Zusammenfassung
Die Polizeiliche Kriminalstatistik und andere amtliche Statistiken werden regelmäßig für die Forschung sowie in der öffentlichen Debatte herangezogen. Entgegen des weitverbreiteten Verständnisses sagen sie wenig über Kriminalität, aber umso mehr über die Tätigkeit von Polizei und anderen Behörden aus. Trotz vielfältiger methodischer Einschränkungen und Verzerrungseffekte können die Statistiken so Erkenntnisse von nicht zu unterschätzendem Wert für die Polizeiforschung liefern und Anknüpfungspunkte für eine Vielzahl von Forschungsvorhaben bieten. Der Beitrag stellt die wesentlichen Statistiken dar, erläutert ihre Aussagekraft und diesbezügliche Einschränkungen. Schließlich wird an verschiedenen Beispielen gezeigt, inwiefern die Statistiken in der Polizeiforschung fruchtbar gemacht werden können.
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Notes
- 1.
Reichertz (2003, S. 417).
- 2.
Stadler und Walser (2000, S. 68).
- 3.
Auch diese beiden Statistiken werden vom Bundesamt für Justiz veröffentlicht.
- 4.
Vgl. Barberet (2009).
- 5.
Interpol General Assembly Resolution AG-2006-RES-19.
- 6.
Röhl (1987, S. 123).
- 7.
Eisenberg (2005, S. 108 f.).
- 8.
Dölling (1984, S. 269).
- 9.
Röhl (1987, S. 123).
- 10.
Mann (2001, S. 242 f.).
- 11.
Eisenberg (2005, S. 109 f.).
- 12.
Karstedt-Henke (1982, S. 199).
- 13.
Ausführlich bei Eisenberg (2005, S. 574 ff.).
- 14.
- 15.
Abweichungen, die sich aus individuellen Fehlern bei der Datenerhebung im Feld ergeben, können selbstverständlich in keiner empirischen Untersuchung ausgeschlossen werden.
- 16.
Neubacher (2017, S. 37).
- 17.
- 18.
- 19.
- 20.
- 21.
- 22.
- 23.
- 24.
PKS (2015, S. 4).
- 25.
PKS (2005, S. 25).
- 26.
Vgl. etwa Schwind et al. (2001, S. 185).
- 27.
Je mehr Beamte eingesetzt werden, desto mehr Straftaten können wahr- und aufgenommen werden. Besonders eindrücklich zu sehen war dies 1981 bei der Kasernierung eines Großaufgebotes der Polizei in Lüchow-Dannenberg im Vorfeld von erwarteten Anti-Atomkraft-Protesten. Diese blieben zwar aus, es wurde aber in der Gemeinde ein massiver Anstieg herkömmlicher Kriminalität für den Zeitraum verzeichnet (sog. Lüchow-Dannenberg-Syndrom).
- 28.
Stadler und Walser (2000, S. 71).
- 29.
Ausführlich zur fehlerhaften Dateneingabe: Stadler und Walser (2000).
- 30.
Zu den Determinanten Horten et al. (2015).
- 31.
Neubacher (2017, S. 50 ff.).
- 32.
PKS (2015, S. 5).
- 33.
Rechtspflege – Staatsanwaltschaften (2015, S. 22).
- 34.
PKS (2015, S. 274, 288). In der PKS werden Betrug und Untreue getrennt erfasst, Untreuedelikte machen jedoch ohnehin nur etwa 8 % aus.
- 35.
Rechtspflege – Staatsanwaltschaften (2015, S. 80).
- 36.
Rechtspflege – Staatsanwaltschaften (2015, S. 80).
- 37.
Rechtspflege – Staatsanwaltschaften (2015, S. 24).
- 38.
Rechtspflege – Staatsanwaltschaften (2015, S. 25).
- 39.
Nachdem in Berlin im Jahr 2009 der Wurf eines Brandsatzes in Richtung von Polizeibeamt*innen erstmals als versuchter Mord angeklagt wurde, stieg die Anzahl von Mordfällen in der PKS für dasselbe Jahr um 61,4 %, wobei Brandsatzwürfe 25,9 % des Zuwachses ausmachten. PKS Berlin (2009, S. 14, 29).
- 40.
PKS (1990, S. 26).
- 41.
PKS (2015, S. 354).
- 42.
Neuerdings wird in der PKS die registrierte Kriminalität sowohl mit als auch ohne rein ausländerrechtliche(n) Verstöße angegeben. Dabei wird deutlich, dass die Überrepräsentation von Ausländer*innen in erheblichem Umfang auf solche Verstöße zurückzuführen ist, die eben nur von ihnen begangen werden können.
- 43.
PKS (2015, S. 19). Anders ausgedrückt verfügen Großstädte über eine größere Häufigkeitszahl (registrierte Taten pro 100.000 Einwohner).
- 44.
Da in die kleinste Kategorie zum Teil auch urbanisierte Gemeinden im Einzugsbereich von Großstädten fallen, verbieten sich jedoch pauschale Aussagen über die gesellschaftliche Struktur.
- 45.
Zuvor war dies nur für das Delikt des Widerstands gegen Vollstreckungsbeamt*innen der Fall.
- 46.
PKS (2015, S. 64). Da hier Opfer und keine Taten gezählt werden, eine Tat aber mehrere Opfer haben kann, ist die Zahl nicht ohne Weiteres mit anderen Delikten vergleichbar.
- 47.
PKS (2015, S. 220).
- 48.
- 49.
PKS (2011, S. 77).
- 50.
PKS (1993, S. 25), damals als Sammelkategorie für §°113 und die eher marginalen damaligen §§°111, 114, 120 und 121 StGB.
- 51.
PKS (2015, Tab. 01).
- 52.
Singelnstein und Puschke (2011, S. 3475 f.).
- 53.
Messer (2009, S. 55 f., 79 f.).
- 54.
Singelnstein und Puschke (2011, S. 3476).
- 55.
Vgl. etwa Ellrich et al. (2012).
- 56.
Vgl. Singelnstein (2003, S. 3).
- 57.
PKS (1998, S. 41).
- 58.
PKS (2015, S. 315).
- 59.
PKS (2015, S. 316).
- 60.
PKS (2015, S. 316).
- 61.
PKS (2015, S. 315).
- 62.
PKS (2015, S. 219).
- 63.
Verfahren werden in diesem Bereich also oft gegen mehrere Tatverdächtige geführt.
- 64.
Rechtspflege – Staatsanwaltschaften (2015, S. 22). Die im Folgenden verwendeten Daten zu Sachgebiet 53 beziehen sich auf unveröffentlichte Teile der Statistik.
- 65.
Noch drastischer werden die Zahlen, wenn nur die Verfahren berücksichtigt werden, die tatsächlich abgeschlossen und nicht nur an andere Staatsanwaltschaften oder Behörden abgegeben, mit anderen Sachen verbunden oder lediglich vorläufig eingestellt wurden: Es ergibt sich dann eine Einstellungsquote von 98,3 %, davon 95,1 % nach §°170 Abs. 2 StPO.
- 66.
Vgl. Singelnstein (2014, S. 15, 18).
- 67.
Rechtspflege – Staatsanwaltschaften (2015, S. 30).
- 68.
Rechtspflege – Staatsanwaltschaften (2015, S. 30).
- 69.
PKS (2015, S. 315).
- 70.
Rechtspflege – Strafverfolgung (2015, S. 43).
- 71.
Rechtspflege – Strafverfolgung (2015, S. 78 f.).
- 72.
Im Gegensatz zur allgemeinen Körperverletzung kommen bei §°340 StGB keine Kinder als Täter*innen in Betracht, was die Aburteilungsquote für erstere senkt. Auch Jugendliche und Heranwachsende werden seltener abgeurteilt, kommen aber bei Amtsdelikten nur äußerst selten als Täter*innen vor. Zudem handelt es sich bei der einfachen Körperverletzung um ein Privatklagedelikt nach §°374 Abs. 1 StPO, was zu weniger Aburteilungen führen wird. Vgl. Singelnstein (2003, S. 1, 7).
- 73.
Rechtspflege – Strafverfolgung (2015, S. 24, 126).
- 74.
Rechtspflege – Strafverfolgung (2015, S. 59).
- 75.
Da in der Strafverfolgungsstatistik bisher keine Unterscheidung zwischen Polizist*innen und anderen Amtsträger*innen im Sinne von §°340 StGB vorgenommen wird, richten sich nicht zwangsläufig alle erfassten Verfahren gegen Polizeibedienstete, in der Regel wird dies aber der Fall sein.
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Derin, B., Singelnstein, T. (2019). Amtliche Kriminalstatistiken als Datenbasis in der empirischen Polizeiforschung. In: Howe, C., Ostermeier, L. (eds) Polizei und Gesellschaft. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-22382-3_9
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