Skip to main content

„Jetzt gilt’s richtig ernst“ – Eine ethnografische Perspektive auf die Inszenierung des Schulbeginns

  • Chapter
  • First Online:
Kindheit(en) in formalen, nonformalen und informellen Bildungskontexten

Part of the book series: Kinder, Kindheiten und Kindheitsforschung ((KKK,volume 20))

Zusammenfassung

Das Zusammentreffen der Lebensbereiche ‚Familie‘ und ‚Schule‘ ist bereits zu Beginn der Bildungslaufbahn ein bedeutsames Ereignis nicht nur in individuell-biografischer, sondern auch in gesellschaftlicher Perspektive. Der Beitrag befasst sich mit diesem Ereignis und der Frage, wie die Eltern in dieser Anfangszeit adressiert und subjektiviert werden. Auf der Grundlage ethnografischer Daten aus zwei sozioökonomisch unterschiedlich situierten Kindergärten wird deutlich, dass zwar dieselben Normen vermittelt werden, in der Art der Adressierung aber deutliche Unterschiede bestehen: subtil und um Kooperation bittend am einen Ort, direktiv, erzieherisch und in die Normen der Schule einweisend am anderen Ort. Damit werden die Eltern als mehr oder weniger kompetente Akteurinnen und Akteure in Bezug auf Schule subjektiviert.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Chapter
USD 29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD 39.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as EPUB and PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Softcover Book
USD 49.99
Price excludes VAT (USA)
  • Compact, lightweight edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Institutional subscriptions

Notes

  1. 1.

    Informationsabend für die Eltern der neuen Kindergartenkinder, Schuleinheit Flussgarten, Kindergarten Aueli-Hof, 27.06.2016.

  2. 2.

    Wie Tillmann (2007, S. 121) sich auf Parsons beziehend pointiert feststellt, verkörpert die Polizei einen Mechanismus der sozialen Kontrolle. Sie tritt bei deviantem Verhalten in Erscheinung. Es ist interessant, dass die Polizei in der Schule Flussgarten, zu der der Kindergarten Aueli-Hof zählt, bereits vor Schuljahresbeginn ihren Auftritt hat. Anders zeigt sich die Situation im Kindergarten Sonnwies, der im Beitrag als zweites Forschungsfeld beschrieben wird. Dort tritt der Polizist erst gegen Ende des Schuljahres und spezifisch nur für die Verkehrsschulung in Erscheinung.

  3. 3.

    Dass es all diese Institutionen in einer ‚Ausführung für die Schule‘ gibt, lässt aufhorchen. Es dokumentiert unseres Erachtens den spezifischen Stellenwert der Schule als umfassende Sozialisationsinstanz.

  4. 4.

    Schweizerischer Nationalfonds, Projektförderung Abt. 1, Nr. 100019_159328: „Kinder, die auffallen. Eine Ethnographie von Anerkennungsverhältnissen im Kindergarten“. Laufzeit 01.02.2016 bis 31.07.2019. Projektleitung: Anja Sieber Egger, Gisela Unterweger, Christoph Maeder. Mitarbeitende: Ursina Jaeger, Fabienne Kaiser, Fränzi Buser (bis 31.01.2019), Alex Knoll (bis 30.06.2017). http://p3.snf.ch/project-159328.

  5. 5.

    Für die deutschsprachige erziehungswissenschaftliche Rezeption vgl. auch Ricken und Balzer (2012) sowie Kleiner und Rose (2014).

  6. 6.

    Zur historischen Entwicklung der Schulethnografie in der Schweiz und in Deutschland vgl. Sieber Egger und Unterweger (2018).

  7. 7.

    Der Begriff ‚Expat‘ steht für ‚Expatriate‘. Damit werden (weiße) gut ausgebildete Menschen bezeichnet, die für eine bestimmte oder auch unbestimmte Zeit in anderen Ländern arbeiten (vgl. https://www.theguardian.com/global-development-professionals-network/2015/mar/13/white-people-expats-immigrants-migration; zugegriffen: 3. Juni 2017).

  8. 8.

    Üblicherweise spricht man hier von ‚Menschen mit Migrationshintergrund‘, ein Begriff, den wir vermeiden wollen. Laut Akbaba (2017, S. 41 ff.) ist der Begriff ‚Migrationshintergrund‘ häufig mit einem zugeschriebenen Bedarf nach Integration verwoben. Damit wird er zu einem Synonym für ‚problembehaftete Migration‘; er schließt bestimmte Herkunftsländer ein- und andere explizit aus. Somit ist es nicht zufällig, dass in unserem Setting bei den Kindern vom Kindergarten Aueli-Hof von ‚Kindern mit Migrationshintergrund‘ gesprochen wird, bei den Kindern aus dem Kindergarten Sonnwies hingegen nicht, auch wenn diese Migrationserfahrung mitbringen. Dadurch wird eine Zweiklassenmigrationserfahrung eingeführt. Wir behelfen uns für diesen Beitrag mit dem Begriff ‚Migrationserfahrung‘ im Wissen darum, dass die Probleme damit nicht behoben sind.

  9. 9.

    Die aus der Sicht der Autorinnen wichtigen Begriffe und Passagen werden in den Materialausschnitten unterstrichen.

  10. 10.

    Kindergarten Aueli-Hof, Elternabend, Juni 2016. Hervorhebungen durch die Autorinnen.

  11. 11.

    Kindergarten Aueli-Hof, Elternabend, Juni 2016.

  12. 12.

    Kindergarten Sonnwies, Elternabend, September 2016. Hervorhebungen durch die Autorinnen.

  13. 13.

    Kindergarten Aueli-Hof, Elternabend, Juni 2016. Hervorhebungen durch die Autorinnen.

  14. 14.

    Kindergarten Sonnwies, Kindergarten-ABC, Juni 2016.

  15. 15.

    Kindergarten Sonnwies, Elternabend, September 2016. Hervorhebungen durch die Autorinnen.

Literatur

  • Akbaba, Yalız. 2017. Lehrer*innen und der Migrationshintergrund: Widerstand im Dispositiv. Weinheim: Beltz Juventa.

    Google Scholar 

  • Alkemeyer, Thomas, Ulrich Bröckling, und Tobias Peter, Hrsg. 2017. Jenseits der Person: Zur Subjektivierung von Kollektiven, Praktiken der Subjektivierung 10. Bielefeld: transcript.

    Google Scholar 

  • Bollig, Sabine. 2004. Zeigepraktiken: How to do quality with things. In Was ist ein guter Kindergarten? Theoretische und empirische Analysen zum Qualitätsbegriff in der Pädagogik, Hrsg. M.-S. Honig, M. Joos, und N. Schreiber, 193–225. Weinheim: Juventa.

    Google Scholar 

  • Bourdieu, Pierre. 1982. Die feinen Unterschiede. Kritik der gesellschaftlichen Urteilskraft. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.

    Google Scholar 

  • Bourdieu, Pierre, und Alain Accardo, Hrsg. 2008. Das Elend der Welt: Zeugnisse und Diagnosen alltäglichen Leidens an der Gesellschaft, Edition discours 9. Konstanz: UVK.

    Google Scholar 

  • Bourdieu, Pierre, und Jean-Claude Passeron. 1971. Die Illusion der Chancengleichheit. Stuttgart: Klett.

    Google Scholar 

  • Busse, Susann, und Werner Helsper. 2008. Schule und Familie. In Handbuch der Schulforschung, Hrsg. W. Helsper, und J. Böhme, 469–494. Wiesbaden: Springer VS.

    Google Scholar 

  • Butler, Judith. 2001. Psyche der Macht: Das Subjekt der Unterwerfung, Deutsche Erstausgabe, Bd. 1744. Edition Suhrkamp. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.

    Google Scholar 

  • Butler, Judith. 2014. Epilog. In (Re-)Produktion von Ungleichheiten im Schulalltag: Judith Butlers Konzept der Subjektivation in der erziehungswissenschaftlichen Forschung, Hrsg. B. Kleiner und N. Rose, 181–187. Opladen: Budrich.

    Chapter  Google Scholar 

  • Corsaro, William A. 2011. The sociology of childhood, 3. Aufl. Los Angeles: Sage.

    Google Scholar 

  • Du Bois-Reymond, Manuela. 1998. Der Verhandlungshaushalt im Modernisierungsprozess. In Teenie-Welten. Aufwachsen in drei europäischen Regionen, Hrsg. P. Büchner, M. Du Bois-Reymond, J. Ecarius, B. Fuhs, und H.-H. Krüger, 83–113. Opladen: Leske + Budrich.

    Google Scholar 

  • Egger, Jan, Jürgen Lehmann, und Martin Straumann. 2016. Die Praxis von Lehrpersonen mit Eltern. Eine Analyse der Deutungs- und Praxismuster. In Eltern. Lehrer. Schüler. Theoretische und empirische Betrachtungen zum Verhältnis von Elternhaus und Schule sowie zu schulischen Kommunikationsformen, Hrsg. C. Knapp und M. Bonanati, 47–59. Bad Heilbrunn: Klinkhardt.

    Google Scholar 

  • Elias, Norbert, und John L. Scotson. 1993. Etablierte und Außenseiter. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.

    Google Scholar 

  • Gilliam, Laura, Eva Gulløv, Karen Fog Olwig, und Dil Bach. 2017. Children of the welfare state: Civilising practices in schools, childcare and families. Chicago: University of Chicago Press.

    Google Scholar 

  • Gupta, Akhil. 1995. Blurred boundaries. The discourse of corruption, the culture of politics, and the imagined state. American Ethnologist 22 (2): 375–402.

    Article  Google Scholar 

  • Helsper, Werner, Susann Busse, Merle Hummrich, und Rolf-Torsten Kramer. 2009. Jugend zwischen Familie und Schule Eine Studie zu pädagogischen Generationsbeziehungen. Wiesbaden: Springer VS.

    Book  Google Scholar 

  • Hirschauer, Stefan. 2014. Un/doing Differences. Die Kontingenz sozialer Zugehörigkeiten. Zeitschrift für Soziologie 43 (3): 170–191.

    Google Scholar 

  • Jackson, Philip W. 1975. Einübung in eine bürokratische Gesellschaft: Zur Funktion der sozialen Verkehrsformen im Klassenzimmer. In Der heimliche Lehrplan. Untersuchungen zum Schulunterricht, Hrsg. J. Zinnecker, 19–34. Weinheim: Beltz.

    Google Scholar 

  • Kleiner, Bettina, Nadine Rose, und Judith Butler, Hrsg. 2014. (Re-)Produktion von Ungleichheiten im Schulalltag: Judith Butlers Konzept der Subjektivation in der erziehungswissenschaftlichen Forschung. Opladen: Budrich.

    Google Scholar 

  • Maihofer, Andrea. 2014. Familiale Lebensformen zwischen Wandel und Persistenz. Eine zeitdiagnostische Zwischenbetrachtung. In Wissen – Methode – Geschlecht: Erfassen des fraglos Gegebenen, Hrsg. C. Behnke, D. Lengersdorf, und S. Scholz, 313–334. Wiesbaden: Springer VS.

    Google Scholar 

  • Oevermann, Ulrich. 1996. Theoretische Skizze einer revidierten Theorie professionalisierten Handelns. In Pädagogische Professionalität. Untersuchungen zum Typus pädagogischen Handelns, Hrsg. A. Combe und W. Helsper, 70–182. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.

    Google Scholar 

  • Oevermann, Ulrich. 2009. Die Problematik der Strukturlogik des Arbeitsbündnisses und der Dynamik von Übertragung und Gegenübertragung in einer professionalisierten Praxis von Sozialarbeit. In Professionalität in der Sozialen Arbeit. Standpunkte, Kontroversen, Perspektiven, Hrsg. R. Becker-Lenz, S. Busse, G. Ehlert, und S. Müller, 113–142. Wiesbaden: VS Verlag.

    Google Scholar 

  • Popkewitz, Thomas S. 2003. Governing the child and pedagogicalization of the parent. In Governing children, families and education: Restructuring the welfare state, Hrsg. M. N. Bloch, K. Holmlund, I. Moqvist, und T. N. Popkewitz, 35–61. New York: Palgrave Macmillan.

    Google Scholar 

  • Reh, Sabine, und Norbert Ricken. 2012. Das Konzept der Adressierung. Zur Methodologie einer qualitativ-empirischen Erforschung von Subjektivation. In Qualitative Bildungsforschung und Bildungstheorie, Hrsg. I. Miethe und H.-R. Müller, 35–56. Opladen: Budrich.

    Chapter  Google Scholar 

  • Ricken, Norbert, und Nicole Balzer, Hrsg. 2012. Judith Butler: pädagogische Lektüren. Wiesbaden: Springer VS.

    Google Scholar 

  • Schiffauer, Werner. 2002. Nationalstaat, Schule und politische Sozialisation. In Staat – Schule – Ethnizität. Politische Sozialisation von Immigrantenkindern in vier europäischen Ländern, Hrsg. W. Schiffauer, G. Baumann, R. Kastoryano, und S. Vertovec, 1–19. Münster: Waxmann.

    Google Scholar 

  • Sieber Egger, Anja, und Gisela Unterweger. 2018. Ethnographic research in schools. Historical roots and developments with a focus on Germany and Switzerland. In The wiley handbook of the ethnography of education, Hrsg. D. Beach, C. Bagley, und S. Marquez da Silva, 233–256. Hoboken: Wiley.

    Google Scholar 

  • Sieber Egger, Anja, Gisela Unterweger, und Pascale Herzig. 2018. Doing pupil im Kindergartenalltag. Inszenierungen von Übergangsmomenten aus ritualtheoretischer Perspektive. In Übergänge gestalten – Transitionen in der frühen Kindheit, Hrsg. K. Fasseing Heim, R. Lehner, T. Dütsch, U. Arnaldi, E. Hildebrandt, M. Wey Huber, und B. Zumsteg, 127–144. Münster: Waxmann.

    Google Scholar 

  • Tillmann, Klaus-Jürgen. 2007. Sozialisationstheorien: eine Einführung in den Zusammenhang von Gesellschaft, Institution und Subjektwerdung. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt.

    Google Scholar 

  • Tönnies, Ferdinand. 2010. Gemeinschaft und Gesellschaft: Grundbegriffe der reinen Soziologie. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft.

    Google Scholar 

  • Walper, Sabine, und Eva-Verena Wendt. 2009. Familie. In Handwörterbuch Erziehungswissenschaft, Hrsg. S. Andresen, R. Casale, T. Gabriel, R. Horlacher, S. Larcher Klee, und J. Oelkers, 307–321. Weinheim: Beltz.

    Google Scholar 

  • West, Candace, und Sarah Fenstermaker. 1995. Doing difference. Gender and Society 9 (1): 8–37.

    Article  Google Scholar 

Download references

Author information

Authors and Affiliations

Authors

Corresponding author

Correspondence to Anja Sieber Egger .

Editor information

Editors and Affiliations

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 2019 Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature

About this chapter

Check for updates. Verify currency and authenticity via CrossMark

Cite this chapter

Sieber Egger, A., Unterweger, G. (2019). „Jetzt gilt’s richtig ernst“ – Eine ethnografische Perspektive auf die Inszenierung des Schulbeginns. In: Sieber Egger, A., Unterweger, G., Jäger, M., Kuhn, M., Hangartner, J. (eds) Kindheit(en) in formalen, nonformalen und informellen Bildungskontexten. Kinder, Kindheiten und Kindheitsforschung, vol 20. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-23238-2_8

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-23238-2_8

  • Published:

  • Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-658-23237-5

  • Online ISBN: 978-3-658-23238-2

  • eBook Packages: Education and Social Work (German Language)

Publish with us

Policies and ethics