Zusammenfassung
Der Beitrag setzt sich mit der Frage auseinander, in welcher Weise die Soziale Arbeit mit ihren vielfältigen Handlungs- und Praxisfeldern anschlussfähig für Agitationen der Neuen Rechten ist. Er stellt auf der Basis einer empirischen Studie zu Landnahmeversuchen durch die Neue Rechte Ergebnisse aus NRW vor. Der Artikel skizziert zum einen, wo und in welchen Bereichen die Neue Rechte versucht, in Praxisfeldern der Sozialen Arbeit zu agieren oder aber auf diese Einfluss zu nehmen. Dargestellt wird zum anderen, wie auch innerhalb der Sozialen Arbeit – etwa durch Mitarbeitende – Ideologien der Neuen Rechten sichtbar werden können. Ideologien der Ungleichwertigkeit, Formen von Diskriminierung und Exklusion, verbale Diskursverschiebungen lassen sich auch in der Sozialen Arbeit rekonstruieren. Gleichzeitig finden sich Beispiele für erfolgte physische Gewalttaten gegenüber Mitarbeitenden der Sozialen Arbeit, die Anlass zu Sorge geben. Der Artikel bündelt zentrale Ergebnisse der Studie und weist auf zentrale Handlungsbedingungen hin, um den Landnahmeversuchen entgegen zu wirken.
1Dieses und alle weiteren Zitate stammen aus Expert*inneninterviews im Rahmen der Studie „Die Neue Rechte in der Sozialen Arbeit in NRW“ (Gille und Jagusch 2019).
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Wie diese Strategie sich manifestiert zeigt auch der Artikel der Amadeu-Antonio-Stiftung in diesem Band.
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Jagusch, B., Poetsch, S., Gille, C. (2021). „Ich bin nicht nur Sozialpädagoge, sondern ich bin auch Deutscher“1 – Diskurse und Praxen der Neuen Rechten in der Sozialen Arbeit in NRW. In: Farrokhzad, S., Kunz, T., Mohammed Oulad M´Hand, S., Ottersbach, M. (eds) Migrations- und Fluchtdiskurse im Zeichen des erstarkenden Rechtspopulismus. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-32498-8_11
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