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Zusammenfassung

Gegenstand des Artikels sind bevölkerungswissenschaftliche Konzeptionalisierungen und Argumentationsmuster, die österreichische Wissenschaftler in den 1920er und 1930er Jahren propagierten. Es wird dabei in exemplarischer Schau gezeigt, dass „Bevölkerung“ als Konstrukt in verschiedenen wissenschaftlichen Diskursen – von der Statistik über die „Bevölkerungslehre“ und dem Völkerrecht bis hin zu Landes-, Siedlungs- und Bevölkerungsgeschichte sowie Bevölkerungsgeographie – eine weite Verbreitung fand. Vor allem Konzeptionalisierungen von „Minderheit“ und „Volkstum“ gewannen im Zuge des publizistischen Kampfes gegen die Bestimmungen der Pariser Friedensverträge von 1919 an Einfluss. In ihren Warnungen vor „Geburtenrückgang“ und angeblich drohender „Überfremdung“ waren sich Historiker, Statistiker und Rechtswissenschaftler ebenso weitgehend einig wie in ihrer deutschnational und „völkisch“ geprägten Hochschätzung von „Familie“ und „Volkstum“, in deren Förderung sie die wesentlichen Grundlagen für eine gedeihliche Zukunft des deutschen „Volkes“ sahen.

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Notes

  1. 1.

    Carsten Klingemann bezog sich dabei auf ein Gutachten, das Ipsen 1940 für den Historiker Helmut Haufe verfasste, in welchem er dessen Arbeiten als „Grundlage zu meinen Forschungen zur historisch-politischen Bevölkerungslehre“ charakterisierte.

  2. 2.

    Ob Theodor Veiter zwischen 1933, als dieser Artikel erschien, und 1938, als er sich wie oben erwähnt dezidiert antisemitisch äußerte, tatsächlich seine ideologische Einstellung veränderte bzw. ob sich hierin etwa bloße opportunistische Motive gegenüber den neuen nationalsozialistischen Machthabern in Österreich spiegelten, soll hier nicht entschieden werden (vgl. zu Veiter u. a. Behal 2009).

  3. 3.

    Der Wirtschaftshistoriker Roman Sandgruber ging sogar so weit, Wopfner als einen „frühe[n] Vertreter der Alltagsgeschichte“ zu bezeichnen, von dessen wissenschaftlicher Leistung als Historiker, Ethnologe und Feldforscher auch nach 50 Jahren „erstaunlich viel“ bleiben würde (Sandgruber 1997, S.  598).

  4. 4.

    So widmeten sich z. B. zahlreiche Vorträge des Internationalen Geographenkongresses, der 1938 in Amsterdam stattfand, diesem Thema (vgl. Kuls und Kemper 2000, S. 15).

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Pinwinkler, A. (2021). Bevölkerungswissenschaft in Österreich. In: Acham, K., Moebius, S. (eds) Soziologie der Zwischenkriegszeit. Ihre Hauptströmungen und zentralen Themen im deutschen Sprachraum. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-31399-9_9

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