Zusammenfassung
Die demografische Entwicklung in Deutschland wird dazu führen, dass sich der sogenannte Altenquotient, der als Maß für die Bevölkerungsstruktur herangezogen werden kann, deutlich erhöhen wird; dies hat maßgebliche Auswirkungen auf den sogenannten Generationenvertrag. Hierbei handelt es sich um einen (fiktiven) Solidar-Vertrag, der die Grundlage der umlagefinanzierten gesetzlichen Rentenversicherung darstellt. Erhöht sich der Altenquotient, hat dies zwei Folgen: Erstens steigt der Anteil der Personen in der Ruhestandsphase, und zweitens sinkt der Anteil der Personen in der Erwerbsphase. Der daraus resultierende Verteilungskonflikt wird als Generationenkonflikt bezeichnet. Dieser beschreibt, dass sich zukünftig entweder die Situation der Bevölkerung in der Erwerbsphase aufgrund steigender Beitragssätze verschlechtern wird oder die Situation der Bevölkerung in der Nacherwerbsphase, weil die Rentenhöhe sinken wird. Zur Lösung resp. Abschwächung dieses Konflikts werden hauptsächlich drei Vorschläge diskutiert: der Wechsel der Finanzierung der gesetzlichen Rentenversicherung vom Umlage- zum Kapitaldeckungsverfahren, die Erhöhung des Bundeszuschusses sowie die Anhebung des Renteneintrittsalters. Dabei kann gezeigt werden, dass keiner der drei Vorschläge in der Lage ist, den Konflikt zu lösen.
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Gegenwärtig beteiligt sich der Staat an der Finanzierung der GRV in der Größenordnung von gut einem Fünftel an den jährlichen Ausgaben: 2017 lagen diese bei 300 Mrd. € und der Bundeszuschuss bei 70 Mrd. €. Ferner werden nicht nur Renten, sondern auch Rehabilitationsleistungen und Verwaltungsausgaben finanziert. Die staatlichen Zuwendungen werden zukünftig steigen müssen, wenn das Rentenniveau nicht sinken und gleichzeitig die Beiträge zur GRV nicht über 20 % steigen sollen (Börsch-Supan und Rausch 2018).
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Roppel, C. (2020). Der demografische Wandel und die gesetzliche Rentenversicherung in Deutschland – Kapitaldeckungsverfahren, Erhöhung des Bundeszuschusses oder die Anhebung des Renteneintrittsalters als Lösung?. In: Rebeggiani, L., Wilke, C.B., Wohlmann, M. (eds) Megatrends aus Sicht der Volkswirtschaftslehre. FOM-Edition. Springer Gabler, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-30129-3_2
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