Zusammenfassung
Menschenrechte, soziale Gerechtigkeit und Teilhabe sind zentrale ethische Leitprinzipien der Sozialen Arbeit. Soziale Arbeit ist jedoch in hegemoniale Ungleichheitsverhältnisse eingebettet, die für die Handlungsspielräume der Fachkräfte und der Adressat*innen wirkmächtig sind. Intersektionale Perspektiven bieten Ansatzpunkte für eine reflektierte Auseinandersetzung mit Differenz und der Rolle der Sozialen Arbeit innerhalb der bestehenden Herrschaftsstrukturen und hegemonialen Diskurse. Der Artikel zeigt auf, welche Rolle Intersektionalität in Theorie, Forschung, Praxis und Ausbildung in der Sozialen Arbeit spielt. An einem Beispiel aus der Sozialen Arbeit mit Geflüchteten wird konkret veranschaulicht, welchen Beitrag die intersektionale Mehrebenenanalyse zur empirischen Untersuchung von Handlungspraxen in der Sozialen Arbeit leisten kann.
Notes
- 1.
Das Interview mit der Sozialarbeiterin wurde im Rahmen einer unveröffentlichten Evaluationsstudie durchgeführt. Nähere Angaben zu den Interviews und zum Methodendesign finden sich bei van Elsacker 2016.
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Müller, D., Polat, A. (2020). Intersektionale Perspektiven als Chance für die Soziale Arbeit in Forschung, Theorie und Praxis. In: Biele Mefebue, A., Bührmann, A., Grenz, S. (eds) Handbuch Intersektionalitätsforschung. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-26613-4_40-1
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