Zusammenfassung
Die Entwicklung der heutigen Berufsbildungssysteme lässt sich gerade auch im Lichte von Globalisierungsschüben deuten. Wirtschaftliche Konkurrenz, technologische Innovationen und Industrialisierung sowie gesellschaftliche Entwicklungen erforderten und erfordern historisch wie auch heute eine Neuausrichtung der Bildung, die Jugendliche und die Bevölkerung insgesamt auf diesen Wandel vorbereiten soll, um als politische und wirtschaftliche Größe, sei es als Firma, sei es als Nation, international die Stellung halten zu können oder gar in eine globale Spitzenposition zu gelangen. Im deutschsprachigen Raum entwickelte die Pädagogik mit Autoren und Bildungsreformern wie Georg Kerschensteiner und vielen anderen ein Argumentarium und eine Begrifflichkeit, die diese ‚Modernisierung‘ des Bildungswesens einleiten sollte. Dank einer beruflichen Schwerpunktsetzung wurde die Volksschule reformiert, die Fortbildungsschulen stärker auf Berufe ausgerichtet bzw. mutierten diese zu Berufsschulen und die Stellung der beruflichen Bildung wurde gestärkt. Dabei war ein erweiterter Bildungsbegriff bedeutsam. In der Nachkriegszeit mutierte diese Programmatik und Reform. Von einer auf Beruf und Stand ausgerichteten Bildung wurde zunehmend mehr Abstand genommen. Stattdessen hatte sich zunächst der Begriff ‚berufliche Handlungskompetenz‘, der auf einem Zusammenwirken der Lernorte Betrieb und Schule beruht, etabliert. Heute wiederum wird die Flexibilität und Modularität der Bildung, die dem Konzept der ‚Kompetenz‘ entspricht, verallgemeinert und als internationale begriffliche ‚Währung‘ etabliert.
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Gonon, P. (2019). Berufsbildung und Globalisierung: Vom Kerschensteiner- zum Kompetenz-Modus. In: Pilz, M., Breuing, K., Schumann, S. (eds) Berufsbildung zwischen Tradition und Moderne. Internationale Berufsbildungsforschung. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-24460-6_17
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