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Zu Merkmalen der Familie der neuen Mittelschichtkultur

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Rekonstruktive Paar- und Familienforschung

Part of the book series: Studientexte zur Soziologie ((STSO))

Zusammenfassung

In den letzten ca. 40 Jahren hat sich nach und nach die Familie der neuen Mittelschichtkultur in Deutschland, aber auch anderswo, als gesellschaftlich prägend etabliert, die in zentralen Punkten von der in Resten bürgerlichen Familie des „golden age of marriage“ (d. h. der alten Mittelschicht) unterschieden werden kann und muss. Nachfolgend geht es darum, charakteristische Merkmale dieser neuen Familienformation herauszuarbeiten. Diese Merkmale sind: i) Abnahme des kulturellen Stellenweret des Paares; ii) Zunahme der Kindzentriertheit; iii) Zunahme der Planung des Familienlebens; vi) starke Fokussierung der Eltern auf formale Bildung der Kinder.

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Notes

  1. 1.

    Die Familie der herrschenden Klasse, d. h. der oligarchisch vernetzten, neofeudalen Oberschicht wäre nochmals gesondert zu betrachten, weil sie das ökonomische Leitmotiv unserer Zeit vorgibt, zu dem die neue Mittelschichtkultur in einem Entsprechungsverhältnis steht. Zur Familie der unteren Mittelschicht und Unterschicht s. Lutz (Hg.) (2012); in fallrekonstruktiver Hinsicht: Behrend (2015).

  2. 2.

    Für gemeinsame Filmseminare und darüber hinausgehende Diskussionen möchte ich an dieser Stelle Jochen Schäfers herzlich danken.

  3. 3.

    Die Engführung der ‚qualitativen‘ Sozialforschung auf Interviews problematisieren auch andere Autoren, insbesondere Ulrich Oevermann (s. etwa 2004).

  4. 4.

    Es gibt natürlich nach wie vor viele Arbeiterinnen und Arbeiter, die oft auch geringqualifizierte Tätigkeiten verrichten. Sie sind, oft auch migrationsbedingt, sehr unterschiedlicher kultureller Herkunft, und konstituieren keine eigenständige (Arbeiter-) Kultur mehr. Deren Zugehörigkeit zur (neuen) Unterschicht ist insofern wesentlich residual durch Exklusion aus der neuen Mitteschicht bestimmt. Diese Exklusion funktioniert auch ökonomisch, aber vor allem kulturell; Bildungsabschlüsse sind ein wichtiger Aspekt.

  5. 5.

    Ferdinand Mounts Studie „The subversive family“ (1982/1992) handelt u. a. von der in Großbritannien bereits in den sechziger Jahren beginnenden kulturellen Attacke der ‚progressiven‘ Mittelschicht auf die Werte der Arbeiterfamilie.

  6. 6.

    Für eine Bestimmung des sozioökonomischen Wandels, der im Hintergrund den hier beschriebenen Phänomenen korrespondiert siehe: Christoph Deutschmann (2008a). Zentral für den Wandel sind i) die Zunahme der Fokussierung auf Statussicherung der bereits aufgestiegenen Familien und ii) die Abnahme der Aufstiegsmöglichkeiten für die noch nicht aufgestiegenen Familien der Unterschicht, die oft (vor einer oder zwei Generationen) eingewandert sind. Die Orientierung auf Statussicherung hat die Abwendung von der Leistungsorientierung bei gleichzeitiger Zuwendung zur inhaltlich entkernten Karriereorientierung zur Folge, was einen wesentlichen Beitrag zur Entpolitisierung darstellt.

  7. 7.

    Die Erscheinungsformen von Familien waren und sind sehr unterschiedlich. Gemeinsam ist allen Kulturen, dass die Alten (i. d. R. das Elternpaar und weitere Erwachsene) den Jungen emotionalen Halt (Liebe) und Identifikation, d. h. auch Zugehörigkeit, ermöglichen. Ferner erziehen und sozialisieren die Alten die Kinder auf die jeweiligen Kulturziele hin. Diesen Zusammenhang von Liebe und Identifikation, Zugehörigkeit und kultureller Tradierung (der je gültigen Werte) kann man als Familialität bezeichnen.

  8. 8.

    George P. Murdock stellte in seinem Werk „social structure“ (1949: 2 und 23 f.) fest, „the nuclear family is a universal grouping“. In allen für Murdock analysierbaren, d. h. hinreichend dokumentierten Kulturen (n = 192), ist die Kernfamilie gegeben. 47 dieser Kulturen bestehen nur aus Kernfamilien, 53 haben polygame (aber nicht erweiterte) Familien, die restlichen 92 Kulturen betten die Kernfamilie in eine Form der erweiterten Familie ein. René König (1974: 143) hebt vor diesem Hintergrund darauf ab, dass die frühen Paarbeziehungen der primär um Kernfamilien organisierten, akephalen Kulturen hinsichtlich Geschlechterordnung tendenziell egalitär erschienen.

  9. 9.

    Am Anfang des Homo Sapiens steht aus heutiger anthropologischer Sicht die undifferenzierte Kernfamilie, d. h. ein wandernder Verwandtschaftszusammenhang, der sich um eine oder mehrere Kernfamilien pragmatisch (d. h. alle die es gibt, können dazugehören, bis es zu viele werden) organisiert (d. h. die Positionen Murdocks und Westmarcks gelten heute als belegt). Sesshafte Kulturen bildeten angesichts von auftauchendem Besitz und Verteilungsproblemen (Erbschaft) komplexere Formen der Binnendifferenzierung und entsprechend auch komplexere Familienformen aus, die dann aus Emmanuel Todds Sicht in einem gewissen Entwicklungsverhältnis zueinander stehen. Bezogen auf Komplexität und Wichtigkeit der Familienbeziehungen steht die Kultur der endogamen kommunalen Familie (v. a. in arabischen Ländern verbreitet) am Ende der Entwicklung – mit dem höchsten Stellenwert der Familie und dem größten Maß an Ungleichheit zwischen den Geschlechtern. Die schlichteste Familienkultur ist aus dieser Sicht die der Kernfamilie, welche vor allem in Westeuropa, quasi am Rand der eurasischen Platte, überdauert hat (und in Nordamerika kulturell dominant geworden ist). Je rudimentärer der Grad der familiären Differenzierung desto anpassungsbereiter (oder ausgelieferter) sind die Familien gegenüber äußeren Gegebenheiten. Die einfachste Familienkultur gäbe es lt. Todd heute in den USA, die der der undifferenzierten Familie des Homo Sapiens sehr nahe käme. Siehe zu Todds Familienmodell: 1985, 2011 und 2018, darin zur Übersicht 56-61 ; sowie seine Deutung der zeitgenössischen Auflösung der Familienformen hin zum einfachen Modell des frühen Homo Sapiens bei Beharrung der kulturellen Werte, die einst von den verschiedenen Familienformen erzeugt worden sein.

  10. 10.

    S. auch Goody (2000); Funcke/Hildenbrand (2018).

  11. 11.

    Interessant ist die zeitgenössische fiktionale Thematisierung u. a. dieses Handlungsproblems in dem Roman „Das Vogelmädchen und der Mann, der der Sonne folgte“ (1997) von Velma Wallis, die zur first nation der Gwich’in (Nordalaska) gehört.

  12. 12.

    S. Jean Malaurie (1979: 111 und 132). Zu den Rechten des Grundherren bzw. zur Hufenverfassung als Mittler zwischen Familienverhältnissen und den landwirtschaftlichen Bedingungen siehe: Funcke/Hildenbrand (2018: 106).

  13. 13.

    Der Mittelstand und seine bürgerlichen Vorläufermilieus leisteten, so der Historiker Hagen Schulze, den wesentlichen Beitrag zur Bildung der deutschen Nation nach 1871 und wurden vom Erstem Weltkrieg (Kriegsanleihen) und der Inflation am stärksten getroffen, weil sie relativ am meisten (oft alles) an Ersparnissen verloren hatten; die Oberschicht konnte manches (Immobilienbesitz) retten; die Arbeiter hatten nichts zu verlieren, s. (3: 18). U. a. daher fiel es dem Mittelstand, als dem naturwüchsigen Träger von Parlamentarismus und liberalem Individualismus, so schwer, gegenüber der konservativen Revolution im Allgemeinen und der Hitlerbewegung im Besonderen eine eigene Position zu artikulieren.

  14. 14.

    S. Piagets Studie „Das moralische Urteil beim Kinde“ (1932/1979), zu dem die Datenerhebung, insbesondere die zum Murmelspiel, im Genfer und Neuenburger Arbeitermilieu Ende der 20er oder Anfang der 30er Jahre des letzten Jahrhunderts erfolgte.

  15. 15.

    „Jäger über der Prärie“ (1950/19849: 110–161) und „Die Fischer am Lachsfluss“ (ebd., 162–182).

  16. 16.

    (Ebd.: 320–352). Diesem Beitrag liegt die Vorgängerversion „Hitler’s imagery and German youth“ (1942) zugrunde. Die letztgenannte Studie Eriksons ist im Kontext seiner Beratungstätigkeit für das Office of Strategic Services (OSS, der Vorgängereinrichtung der Central Intelligence Agency, CIA) entstanden. Der interessante erste Text dieser Reihe, „On Nazi Mentality“, geshrieben 1940 für den OSS, findet sich in Schlein (1987).

  17. 17.

    Mein herzlicher Dank gilt der Herausgeberin für ihre Kritik einer ersten Version des Textes, die insbesondere für dieses Unterkapitel wichtig war.

  18. 18.

    Michel Houellebecqs zweiter Roman, „Elementarteilchen“ (1997), wäre hier exemplarisch zu nennen, s. dazu Nicole Köck (2002).

  19. 19.

    S. zur öffentlichen und politischen Wahrnehmung sowie diskursiven Konstruktion des Paares im Kontext der Einführung des Elternzeit- und Elterngeldgesetzes Behrend 2013.

  20. 20.

    Es wäre hier an Sigmund Freuds (1905) bzw. Sándor Ferenczis verstreute Hinweise zu erinnern, dass Paarbildung streng genommen Zweigeschlechtlichkeit impliziert; s. dazu auch Reimut Reiche (1990, Kap. 1).

  21. 21.

    Zur Forderung aus feministischer und individualisierungstheoretischer Sicht, das Konzept der Familie zu vermeiden und, wenn überhaupt, von „doing family“ oder „familiären Praktiken“ zu reden, s. Edwards et al. (2012), die die Forderung nach der Abschaffung des Familienbegriffs problematisieren, allerdings in anderen Hinsichten als hier.

  22. 22.

    Wenn man Ferdinand Tönnies hinsichtlich ‚seiner‘ beiden Begriffe, Gemeinschaft und Gesellschaft, konsultiert, thematisiert er in Schriften und vielen Beiträgen immer wieder, dass Vergemeinschaftung und Vergesellschaftung nicht dichotom zu verstehen seien, es vielmehr Mischungsverhältnisse gebe, um deren Verhältnisbestimmung es der Soziologie zu tun sei. In „Kritik der öffentlichen Meinung“ (1922: 225) gibt er eine ganze Liste von Tendenzbestimmungen, die grundsätzlich von Vergemeinschaftungen zur Vergesellschaftung führen. Tönnies sieht gegenläufig aber auch die Möglichkeit, dass Gesellschaft auch wieder organisch werden und sich eine „neue Sitte“ bilden könne, also der gegenläufige Weg vom Vergesellschafteten zur Vergemeinschaftung möglich sei (1924: 44).

  23. 23.

    S. die Leitbildforschung des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung, etwa: Schneider et al. (Hg.): 2015.

  24. 24.

    S. etwa Erik Erikson, der bezogen auf die siebte epigenetische Krise, die der zeugenden Fähigkeit bzw. Generativität (vs. Stagnation), insbesondere den Prozess der libidinösen Besetzung der Angehörigen der nächsten Generation als Charakteristika dieser Krise hervorhebt: „Die Fähigkeit zu erzeugen und hervorzubringen ist daher primär das Interesse daran, die nächste Generation zu begründen und zu führen. Es gibt selbstverständlich Menschen, die, sei es aus Missgeschick, sei es aufgrund spezieller und genuiner Begabungen in anderen Richtungen, diesen Trieb nicht auf die eigene Nachkommenschaft anwenden, sondern auf andere Formen altruistischer Interessen und schöpferischer Tätigkeiten, die ihre Art von Elterngefühlen völlig in Anspruch nehmen. Und tatsächlich soll der Begriff der zeugenden Fähigkeit sowohl die Produktivität wie die schöpferische Begabung umfassen, die sie aber beide nicht als Bezeichnungen einer Entwicklungskrise ersetzen können. Denn die Fähigkeit, sich selbst in der Begegnung der Körper und Seelen hinzugeben, führt zu einer allmählichen Ausdehnung der Ich-Interessen und zu einer libidinösen Besetzung dessen, was erzeugt wird. Wo diese Bereicherung vollständig misslingt, findet eine Regression auf ein zwanghaftes Bedürfnis nach Pseudointimität statt, oft mit einem durchdringenden Gefühl der Stagnation, Langeweile und zwischenmenschlichen Verarmung. Die Menschen beginnen dann oft, sich selbst zu verwöhnen, als wären sie ihr eigenes – oder eines anderen – eines und einziges Kind, und wo die Bedingungen es begünstigen, wird eine frühe körperliche oder psychologische Invalidität zum Vehikel des Interesses an sich selbst“ (kursiv im Original, OB) (1968: 141). Erikson gab vor 50 Jahren einen interessanten Ausblick auf Phänomene der libidinösen Selbstbesetzung und Ich-Bezogenheit, die selbstredend nicht nur auf Kinderlose beschränkt sind (worauf Erikson im weiteren Textverlauf auch selbst hinweist).

  25. 25.

    Trennungskinder sind pragmatisch besehen solche Kinder, deren Eltern sich trennen, die aber nicht verheiratet waren. Deren statistische Erfassung ist sehr schwierig; im siebten Familienbericht des BMFSFJ (2006, S. 116) wird darauf verwiesen, dass etwa ein Fünftel der Kinder in Deutschland „Erfahrungen in anderen Formen familialer Organisation machen“, also Scheidungs- bzw. Trennungskinder sind. Aktuellere Zahlen für Scheidungen bringen zum Ausdruck, dass aktuell zw. 80.000 und 90.000 Paare mit Kindern jährlich geschieden werden (s. eine Presseerklärung des BiB; URL: https://www.bib.bund.de/DE/Fakten/Fakt/L141-Ehescheidungen-Kinderzahl-ab-1960.html).

  26. 26.

    Dornes (2012, S. 303 f.) subsumiert den Aspekt des Phänomens, dass Kinder Entscheidungen treffen bzw. gut heißen sollen, die eigentlich die Eltern treffen müssen, unter das Konzept der Parentifizierung, was meines Erachtens der Dynamik nur partiell gerecht wird.

  27. 27.

    Der us-amerikanische Film „Captain Fantastic“ (2016) von Matt Ross treibt den isolatorischen Mechanismus sektenprotestantisch radikalisiert auf die Spitze.

  28. 28.

    Die folgenden Interviewausschnitte stammen aus verschiedenen Lehrforschungsseminaren und Abschlussarbeiten. Die erhobenen Interviews stammen hauptsächlich aus dem Siegerland, Sauerland, Oberhessischen, Köln-Bonner Raum und dem Rheinland, sowie teilweise aus dem Rhein-Main- und Ruhrgebiet. Im nachfolgend zitierten Interview sind eine Mutter und deren Partnerin befragt worden. So genannte Regenbogenfamilien scheinen mir paradigmatisch für die neue Mittelschichtkultur zu sein, d. h. die angeführten Phänomene sind in ihnen besonders zugespitzt und ausdrucksstark verkörpert.

  29. 29.

    Dorett Funcke diskutiert ebenfalls den hohen Stellenwert einer gerechten wie sich ergänzenden Aufgabenteilung zwischen der Mutter und ihrer Partnerin in ihrer Analyse einer ‚Regenbogenfamilie‘ zweier Frauen, (2011: 211). S. ferner Funckes theoretische Überlegungen zu spezifischen Dynamiken und relevanten typologischen Dimensionen von homoerotischen weiblichen Beziehungen, die ein Kind bekommen (2018: 103ff.). Zu den gravierenden Folgen von Samenspende, künstlicher Befruchtung und reproduktionsmedizinischem Eingriff s. Gerhard Amendt (1986); der Autor hat ferner eine polemische aber auch sehr grundsätzliche Diskussion und Kritik homosexueller Elternschaft (2002) vorgelegt, die wichtige wie interessante Fragen aufwirft, die heute im akademischen Betrieb tabuisiert scheinen.

  30. 30.

    Die Bestimmung von familiären Beziehungen als diffuse verwende ich in der Tradition Parsons und der strukturalen Familiensoziologie. Für eine Unterscheidung von sechs Dimensionen der diffusen Sozialbeziehung s. Hildenbrand (2002). Der Gegenbegriff ist der der spezifischen Sozialbeziehung, der den i. e. S. rollenförmigen Beziehungen (u. a. vertragliches Handeln) vorbehalten ist.

  31. 31.

    Familiäre Interaktionsdaten weisen den Unterschied zu Interviews auf, dass die latente Sinnstruktur der sozialisatorischen Interaktion anhand ihrer Protokollierung rekonstruiert werden kann, was für die Rekonstruktion von Protokollen von Interviews mit einem oder beiden Eltern nicht gilt, weil die Kinder am social act der Sozialisation und damit auch an der Erzeugung von dessen latenter Sinnstruktur material beteiligt sind.

  32. 32.

    Der Ansatz des „Doing Gender“ fokussiert in gewisser Weise genau diese Entwicklung deskriptiv, Familie nicht mehr als Selbstverständlichkeit zu betrachten sondern als rationale Herstellungsleistung (s. Jurczyk 2014: 52).

  33. 33.

    Der Phänomenkreis der „Versozialwissenschaftlichung“ kommt dem hier angezeigten Phänomen in manchen Hinsichten nahe; s. Oevermann (1988).

  34. 34.

    S. exemplarisch Helmut Schelskys Studie zur Nachkriegsfamilie (19542).

  35. 35.

    Zum ökonomischen „free ride“ des Rentiers und der Ausrichtung finanzialisierter Ökonomien auf diesen siehe Michael Hudson (2015: XVI und vor allem 298 f.). Zum gleichen Problem bezogen auf die deutsche Wirtschaft und Gesellschaft siehe Christoph Deutschmann (2008b, Kap. 10).

  36. 36.

    Zweitens fußt unsere Gesellschaft auch auf der globalen Ungleichheitsordnung, die einem „free ride“ der Industriegesellschaften im globalen Maßstab entspricht; mit den USA als mächtigstem Trittbrettfahrer. Siehe zum ökonomischen wie finanziellen „free ride“ der USA im globalen Maßstab auch Michael Hudson (1972/2003).

  37. 37.

    S. auch nochmals Bude (2011). Die ‚alte‘ Aufstiegsorientierung ist etwas anderes als Karriereorientierung und Statussicherung, weil sie erstens auf einer Bezugnahme auf die soziale Realität und deren klassenspezifischen Struktur fußte und zweitens in ihr Chancenstrukturen immer klassenspezifisch vor dem Hintergrund der Vergemeinschaftetheit der jeweiligen Familie wahrgenommen wurden („die da oben“ – „wir hier unten“).

  38. 38.

    Zur frühen Kritik dieses ‚Wahrnehmungstricks‘ siehe Pierre Bourdieu und Jean-Claude Passeron (1988) sowie für die USA Christopher Jencks et al. (1972).

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Behrend, O. (2020). Zu Merkmalen der Familie der neuen Mittelschichtkultur. In: Funcke, D. (eds) Rekonstruktive Paar- und Familienforschung. Studientexte zur Soziologie. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-30668-7_2

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