Zusammenfassung
In aktuellen Diskussionen um Konsum und Klima erscheinen Praktiken des Selbermachens oftmals als einfache Lösung für gesellschaftliche und wirtschaftliche Probleme. Doch über Formen und Umfang der eigenhändigen Her- und Bereitstellung von Gütern und Dienstleistungen ist wenig bekannt, und auch über die Motive und Erfahrungen des Selbermachens gibt es wenig Forschung. Der Beitrag zeigt, wie häusliche Versorgungsstrategien, wirtschaftliche und soziale Ordnungen zusammenhängen. Die Aufforderung „Do it yourself!“ wird in ihrer Komplexität analysiert. Sie steht für Emanzipation ebenso wie für Disziplinierung, sie kann Marktferne, aber auch Konsum bedeuten und geht mit Prozessen der Inklusion und der Exklusion einher. Der Blick auf die Geschichte des Selbermachens hilft, aktuelle Fragen und Vorschläge mit Blick auf Voraussetzungen und Folgen einzuordnen und zu präzisieren.
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Kreis, R. (2021). Do-it-yourself und die Ordnung von Wirtschaft und Gesellschaft. In: Jonas, M., Nessel, S., Tröger, N. (eds) Reparieren, Selbermachen und Kreislaufwirtschaften. Kritische Verbraucherforschung. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-31569-6_3
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