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Formen, Funktionen und Dimensionen extremistischer Online-Propaganda im Web 2.0 – Herausforderungen und Untersuchungsansätze

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Propaganda und Prävention

Part of the book series: Interkulturelle Studien ((IKS))

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Zusammenfassung

Extremistische Web 2.0-Propaganda ist stark erlebnishaft und (inter-)aktiv. Angesichts des komplexen Formen- und Formatreichtums skizziert der Beitrag einen Unterscheidungs- und Analyseansatz. Ausgehend von der Grobunterteilung in klassische autoritäre Botschaften und gemeinschafsbildende Social Media-Propaganda wird eine Herangehensweise über und an die einzelnen Mediensorten bzw. Textgattungen empfohlen. Zeichentheoretisch und (medien-) rhetorisch begründet können so drei Überzeugungsebenen sowie bestimmte Funktionen untersucht werden. Zudem wird auf die Bedeutung formalästhetischer Gestaltung von Propaganda eingegangen.

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Notes

  1. 1.

    „Texte“ meint hier jedwede Form von Medienhalten, also auch Bilder, Lieder, Videos usw. Der allgemeine zeichentheoretische Begriff „Text“ bietet sich an, weil er darauf verweist, dass Medieninhalte aus verschiedenen Zeichen und Zeichenketten zusammengesetzt oder ‚gewebt‘ sind (Text im Sinne von „Textil“). Sie können dementsprechend ‚umgestrickt‘, ‚aufgetrennt‘, erweitert und mit anderen verknüpft werden.

  2. 2.

    Propaganda wird hier relativ breit verstanden als Art ideologischer, auf Überzeugung oder Beeinflussung abzielende Kommunikation (Arnold 2003) oder die dafür eingesetzten Texte. Sie arbeitet meist, nicht aber zwingend oder ausschließlich mit Mitteln der Suggestion, Täuschung und Emotionalisierung.

  3. 3.

    Zum Begriff „Erlebniswelt“ im Kontext des Rechtsextremismus siehe den von Stefan Pfeiffer und Thomas Pfeiffer 2007 erstmals veröffentlichten Sammelband (Glaser und Pfeiffer 2017), zum Begriff des Erlebnisses und der Erlebnisgesellschaft Schulze (2005). Zur auf Gemeinschaftsbildung und -pflege ausgelegten Kommunikation siehe Miller (2008).

  4. 4.

    Dies meint hier die (Medien-)Gestaltung auf ‚sinnliche‘ Gefälligkeit oder (z. B. schockhafte) Wirkung hin sowie das Aufgreifen bestimmter medialer ‚Handschriften‘ oder Ausdrucksweisen.

  5. 5.

    Z. B „Salafi-Slang“, Insider-Abkürzungen („88“ für „HH“ = „Heil Hitler“), Schriftzüge; Signets von Organisationen, Ornamente – oder bestimmte Kleidungsstile. Für Lifestyle, Symbole und Codes im Bereich Rechtsextremismus siehe etwa die Website der Berliner Agentur für soziale Perspektiven (o. J).

  6. 6.

    Für die Theorie und Praxis der Extremismus-Propagandaforschung kann hier das Feld der Fan-Studies (siehe u. a. Cuntz-Leng 2014) Impulse liefern. Dies auch, obwohl (oder gerade weil) hierbei meist von einem positiv-konnotierten Fandom-Verständnis ausgegangen wird und der Zusammenhang von Fan-Sein, Gewalt und Radikalität (etwa im Bereich Fußball oder Musik) auch in der Forschung nicht neu ist.

  7. 7.

    Das kann mit Rückgriff auf aktuelle Ansätze der Text- und Medienrhetorik geschehen (vgl. u. a. Scheuermann und Vidal 2016). Diese befassen sich damit, wie mit modernen Medien(formen) wirksam und gezielt überzeugend kommuniziert wird. Außerdem ist es sinnvoll zu berücksichtigen, was und wie – textpragmatisch – Menschen mit Medieninhalten im weiteren Sinne aktiv und passiv tun (z. B. Informationen weitergeben, sich amüsieren, Meinungen äußeren etc.).

  8. 8.

    Wie kleinteilig man hierbei jeweils wird, richtet sich nach dem jeweiligen Erkenntnisinteresse, den (z. B. zeitlichen) Möglichkeiten und schlicht der Antwort auf die Frage, was sinnvoll erscheint.

  9. 9.

    Dabei geht es weniger darum, den Absender*innen einer Botschaft etwas zu unterstellen, sondern vielmehr z. B. echte Fragen (mit denen Informationen angefragt werden) von „rhetorischen“ zu unterscheiden, mit – leicht erkennbar – ja tatsächlich nichts gefragt, sondern etwas ausgesagt oder behauptet wird.

  10. 10.

    Das Feld der Forschung und Theorie hierzu ist groß und auch fachlich vielfältig. Es reicht von der klassischen Rhetorik bis zur Persuasions- und Werbewirkungsforschung und befasst sich mit (echten oder vermeintlichen) Redner*innen-Eigenschaften im Zusammenhang mit denen des Textes und dessen Inhalts. Für den Einfluss von Humor auf die Überzeugungswirkung siehe etwa Young (2008), Lyttle (2001) oder Weinberger und Gulas (1992).

  11. 11.

    „Was tut der Propagandist, indem er diese Bild so präsentiert?“; siehe hierzu einführend Renner (2007). Das hebt hier aber hier (noch) nicht auf die ‚echte‘ Intention der Sender*in (die wir vielleicht nicht kennen) und die reale, messbare Wirkung beim Publikum ab. Siehe auch Fußnote 7.

  12. 12.

    Freilich kann beides als „überkünstelt“ bzw. als „dilettantisch“ abgelehnt werden, was auch Ansätze für die kritische Entzauberung von Propagandabildtexten eröffnet. Zum Effekt der Handkamera siehe Kuhn (2013).

  13. 13.

    Zu den filmischen Gestaltungs- und Ausdrucksformen mit ihren u. a. konventionalisierten Bedeutungsgehalten und Wirkungen siehe u. a. Kreutzer et al. (2014), Kepplinger (2010), speziell zu möglichen pathetischen Stilmitteln und ihre Funktionsweisen im Spielfilm siehe Schmitt (2009).

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Zywietz, B. (2020). Formen, Funktionen und Dimensionen extremistischer Online-Propaganda im Web 2.0 – Herausforderungen und Untersuchungsansätze. In: Schmitt, J., Ernst, J., Rieger, D., Roth, HJ. (eds) Propaganda und Prävention. Interkulturelle Studien. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-28538-8_26

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