Zusammenfassung
Veit Harlans Spielfilm Jud Süß kann heute als Beispiel dafür gelten, wie Verschwörungsnarrationen entwickelt, bestätigt, verbreitet und verinnerlicht werden. Durch Rückgriff auf filmische Methoden des Horrorgenres (1) in Verbindung mit dem Narrativ Faust (2) sowie einer Verschmelzung von Fiktion und Historie (3) gelang es Veit Harlan, den Spielfilm Jud Süß nachhaltig zum Träger nationalsozialistischer Verschwörungserdichtungen zu machen. Die Analyse einzelner Sequenzen, Szenen und Bilder zeigen plakative wie eingewobene antisemitische, misogyne und rassistische Darstellungen vor dem Hintergrund der nationalsozialistischen Bewegung als deutsch-nationales Gut. Der Spielfilm Jud Süß bewegt sich im Bilddiskurs früher Horror- und Abenteuerfilme aus Hollywood. Mit seinen schwarz-weißen Bildern werden nicht minder starke Verschwörungserzählungen transportiert, als heute mit der unendlichen Flut bewegter Bilder, die überall zu sehen sind und in dreidimensionale farbige Verschwörungswelten führen.
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The Three Musketeers („Die drei Musketiere“, US 1921, Fred Niblo)
Rosen für den Staatsanwalt (DE 1959, Wolfgang Staudte)
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Malli, D. (2022). Nationalsozialistische Verschwörungsnarrative: Veit Harlans Spielfilm Jud Süß. In: Newiak, D., Schnitzer, A. (eds) Verschwörungsideologien in Filmen und Serien. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-37436-5_3
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