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Sozialpädagogische Nutzerforschung: Subjekt, Aneignung, Kritik

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Nutzen, Nicht-Nutzen und Nutzung Sozialer Arbeit

Zusammenfassung

Im Hinblick auf die Thematisierung von „Subjektorientierten Forschungsperspektiven in der Sozialen Arbeit“ erscheint es sinnvoll, die Frage nach den zentralen und grundlegenden Bezugspunkten der „Sozialpädagogischen Nutzerforschung“ zu stellen und diese in ihrem Gehalt und ihren wechselseitigen Bezügen zu explizieren. In den bislang vorliegenden Publikationen wurden diese meist nur kurz angerissen und benannt. Als solche zentralen Bezugspunkte werden hier die Fragen nach der Konstitution des Subjekts, nach dem Stellenwert der Kategorie der Aneignung sowie nach dem Status von Kritik in diesem Forschungsansatz aufgeworfen. Verbunden wird dies mit Überlegungen zu Methodologie und Vorgehen in der Analyse von Nutzungsverhältnissen und Nutzungsprozessen.

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Notes

  1. 1.

    Der Begriff ‚Nutzerforschung‘ ist ein in der Fachdiskussion eingeführter Begriff für den zugrundeliegenden Forschungsansatz, ebenso der Begriff ‚Nutzer‘ als feststehender wissenschaftlicher Begriff, der eine Kategorie im Rahmen einer Theoretisierung beschreibt. An den Stellen, an denen Personen als empirische Subjekte thematisiert werden, wird im Gegensatz dazu die Schreibweise ‚Nutzer*in‘ bzw. ‚Nutzer*innen‘ gewählt.

  2. 2.

    Vertreter*innen einer Kritik des vorliegenden Ansatzes meinen, die Sozialpädagogische Nutzerforschung würde „hinsichtlich ihrer expliziten Akteursorientierungen“ eine „erstaunliche konzeptionelle Analogie“ mit der Wirkungsforschung aufweisen (Kessl und Klein 2010, S. 65). Sie meinen „die Gefahr einer gegenseitigen Komplizenschaft“ im „Einklang mit diesen fortgeschrittenen liberalen Subjektivierungsprogrammen“ (ebd. S. 78) erkennen zu können. Diese und eine Reihe anderer kritischer Verdikte sind aber nicht durch Verweise und Belege gedeckt. In diesem Zusammenhang verwundert es, dass diese unzutreffende Kritik in einer Reihe von Publikationen schlichtweg ungeprüft und affirmativ übernommen wird.

  3. 3.

    Systematisch zu den „Konvergenzen“ von Interaktionismus und marxistischer Praxisphilosophie vgl. Müller (2014).

  4. 4.

    Wir haben uns in diesen Zusammenhang mit der Frage, ob „Kontrolle als Nutzen“ betrachtet werden kann, an anderer Stelle systematisch auseinandergesetzt (Oelerich und Schaarschuch 2013).

  5. 5.

    Dies ist für die Sozialpädagogik unmittelbar relevant, denn es geht bei dieser nicht, wie Cremer-Schäfer und Peters (1975, S. 72) herausgearbeitet haben, um direkte Kontrolle oder gar Sanktionierung, sondern darum, die „Realitätsdefinitionen der Adressaten zu verändern. Die beobachteten Sozialarbeiter versuchten, diese Absicht nun meist nicht durch eine Diskussion über den devianten oder nicht-devianten Charakter der infrage stehenden Handlung zu verwirklichen. Sie zielten vielmehr darauf ab, den Adressaten allgemeine Relevanzgesichtspunkte zu vermitteln.“

  6. 6.

    Marx (1974, S. 21) weiter: „Das Konkrete ist konkret, weil es die Zusammenfassung vieler Bestimmungen ist, also Einheit des Mannigfaltigen. Im Denken erscheint es daher als Prozeß der Zusammenfassung, als Resultat, nicht als Ausgangspunkt, obgleich es der wirkliche Ausgangspunkt und daher auch der Ausgangspunkt der Anschauung und der Vorstellung ist. Im ersten Weg wurde die volle Vorstellung zu abstrakter Bestimmung verflüchtigt; im zweiten führen die abstrakten Bestimmungen zur Reproduktion des Konkreten im Weg des Denkens. (…)“.

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Schaarschuch, A., Oelerich, G. (2020). Sozialpädagogische Nutzerforschung: Subjekt, Aneignung, Kritik. In: van Rießen, A., Jepkens, K. (eds) Nutzen, Nicht-Nutzen und Nutzung Sozialer Arbeit. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-23250-4_2

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