Skip to main content

„Ich bin Volker“. Metapsychologische Überlegungen zu Masse, Identifikation und Solidarität

  • Chapter
  • First Online:
Sozialpsychologie der Massenbildung

Part of the book series: Kritische Sozialpsychologie ((KRISO))

  • 1331 Accesses

Zuammenfassung

Im Interview mit dem SPIEGEL im Sommer 1990 sagte Heiner Müller, er werde „misstrauisch“, wenn das Wort „Volk“ falle, und er habe „gerade im Herbst vorigen Jahres“ (also 1989, Ch.K.) sehr gut verstehen können, warum Bertolt Brecht immer von „Bevölkerung“ habe sprechen wollen.

„Massen mißtrauen den Intellektuellen nicht mehr, weil sie die Revolution verraten, sondern weil sie sie wollen könnten, und bekunden damit, wie sehr sie der Intellektuellen bedürften“.

(Adorno, 1951, S. 302)

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Chapter
USD 29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD 59.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as EPUB and PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Softcover Book
USD 79.99
Price excludes VAT (USA)
  • Compact, lightweight edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Institutional subscriptions

Notes

  1. 1.

    Mit Salzborn (2018) verstehe ich Rechtspopulismus als eine strategische Form des Rechtsextremismus.

  2. 2.

    Im englischen Original heißt es „people“, was das weniger eindeutig aufgeladen ist als das deutsche „Volk“ und in der Bedeutung zwischen „Bevölkerung“ und „Volk“ steht.

  3. 3.

    An anderer Stelle schreibt Freud bezüglich des „Weibes“, dass die Psychoanalyse sich nicht dafür interessiere, was das Weib sei, sondern wie es dazu geworden sei (vgl. Freud 1933a, S. 124).

  4. 4.

    Er versucht dieses Phänomen auch gleich psychodynamisch zu erklären: Die Masse mache dem Einzelnen den Eindruck einer „unbeschränkten Macht und einer unbesiegbaren Gefahr“ (ebd.). Das ist der Widerspruch, aus dem sich die Spannung und Dynamik faschistischer Bewegungen ergibt: Man selber ist als Teil der Bewegung unglaublich mächtig und gleichzeitig konfrontiert mit einer eigentlich unüberwindlichen Gefahr, etwa: „Tausendjähriges Reich“ gegen allmächtige jüdische Weltverschwörung. Die Kombination aus Omnipotenzphantasien und imaginierter Gefahr steigert den Affekt.

  5. 5.

    Auch in „linken“ Bewegungen lassen sich (nicht nur) in den letzten Jahrzehnten ähnliche Phänomene beobachten, etwa wenn in schnellem Tempo und mit schlafwandlerischer Sicherheit antisemitische Klischees reproduziert oder zeitgemäß abgewandelt werden, das Ressentiment gegen eine angeblich herrschende Clique zum verbindenden Moment einer Bewegung wird.

  6. 6.

    Melanie Klein ist keine Theoretikerin der Nachträglichkeit. Es kann an dieser Stelle nicht geleistet, nur angedeutet werden, dass viele Unklarheiten und wenig nachvollziehbare Setzungen, die sie macht – die sie aufgrund der Vorsprachlichkeit des von ihr konzipierten auch nur nachträglich postulieren kann – sich lösen würden, würde man sie unter Einbezug der Nachträglichkeit in der Konstitution des Psychischen reformulieren.

Literatur

  • Adorno, T. W. (1961). Philosophie und Lehrer. Gesammelte Schriften, 10.2. 474–494. Frankfurt/M.: Suhrkamp.

    Google Scholar 

  • Adorno, T. W. (1986). Max Horkheimer. Gesammelte Schriften, 20.1. 149–151. Frankfurt/M.: Suhrkamp.

    Google Scholar 

  • Adorno, T. W. (1995). Studien zum autoritären Charakter. Frankfurt/M.: Suhrkamp Verlag.

    Google Scholar 

  • Adorno, T. W. (1951). Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben. Gesammelte Schriften Bd. 4. Frankfurt/M.: Suhrkamp.

    Google Scholar 

  • Freud, S. (1900a). Die Traumdeutung. Gesammelte Werke, Bd. II, III. London: Imago.

    Google Scholar 

  • Freud, S. (1920g). Jenseits des Lustprinzips. Gesammelte Werke, Bd. XIII, 1–69. London: Imago.

    Google Scholar 

  • Freud, S. (1921c). Massenpsychologie und Ich-Analyse. Gesammelte Werke, Bd. XIII, 71–161. London: Imago.

    Google Scholar 

  • Freud, S. (1923b). Das Ich und das Es. Gesammelte Werke, Bd. XIII, 237–289. London: Imago.

    Google Scholar 

  • Freud, S. (1933a). Neue Folge der Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse, In: Gesammelte Werke, Bd. XV, London: Imago.

    Google Scholar 

  • Klein, M. (1960). Über das Seelenleben des Kleinkindes. In dies., Das Seelenleben des Kleinkindes und andere Beiträge zur Psychoanalyse. Stuttgart: Klett.

    Google Scholar 

  • Klein, M. [1946] (2000). Bemerkungen über einige schizoide Mechanismen. In R. Cycon (Hrsg.), Gesammelte Schriften, Bd. III, S. 7–41. Stuttgart: Frommann-Holzboog.

    Google Scholar 

  • Klein, M. [1957] (2000). Neid und Dankbarkeit. Eine Untersuchung unbewusster Quellen. In R. Cycon (Hrsg.), Gesammelte Schriften, Bd III, S. 279–368. Stuttgart: Frommann-Holzboog.

    Google Scholar 

  • Le Bon, G. [1895] (2016). Psychologie der Massen. Köln: Anaconda.

    Google Scholar 

  • McDougall, W. [1920] (2010). The Group Mind. BiblioLife.

    Google Scholar 

  • Müller, H. (1990). „Jetzt ist da eine Einheitssoße “. Der Spiegel, 44, 136–141.

    Google Scholar 

  • Ogden, Th.H. (2009). Das intersubjektive Subjekt der Psychoanalyse bei Klein und Winnicott. Jahrb. Psychoanal., 58, S. 139–168.

    Google Scholar 

  • Salzborn, S. (2018). Rechtsextremismus. Erscheinungsformen und Erklärungsansätze. Nomos Verlag.

    Book  Google Scholar 

Download references

Author information

Authors and Affiliations

Authors

Corresponding author

Correspondence to Christine Kirchhoff .

Editor information

Editors and Affiliations

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 2022 Der/die Autor(en), exklusiv lizenziert durch Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature

About this chapter

Check for updates. Verify currency and authenticity via CrossMark

Cite this chapter

Kirchhoff, C. (2022). „Ich bin Volker“. Metapsychologische Überlegungen zu Masse, Identifikation und Solidarität. In: Brunner, M., König, HD., König, J., Lohl, J. (eds) Sozialpsychologie der Massenbildung. Kritische Sozialpsychologie. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-35693-4_6

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-35693-4_6

  • Published:

  • Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-658-35692-7

  • Online ISBN: 978-3-658-35693-4

  • eBook Packages: Social Science and Law (German Language)

Publish with us

Policies and ethics