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Frugalität und Spiritualität für nachhaltige Lebensweise im 21. Jahrhundert

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Nachhaltigkeit, Postwachstum, Transformation
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Zusammenfassung

Das Wachstums- und Konsumparadigma der Wirtschaft ist ein starker Faktor für Klimawandel und Umweltschäden. Darüber hinaus fördert es jedoch auch sozio-psychologische Auswirkungen wie Depressionen, Burnout oder Entfremdung. Es wird argumentiert, dass Entfremdung ihrerseits dazu beiträgt, dass ökologische Konsequenzen leichtfertig ausgeblendet werden und das Individuum entgegen seinen ethischen Werten handelt. In diesem Beitrag werden Frugalität als Tugend der Genügsamkeit im Konsum materieller und immaterieller Güter sowie kosmologische Weltsicht, nach der der Menschen in die Natur anstatt über sie herrschend gedacht wird, als Alternativen zum durch Konsum definierten Leben dargelegt. Durch sie kann eine Weltbeziehung hergestellt werden, die ganzheitlich nachhaltigen Lebensstil ermöglicht.

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Notes

  1. 1.

    Als Industrieländer oder -staaten können die Mitgliedsstaaten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) betrachtet werden. Begriffe wie westliche Welt oder globaler Norden werden damit synonym verwendet und dienen der Vermeidung von Wiederholungen. Der Autorin ist bewusst, dass dies eine grobe Verallgemeinerung ist und die Klassifizierung u. a. aufgrund von Auslagerungen der Industrie in sogenannte Entwicklungs- und Schwellenländer schwer ist. Mit Entwicklungsländern sind in diesem Beitrag Länder des globalen Südens gemeint. Er soll in keiner Weise ein Entwicklungsparadigma ansetzen oder suggerieren, dass es einen korrekten Weg der Entwicklung gibt, den alle beschreiten sollten.

  2. 2.

    Bedeutung: Einfachheit, Bescheidenheit. Vgl. Duden Online: Frugalität.

  3. 3.

    Mit Weltkurs ist die Gesamtentwicklung der globalen Gemeinschaft gemeint.

  4. 4.

    Seitdem diese Forschungsarbeit im Oktober 2017 beendet wurde, haben sich verstärkt Tendenzen in diese Richtung gezeigt, die insbesondere durch Bewegungen wie Fridays for Future und Extinction Rebellion ins öffentliche Bewusstsein gerückt wurden.

  5. 5.

    In diesem Beitrag wird neutrales Gendering angestrebt. Wo dies nicht möglich ist, wird ein generisches Femininum verwendet, da die Autorin der Ansicht ist, dass dies für stärkere Irritation sorgt und Denkmuster aufbricht.

  6. 6.

    In Deutschland bspw. ist stetiges und angemessenes Wirtschaftswachstum seit 1967 gesetzlich verankert. (Gesetz zur Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft vom 08. Juni 1967 (BGBl. I S. 582), das zuletzt durch Artikel 267 der Verordnung vom 31. August 2015 (BGBl. I S. 1474) geändert worden ist; Böhme 2016, S. 56 ff.).

  7. 7.

    Auch Commons genannt; gemeint sind gewöhnlich Wasser, Boden und Luft.

  8. 8.

    Dass es möglich ist, heißt jedoch nicht, dass alle Menschen tatsächlich in den Genuss der Bedürfnisbefriedigung kommen.

  9. 9.

    Supernormale Reize oder supernormal stimuli würden laut Barrett von künstlichen Objekten ausgehen, die die Sinne mehr ansprächen als die natürlichen Ursachen, auf die der Instinkt evolutionsbiologisch zurückgeht (Barrett 2010, S. 3).

  10. 10.

    Paradigmatisch hierfür ist Werbung. Insbesondere neue Arten von Werbung, die über Sozial-Media-Plattformen wie Instagram und YouTube Verbreitung gefunden haben, leben davon, dass Individuen das eigene Leben inszenieren, um Follower zu sammeln und Produkte an diese zu vermarkten. Diese sog. Influencer fungieren nicht nur als Werbegesichter einzelner Marken, sie multiplizieren ihren Lebensstil, der von Konsum geprägt ist. Dass ihre Reichweite auch für gute Zwecke verwendet wird und werden kann, sei dahingestellt.

  11. 11.

    Effizienz beschreibt im Rahmen der Nachhaltigkeit Reduktion des Inputs, der aufgewendet werden muss, um ein bestimmtes Ergebnis zu erhalten (Paech 2012, S. 72 f.).

  12. 12.

    Die hier entfaltete kritische Theorie mag in Teilen zu verallgemeinernd oder pauschal vorgetragen wirken. Doch wie bereits konstatiert, sollen dadurch lediglich Strukturen und Tendenzen dargestellt werden, die zu aktuell brennenden ökologischen und sozialen Problematiken beitragen.

  13. 13.

    Zu hoffen ist, dass die Thematisierung von Spiritualität und kosmologischer Weltsicht bei gleichzeitigem Ausklammern institutionalisierter Religion keine Verwirrung stiftet, sondern letzteres gut begründet wurde. Der Beitrag versteht sich nicht als religionswissenschaftlich, da die Autorin keinen solchen Hintergrund hat. Spiritualität dient hier einer veränderten Bezugnahme zur Welt.

  14. 14.

    Auch: Dao De Djing, Daodedjing, Taoteking…

  15. 15.

    Auch: Lao Tzu, Laozi…

  16. 16.

    Auch: Dschuang Dse, Zhouang Zhou, Zhuangzi, Chuang-tzu…

  17. 17.

    Subsistenz kann als Eigenständigkeit oder wirtschaftliche Unabhängigkeit z. B. durch Selbstversorgung (auch regional) verstanden werden.

  18. 18.

    Damit ist gemeint, Abstand von menschlichen Höchstleistungen zu nehmen.

  19. 19.

    Zwar handelt es sich dabei um eine subjektive Beobachtung Fromms, doch gründet er diese auf bereits reale Entwicklungen gesellschaftlicher Veränderung. Als wichtigen Faktor gibt er beispielsweise den langsamen Zusammenbruch des Patriarchats an.

  20. 20.

    Dies ist einerseits auf (übermäßigen) Konsum und andererseits Zeiten des Friedens bezogen. Traumatische Ereignisse, psychische oder physische Einschränkungen sowie prekäre Verhältnisse, unter denen kaum ein Existenzminimum gewährleistet ist, sind nicht gemeint. Damit sei auch darauf hingewiesen, dass der Taoismus, zumal seine Schriften ursprünglich der Beratung bzw. Anleitung der herrschenden Elite dienten, durchaus Züge enthält, die zur Unterdrückung und Ausbeutung missbraucht werden können. Bei der Frage nach Einheit und Harmonie der Lehre ist nicht zu vergessen, dass die Einheit stets die Zweiheit einschließt, dass die Kehrseite des Friedens Zwietracht und Gewalt sind. Um letztere zu umgehen, werden Herrschenden durch das Tao-Tê-King kluge Mittel an die Hand gegeben, doch damit diese zum Einsatz gelangen, müssen Tugend und Bescheidenheit bereits im Menschen angelegt sein. Nur so ist die richtige Intention der Herrschaft gesichert.

  21. 21.

    Es versteht sich von selbst, dass damit nicht impliziert wird, dass Entwicklungsländern empfohlen werden sollte, frugal zu leben, damit die Industrienationen ihren Konsumstandard erhalten können.

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Witt, H. (2020). Frugalität und Spiritualität für nachhaltige Lebensweise im 21. Jahrhundert. In: Roos, U. (eds) Nachhaltigkeit, Postwachstum, Transformation. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-29973-6_2

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