Zusammenfassung
Welche politischen Werte und welches Staatsverständnis wurden der Architektur des Hamburger Rathauses von 1897 eingeschrieben? Wie haben die unterschiedlichen politischen Systeme seit dem 19. Jahrhundert das Gebäude und den Plenarsaal verändert? Und kann es als Repräsentationsbau heutiger demokratischer Landespolitik gelten? Diesen Fragen geht der vorliegende Beitrag anhand der Beschreibung des Planungsprozesses sowie der Fassaden- und Raumgestaltung nach. Im Fokus stehen der Plenarsaal und das politische Bildprogramm des Rathauses. Es zeigt sich, dass das Hamburger Rathaus kein Repräsentationsbau demokratischer Politik ist, sondern ein bauhistorisches Zeugnis der politischen Machtverhältnisse des ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Einer Zeit, in der das Bürger- und Wahlrecht nur einer Minderheit wohlhabender Männer zustand, die Bürgerschaft noch nicht alleiniger Souverän in der Stadt und Hamburg ein Teilstaat des Deutschen Kaiserreiches war. Dennoch steht das Hamburger Rathaus, auch in seinem politischen Bildprogramm, bis heute für die Kontinuität bürgerlicher Selbstregierung. Diese wurde lediglich in den Jahren 1933-1945 unterbrochen. Insgesamt repräsentiert das Hamburger Rathaus die Macht und den Reichtum der hanseatischen Bürger*innen sowie die städtische Unabhängigkeit und Freiheit der Hansestadt.
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Klinnert, A. (2020). Das Hamburger Rathaus – Tempel der Bürger ?. In: Schwanholz, J., Theiner, P. (eds) Die politische Architektur deutscher Parlamente. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-29331-4_9
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