Zusammenfassung
In dem Buch „Die Realität der Massenmedien“ entwickelt Niklas Luhmann eine Systemtheorie der Massenmedien. Luhmann konzipiert die Massenmedien dabei als gesellschaftliches Funktionssystem und setzt im Gegensatz zu anderen Funktionssystemen wie der Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und dem Recht primär an einem technischen Verbreitungsmedium an. Die Funktion der Massenmedien erkennt er im Dirigieren der Selbstbeobachtung der Gesellschaft. In den Massenmedien verortet er drei Programmbereiche: Neben Nachrichten und Berichten – im Kern also dem Journalismus – sind dies die Werbung und Unterhaltung. Während bei Nachrichten und Berichten vorausgesetzt werde, dass sie zutreffen, wird der Werbung Unaufrichtigkeit unterstellt. In der Unterhaltung gehe es schließlich um einen Abbau einer selbsterzeugten Unsicherheit. Wie der Buchtitel „Die Realität der Massenmedien“ bereits verdeutlicht, interessiert sich Luhmann vor allem für die Frage, was die Realität bzw. Wirklichkeit der Massenmedien charakterisiert. Aus seiner systemtheoretischen Perspektive geht er dabei nicht von einer Verzerrung bzw. Manipulation der Realität aus, sondern stellt die spezifischen Selektionen der Programmbereiche der Massenmedien in den Mittelpunkt. „Die Realität der Massenmedien“ ist von der deutschsprachigen Kommunikationswissenschaft vielfach rezipiert worden, sah sich allerdings oft sehr grundsätzlicher Kritik ausgesetzt.
Erstauflage 1995. Der Beitrag bezieht sich auf die zweite, erweiterte Auflage von 1996.
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Hoffjann, O. (2022). Die Realität der Massenmedien. In: Spiller, R., Rudeloff, C., Döbler, T. (eds) Schlüsselwerke: Theorien (in) der Kommunikationswissenschaft. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-37354-2_26
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