Zusammenfassung
Partizipative Forschungsansätze teilen mit dem Ansatz der Nutzer*innenforschung das Anliegen, dem Wissen der Nutzer*innen und ihrem Akteursstatus Anerkennung zu verschaffen. Partizipative Strategien der Forschung gehen aber über den Ansatz der Nutzer*innenforschung insofern hinaus, als sie ihre Forschungspartner*innen als Wissende im Forschungsprozess selbst anerkennen. Die Bestimmung der Forschungs-Agenda wie auch die Gestaltung des Forschungsprozesses – von der Datenerhebung über die Analyse bis zur Präsentation der Ergebnisse – erfolgt unter Beteiligung von Co-Forschenden. Angesichts der konzeptuellen Konvergenzen von Ansätzen partizipativer mit denen der Nutzer*innenforschung liegt es gleichwohl nahe zu fragen, wie sich partizipative Forschungsprozesse mit Nutzer*innen realisieren lassen. Diese Fragestellung wird im vorliegenden Text bearbeitet. Prozess, Herausforderungen und Strategien partizipativer Ansätze werden diskutiert.
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Das schließt natürlich nicht aus, dass co-forschende Nutzer*innen während gemeinsamer Forschungsprozesse in Lebenskrisen geraten – und es ihnen dabei wirklich schlecht geht, gerade weil sich Krisen verschärfend auswirken, wenn Menschen mit geringen Ressourcen ausgestattet sind und bereits im Alltag diverse Herausforderungen zu bewältigen haben. Co-forschende Jugendliche wurden z. B. schwer krank oder mussten ihre Wohngruppen nach mehreren Verwarnungen verlassen, andere Co-Forschende wurden arbeitslos und verloren nahe Angehörige. Die Forschungsgruppe kann in solchen Situationen Unterstützung bieten und solche Krisen und ihre Bearbeitung auch zum Thema machen, sie kann sie aber letztlich nicht verhindern.
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Ackermann, T. (2020). Nutzer*innen als Co-Forschende?! Prozess, Herausforderungen und Strategien partizipativer Forschungsansätze. In: van Rießen, A., Jepkens, K. (eds) Nutzen, Nicht-Nutzen und Nutzung Sozialer Arbeit. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-23250-4_7
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