Zusammenfassung
Gedenkstätten verfolgen konstitutiv die Leitidee der Vergegenwärtigung einer bestimmten Vergangenheit. Gedenkstätten zur Vergegenwärtigung von Verbrechen des Nationalsozialismus stellen einen Spezialfall dieser Kulturinstitution dar. Ihr programmatischer Fokus auf das Unrecht und die Opfer des Hitler-Staates macht sie in ethisch-politischer Hinsicht zu besonderen Orten des sozialen Gedächtnisses. Der Beitrag skizziert die Bedeutung dieser Gedenkstätten in der Bundesrepublik Deutschland als Schnittstellen politisch-kultureller Erfahrungsverarbeitung und sozialer Wissensproduktion und verdeutlicht an drei exemplarischen Aspekten ihre gedächtnissoziologische Relevanz.
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