Mitarbeitenden erfordern. Geeignet für Automatisierung sind beispielsweise vorhersehbare, wiederholbare Aktivitäten, die Sammlung und Verarbeitung von Daten sowie Routineaufgaben. Ein Beispiel ist die automatische Zuordnung und Abwicklung von Zahlungseingängen zu Rechnungen im Finanzwesen mit der SAP Cash Application.

Hochautomatisierte Prozesse, die Abweichungen erkennen und dadurch Fehler reduzieren, ebnen den Weg zu maximaler Effizienz in Abläufen.

Automatisierung und künstliche Intelligenz helfen Unternehmen nicht nur dabei, einzelne Aufgaben zu optimieren, sondern gesamte Geschäftsprozesse zu transformieren. Mithilfe von SAP Process Insights können Unternehmen beispielsweise Möglichkeiten zur Prozessverbesserung identifizieren. Durch automatisierte Datengewinnung liefert die Lösung sofortige Einblicke entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Nutzer entwickeln ein besseres Verständnis von Betriebsabläufen und erhalten auf Basis von branchenbezogenen Benchmarks Empfehlungen, um diese zu verbessern.

Im produzierenden Gewerbe ermöglichen intelligente Technologien zum Beispiel die vorausschauende Instandhaltung und Wartung von Maschinen und Anlagen. Mittels Sensoren an unterschiedlichen Komponenten einer Maschine lassen sich große Mengen an Messwerten sammeln. So können etwa der Energieverbrauch oder auch die in der Umgebung herrschende Temperatur und Luftfeuchtigkeit kontinuierlich erhoben werden. Mit der Lösung SAP Internet of Things können diese Daten in Verbindung mit maschinellem Lernen analysiert und in Zusammenhang mit auftretenden Anomalien gebracht werden, wodurch zukünftige Störungen und Ausfälle rechtzeitig erkannt und vermieden werden. Hersteller können somit Ausfallzeiten minimieren und Wartungskosten senken. Zudem ermöglicht dies neue Geschäftsmodelle, zum Beispiel die Fernwartung von Geräten im B2B- oder B2C-Bereich durch die Hersteller.

Offen und vernetzt

Die digitale Transformation bringt nicht nur die Möglichkeit mit sich, Abläufe im eigenen Unternehmen miteinander zu verknüpfen und zu optimieren, sondern auch zwischen einzelnen Unternehmen. Wenn zum Beispiel Organisationen, die auf verlässliche Lieferketten angewiesen sind, Informationen über die eigenen Grenzen hinaus austauschen, ergibt sich ein Nutzen für alle Beteiligten, angefangen bei Originalteileherstellern, über die Händler, Lieferanten und bis hin zu den Verbrauchern. Denken wir etwa an Rückrufaktionen in der Automobilindustrie: Werden Daten zwischen Lieferanten und Herstellern ausgetauscht, so können Garantieanträge gemeinsam und damit schneller bearbeitet werden, was wiederum die Kundenzufriedenheit stärkt. Auch im Falle von Lieferkettenstörungen profitieren alle Beteiligten von kooperativen Arbeitsmodellen zwischen Unternehmen. Transparenz entlang der gesamten Wertschöpfungskette liefert nicht nur Einblicke in mögliche Ursachen, sondern kann außerdem helfen, alternative Lösungen zu finden.

Starke Netzwerke sind auf die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen angewiesen. Die SAP unterstützt Unternehmen deshalb dabei, Daten über ein globales Netzwerk aus Lieferanten, Herstellern und Kunden sicher auszutauschen. Mit dem SAP Business Network ermöglichen wir so einen Wechsel von einem bilateralen Verkäufer-/Käufermodell zu multilateralen Kooperationsmodellen.

Gerade wenn es um die Lösung der globalen Krisen unserer Zeit, allen voran der Klimakrise, geht, ist die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen unerlässlich. Angesichts der anhaltenden Klimaerwärmung stehen Unternehmen in der Pflicht, Nebenprodukte und Abfälle wieder dem Kreislauf zuzuführen und Emissionen und Energieverbrauch zu minimieren. Etwa 45 % der CO2-Emissionen können durch eine Umstellung der Art und Weise, wie Güter hergestellt und verwendet werden, beseitigt werden (Ellen MacArthur Foundation 2021). Allein kann dies in unserer global vernetzten Wirtschaft jedoch kein Unternehmen schaffen. Vielmehr ist eine Kreislaufwirtschaft erforderlich, in der Unternehmen zusammenarbeiten, um lineare, fragmentierte Lieferketten in kooperative und intelligente Wertschöpfungsnetzwerke der Kreislaufwirtschaft zu überführen.

1.4 Fazit & Ausblick

In Fragen der digitalen Transformation schauen Unternehmen oft zuerst auf die Herausforderungen und die Hürden, die sie zu überwinden haben. Abstrakte Ziele und Möglichkeiten der Digitalisierung sind oft erst auf den zweiten Blick greifbar. Darüber hinaus ist ihre Umsetzung mit Risiken und Kosten verbunden. Jedoch ist die digitale Transformation für jedes Unternehmen unumgänglich. Wir befinden uns bereits in einer Ära der internet- und cloudbasierten Unternehmensführung – und die macht vor keinem Unternehmen halt. Daher lohnt es sich, die Möglichkeiten der Digitalisierung unternehmensübergreifend aufzuzeigen. Digitalisierung beginnt im Kleinen, auf Technologie-, Produkt- oder Prozessebene. Letztlich ist es jedoch der Mensch, der ihr Bedeutung zukommen lässt und dadurch Mehrwert generieren kann. Darum haben wir das IDT Seminar ins Leben gerufen, damit die Studierenden nicht von den Problemen der Gegenwart, sondern von den Möglichkeiten der Zukunft inspiriert werden.