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Der Einsatz von deutschen Polizisten im besetzten Lothringen (1940–1944). Ein Werkstattbericht

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Polizei(en) in Umbruchsituationen
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Zusammenfassung

Im Beitrag von Walter Rummel wird der Einsatz deutscher Polizeieinheiten im besetzten Lothringen und die im Anschluss erfolgte Entnazifizierung untersucht. Dabei stößt er in eine Forschungslücke, denn systematische Arbeiten zu dieser Region und dem Agieren der Polizeieinheiten zur Besatzungszeit sind nur spärlich vorhanden. Der Beitrag lotet u. a. die „Auskunftsreichweite“ der Entnazifizierungsakten aus und zeichnet ein erstes Bild hierzu. Biographische als auch sozial- und organisationsgeschichtliche Elemente spielen in der Darstellung Rummels eine Rolle, um die Herrschaft durch Polizei als Mittel zur Durchsetzung und Sicherung der Macht der Nationalsozialisten vor Ort zu umreißen.

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Notes

  1. 1.

    Walter Rummel, „Vom politischen Geschehen unbeeindruckt“. Der Kampf der Familie Bürckel gegen die Entnazifizierung (1948–1958), in: Pia Nordblom/Walter Rummel/Barbara Schuttpelz (Hrsg.), Josef Bürckel. Nationalsozialistische Herrschaft und Gefolgschaft in der Pfalz, 2. Aufl., Kaiserslautern 2020, S. 219−316. Zur Person und Forschungslage: Walter Rummel, Josef Bürckel – Machtmensch, Überzeugungstäter und Demagoge, in: ebd., S. 13−28.

  2. 2.

    Walter Rummel, Josef Bürckels Politik der „Germanisierung“ in Lothringen 1940–1944, in: ebd., S. 203−218.

  3. 3.

    Laut Dieter Wolfanger, Anton Dunckern. Der erste Gestapochef des Saarlandes und spätere Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des SD in Lothringen-Saarpfalz, in: Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte 18 (1992), S. 303−324, hier S. 319−320, erfolgte die Freilassung im Juni 1953. Cédric Neveu, La Gestapo en Moselle. Une police au coeur de la répression nazie, Strasbourg 2015, S. 281, gibt den Juni 1954 an. Neveu zitiert mit Bezug zu Dunckern aus französischen Beständen ein „dossier Anton Dunckern“ (ebd., S. 44, Anm. 1), ohne eine aus diesen Unterlagen hervorgehende Urteilsbegründung und ohne eine Begründung für die vorzeitige Entlassung Dunckern anzugeben.

  4. 4.

    Neveu, Gestapo (wie Anm. 3); Astrid Gehrig, Im Dienste der nationalsozialistischen Volkstumspolitik in Lothringen. Auf den Spuren meines Großvaters, Münster 2014.

  5. 5.

    Neveu, Gestapo (wie Anm. 3), S. 273.

  6. 6.

    Thomas Grotum (Hrsg.), Die Gestapo Trier. Beiträge zur Geschichte einer regionalen Verfolgungsbehörde, Köln/Weimar/Wien 2018; Ders./Lena Haase: „Aller Dienst an der Grenze ist staatspolizeilicher Dienst“. Ein deutsch-französisches Kooperationsprojekt zur Erschließung der Personenakten der Gestapo Trier im Service historique de la Défense, Vincennes, in: Francia 45 (2018), S. 293−323.

  7. 7.

    Volker Rödel, Die Behörde des Reichsstatthalters in der Westmark, in: Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte 10 (1984), S. 287−318.

  8. 8.

    Vgl. Wolfanger, Adam Dunckern (wie Anm. 3), S. 320.

  9. 9.

    Eine Recherche im Bestand der Entnazifizierungsakten des Landeshauptarchivs Koblenz (LHA Ko) (Best. 856 und 856 A, zusammen ca. 103.000 Akten) ergab dagegen nur 117 Fälle mit Verbindung der Betroffenen zu Lothringen, darunter nur sieben Akten mit Bezug zum Polizeieinsatz im besetzten Lothringen.

  10. 10.

    Landesarchiv Speyer (LA Sp), Best. R 18, Nr. 13369, Bl. 6. Eine ähnliche Situation zeigt sich in der Entnazifizierungsakte des Bahnpolizisten Martin Natter (geb. 1914) (ebd., Nr. 14079).

  11. 11.

    Vgl. dazu mit weiteren Angaben Rummel, „Vom politischen Geschehen unbeeindruckt“ (wie Anm. 1), S. 230−234.

  12. 12.

    Unterlagen dazu mit fotographischer Dokumentation im LHA Ko, Best. 584,001, Nr. 4677.

  13. 13.

    Ebd., Nr. 4667, 4668, 4671 und 4672. Insgesamt sind im betr. Bestand der Staatsanwaltschaft Koblenz 150 Akten zu im Kreis Radom von der polnischen Staatsanwaltschaft untersuchten NS-Verbrechen überliefert.

  14. 14.

    LA Sp, Best. J 72, Nr. 322, Unternr. 1−6.

  15. 15.

    LA Sp, Best. R 18, Nr. 9836, Bl. 4 und Bl. 8.

  16. 16.

    Zuletzt dazu Michael Martin, Bürckel und die Verfolgung der Juden, in: Nordblom/Rummel/Schuttpelz (Hrsg.), Josef Bürckel (wie Anm. 1), S. 139−152. Vgl. die dokumentarische Darstellung von Erhard R. Wiehn (Hrsg.), Oktoberdeportation 1940. Die sogenannte „Abschiebung“ der badischen und saarpfälzischen Juden in die französischen Internierungslager Gurs und anderen Vorstationen von Auschwitz, Konstanz 1990.

  17. 17.

    Gehrig, Im Dienste (wie Anm. 4), S. 105−106.

  18. 18.

    Ebd.; Rummel, Josef Bürckels Politik (wie Anm. 2). Zu Bürckels Siedlungspolitik vgl. Hans Schaefer, Bürckels Bauernsiedlung. Nationalsozialistische Siedlungspolitik in Lothringen während der „verschleierten“ Annexion 1940–1944, Saarbrücken-Dudweiler 1997, sowie Uwe Mai, Ländlicher Wiederaufbau in der „Westmark“ im Zweiten Weltkrieg, Kaiserslautern 1993. Siehe auch Wolfgang Freund, Bevölkerungswissenschaften im Gau Josef Bürckels, in: Nordblom/Rummel/Schuttpelz (Hrsg.), Josef Bürckel (wie Anm. 1), S. 175−189.

  19. 19.

    Zu Berkelmann und Stroop siehe Franz Maier, Biographisches Organisationshandbuch der NSDAP und ihrer Gliederungen im Gebiet des heutigen Landes Rheinland-Pfalz, 2. Aufl., Mainz 2009, S. 138−140 (Berkelmann) und S. 465−466 (Stroop); zu Berkelmann siehe auch Wolfanger, Anton Dunckern (wie Anm. 3), S. 309, Anm. 52. Zu den Aufgaben und Kompetenzen der Höheren Polizei- und SS-Führer vgl. Ruth Bettina Birn, Die Höheren SS- und Polizeiführer. Himmlers Vertreter im Reich und den besetzten Gebieten. Düsseldorf 1986.

  20. 20.

    Neveu, Gestapo (wie Anm. 3), S. 270−271; Wolfanger, Anton Dunckern (wie Anm. 3), S. 320, Anm. 138.

  21. 21.

    Neveu, Gestapo (wie Anm. 3), S. 264−265.

  22. 22.

    Rummel, Josef Bürckels Politik (wie Anm. 2), S. 216−217. Vgl. dazu Peter M. Quadflieg, Die „Zwangsrekrutierung“ im Westen: Eupen-Malmedy, Luxemburg, Elsass und Lothringen. In: Frédéric Stroh/Peter M. Quadflieg (Hrsg.), L’incorporation de Force dans les territoires annexés par le IIIème Reich – Die Zwangsrekrutierung in den vom Dritten Reich annektierten Gebieten 1939-1945, Strasbourg 2017, S. 29−39; Frédéric Stroh, Refus et résistance face à l’„incorporation de force“ à l’Ouest et leur répression: Eupen-Malmedy, Luxembourg, Alscace et Moselle, in: ebd., S. 41−60; Eva Maria Klos, Kämpfe um Anerkennung und Erinnerungskulturen. Die Verbände der „Zwangsrekrutierten“ Westeuropas von 1960 bis 1990, in: Christian Marx/Morten Reitmayer (Hrsg.), Gewinner und Verlierer nach dem Boom. Perspektiven auf die westeuropäische Zeitgeschichte, Göttingen 2020, S. 145–160.

  23. 23.

    Gehrig, Im Dienste (wie Anm. 4), S. 109.

  24. 24.

    Lothar Kettenacker, Nationalsozialistische Volkstumspolitik im Elsass, Stuttgart 1973, S. 252 und S. 364, Anm. 98.

  25. 25.

    Rummel, Josef Bürckels Politik (wie Anm. 2), S. 210−216.

  26. 26.

    Siehe oben Anm. 19.

  27. 27.

    Dieter Wolfanger, Die nationalsozialistische Politik in Lothringen 1940–1945, Saarbrücken 1977, S. 191, Anm. 64. Weitere Äußerungen Berkelmanns, die aus Sicht der SS-Führung eine völlig andere politische Sichtweise auf ‚Freund‘ und ‚Feind‘ als diejenige Bürckels erkennen lassen, ebd., S. 161−162 (mit Anm. 67). Vgl. auch Mai, Wiederaufbau (wie Anm. 18), S. 137.

  28. 28.

    Gehrig, Im Dienste (wie Anm. 4), S. 111.

  29. 29.

    Ebd., S. 111−112.

  30. 30.

    Rummel, Josef Bürckels Politik (wie Anm. 2), S. 213−216.

  31. 31.

    Zur Rolle von Polizeireserveeinheiten bei den massenhaften Erschießungen von Juden in den eroberten Gebieten Sowjetrusslands: Christopher Browning, Ganz normale Männer. Das Reserve-Polizeibataillon 101 und die „Endlösung“ im Osten, 5. Aufl., Reinbek b. Hamburg 1993.

  32. 32.

    LA Sp, Best. R 18, Nr. 20246, Einlegeblatt im Fragebogen (vor Bl. 1). – Das Landesarchiv Speyer verwahrt einen mehrere Tausend Personen betreffenden Bestand an Polizeireservistenakten des Polizeipräsidiums Mainz aus der NS-Zeit (Bestand H 79).

  33. 33.

    Die Akte enthält eine von der Besatzungsmacht dafür vorgesehene Karteikarte zur Erfassung der Parteizugehörigkeit (unp.). Vgl. zu diesen Bemühungen Walter Rummel, Die Entnazifizierung in Rheinland-Pfalz. Vorgehensweise der Militärregierung und Analyse der Akten, in: Sébastien Chauffour/Corine Defrance/Stefan Martens/Marie-Bénédicte Vincent (Hrsg.), La France et la dénacification de l’Allemagne après 1945, Brüssel 2019, S. 241−245.

  34. 34.

    Laut Vermerk des Öffentlichen Klägers im Verfahren vom 4.2.1949 war Andrä 1940 „zur Polizei eingezogen worden“ (LA Sp, Best. R 18, Nr. 20246, Bl. 2−4).

  35. 35.

    Ebd., Bl. 5.

  36. 36.

    Ebd., Bl. 10.

  37. 37.

    Ebd., Bl. 2 und Bl. 4.

  38. 38.

    Nur die Urteilsvorschläge des Öffentlichen Klägers und des Untersuchungsausschusses sind in der Akte enthalten, beide auch auf Einstufung in die Gruppe „Mitläufer“ lautend (ebd., Bl. 11−12), nicht aber Spruchkammerurteil (veröffentlicht in der Sondernummer 31 des Gesetz- und Verordnungsblattes der Landesregierung von Rheinland-Pfalz vom 9.1.1950, S. 781).

  39. 39.

    LA Sp, Best. R 18, Nr. 20246, Bl. 3.

  40. 40.

    LA Sp, Best. R 18, Nr. 20379, Bl. 14v. Die Akte enthält ebenfalls eine Karteikarte in dem Format, das die französische Militärregierung Neustadt zur Erhebung einer Parteimitgliedschaft verwendete (vgl. oben, Anm. 33). Sie bezieht sich auf eine Akte im „Archiv“ der Militärregierung, die möglicherweise aufgrund der Fremdenlegionärstätigkeit von Bleh entstanden ist und sich heute vermutlich im Besatzungsarchiv („Fonds Colmar“) der „Archives diplomatiques“ des französischen Außenministeriums in La Courneuve bei Paris befindet.

  41. 41.

    LA Sp, Best. R 18, Nr. 20379, unp. (nach Bl. 14).

  42. 42.

    Wolfanger, Anton Dunckern (wie Anm. 3), S. 319.

  43. 43.

    LA Sp, Best. R 18, Nr. 20379, Bl. 14v.

  44. 44.

    Vgl. Lutz Niethammer, Die Mitläuferfabrik. Die Entnazifizierung am Beispiel Bayerns, Berlin 1982.

  45. 45.

    Vgl. Walter Rummel, Im Zentrum des Schreckens. Zur Tätigkeit der Geheimen Staatspolizeistelle Neustadt in der Pfalz 1937-1945, in: Nordblom/Rummel/Schuttpelz (Hrsg.), Josef Bürckel (wie Anm. 1), S. 85−112. In der Nachkriegszeit wurde die Versetzung zu einem Grenzpolizeikommissariat bzw. Grenzpolizeiposten gerne genutzt, um die Tätigkeit für die Gestapo zu verschleiern. Ab 1936 fungierte die Grenzpolizei als Referat IV F des Gestapa, so dass das Personal aus Mitarbeitern der nächsten Staatspolizeistelle bestand. Dazu: Justus Jochmann, Abwehr. Die nachrichtendienstliche Tätigkeit der Abteilung III der Staatspolizeistelle Trier am Beispiel Luxemburgs, in: Grotum (Hrsg.), Die Gestapo Trier (wie Anm. 6), S. 203–223.

  46. 46.

    LA Sp, Best. R 18, Nr. 20638, Bl. 5 und Bl. 7. Ähnlichen Inhalts sind Aussagen von zwei weiteren Franzosen zugunsten von Fieger (ebd., Bl. 9−10; vgl. auch ebd., Bl. 27). Laut Mitteilung der Lagerspruchkammer Regensburg vom 11.3.1947 war Fieger auch Mitglied der Allgemeinen SS von 1940-1945; in seinem Fragebogen verneinte Fieger dies (ebd., Bl. 16) bzw. in einer eidesstattlichen Erklärung vom 7.3.1949 gegenüber der Spruchkammer Neustadt/Haardt wies er dies „entschieden“ zurück (ebd., Bl. 20). Darin erklärte Fieger den „Irrtum“ damit, dass er bei seiner Einkleidung für den Einsatz in Lothringen „eine graue Uniform mit Polizeidienstrangabzeichen“ erhalten habe und einen roten Ausweis, „aus dem hervorging, daß ich berechtigt bin, die Uniform eines SS-Scharführers während der Zeit des Einsatzes zu tragen […].“. „Uniformträger der Sicherheitspolizei“ seien allein dadurch „niemals SS-Angehörige“ geworden bzw. gewesen.

  47. 47.

    LA Sp, Best. R 18, Nr. 18283, Bl. 10−11. Die französischsprachige Bescheinigung liegt in zwei fast gleichlautenden Versionen von 1948 und 1949 vor (ebd., Bl. 1 und Beiblatt).

  48. 48.

    LA Sp, Best. R 18, Nr. 21126, Bl. 7 und Bl. 36. Sehr aufschlussreich ist das ungewöhnlich ausführliche Protokoll der Vernehmung Klasings vor der Spruchkammer (ebd., Bl. 26−29).

  49. 49.

    Ebd., Bl. 41 und Bl. 45−48. Vgl. ebenda, Bl. 39−40.

  50. 50.

    LA Sp, Best. R 18, Nr. 23060, Bl. 12.

  51. 51.

    Ebd., Bl. 4.

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Rummel, W. (2021). Der Einsatz von deutschen Polizisten im besetzten Lothringen (1940–1944). Ein Werkstattbericht. In: Grotum, T., Haase, L., Terizakis, G. (eds) Polizei(en) in Umbruchsituationen. Geschichte und Ethik der Polizei und öffentlichen Verwaltung. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-35163-2_5

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