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Soziale Arbeit und Netzwerke

Handbuch Netzwerkforschung

Part of the book series: Netzwerkforschung ((NETZFO))

  • 295 Accesses

Zusammenfassung

Das Denken und Arbeiten in Netzwerken, deren Konstruktion und Analyse sind seit jeher zentraler Bestandteil Praxis und Theorie Sozialer Arbeit. Nichtsdestotrotz herrschen Begriffskonfusionen vor. Der vorliegende Beitrag stellt sich daher dem Unterfangen, eine erste knappe, wenngleich äußerst notwendige Klärung und begriffliche Schärfung von Netzwerken im Kontext der Sozialen Arbeit vorzunehmen.

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Notes

  1. 1.

    Die International Federation of Social Workers (IFSW) und die International Association of Schools of Social Work (IASSW) haben auf ihrer Internationalen Konferenz (stattgefunden in Montreal 2000) die Ziele und Aufgaben Sozialer Arbeit folgendermaßen definiert: „Soziale Arbeit ist eine Profession, die sozialen Wandel, Problemlösungen in menschlichen Beziehungen sowie die Ermächtigung und Befreiung von Menschen fördert, um ihr Wohlbefinden zu verbessern. Indem sie sich auf Theorien menschlichen Verhaltens sowie sozialer Systeme als Erklärungsbasis stützt, interveniert Soziale Arbeit im Schnittpunkt zwischen Individuum und Umwelt/Gesellschaft. Dabei sind die Prinzipien der Menschenrechte und sozialer Gerechtigkeit für die Soziale Arbeit von fundamentaler Bedeutung.“

  2. 2.

    In diesem Kontext wird auch zwischen natürlichen und künstlichen Netzwerken unterschieden (siehe Boskamp 1998 und Straus und Höfer 1998). Zur Systematisierung von Netzwerken siehe auch Bullinger und Nowak (1998) sowie Quilling et al. (2013).

  3. 3.

    Der Begriff „Sozialkapital“ ist in einer Reihe von wissenschaftlichen Kontexten definiert und verwendet worden – zur Übersicht siehe Haug (1997). Bourdieu (1983) beschreibt Sozialkapital in diesem Zusammenhang als „Ressourcen, die auf der Zugehörigkeit zu einer Gruppe beruhen.“ (Bourdieu 1983, S. 190 f.) Diese Sozialkapitalbeziehungen können nach Bourdieu allerdings erst auf der Grundlage von Tauschbeziehungen innerhalb dieser Gruppen existieren (vgl. Bourdieu 1983, S. 193). Burt (1995) schreibt Sozialkapital die Eigenschaften von Finanz- und Humankapital zu. Es spielt bei allen Handlungen zwischen den Menschen eine wichtige Rolle, da es immer im gegenseitigen Verhältnis zueinander [Wessen Verhältnis zueinander ist gemeint?] die jeweilige Beziehung bestimmt. In diesem Kontext sieht Burt soziale Netzwerke als Ausprägung sozialen Kapitals, da hier Ressourcenzugriffe und -möglichkeiten (z. B. in Form von Informationen) generiert werden. Im Rahmen einer Netzwerkanalyse können so strategische Nutzungsmöglichkeiten sozialen Kapitals analysiert und aufgezeigt oder erklärt werden, warum bestimmte Ressourcen nicht genutzt werden (können), z. B. durch die Identifizierung von structural holes (vgl. Burt 1995, S. 9 ff.).

  4. 4.

    Es besteht die Hoffnung, dass in Zukunft im Kontext der Sozialen Arbeit eine fünfte Intention bzw. Ebene Aussagekraft gewinnt: die empirische Ebene der Netzwerkforschung und -analyse.

  5. 5.

    Siehe hierzu auch die Ausführungen von Iris Clemens in diesem Handbuch.

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Hack, C. (2024). Soziale Arbeit und Netzwerke. In: Stegbauer, C., Häußling, R. (eds) Handbuch Netzwerkforschung. Netzwerkforschung. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-37507-2_68-1

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  1. Latest

    Soziale Arbeit und Netzwerke
    Published:
    27 April 2024

    DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-37507-2_68-2

  2. Original

    Soziale Arbeit und Netzwerke
    Published:
    31 January 2024

    DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-37507-2_68-1