Zusammenfassung
Die feministische Forschung zu medialen Geschlechterstereotypen setzte mit Beginn der Zweiten Frauenbewegung ein. In den Blick genommen werden seitdem Stereotypinhalte, ihre Produktion und Rezeption. Grundlage der empirischen Forschung ist eine theoretische Auseinandersetzung mit Stereotypen, die Disziplinen übergreifend geführt wird. Beteiligt sind neben der Psychologie und Sozialpsychologie, kultur-, geistes- und sozialwissenschaftliche Fächer sowie als Querschnittsdisziplin die Gender Studies.
Kommunikations- und medienwissenschaftliche Studien zu Geschlechterstereotypen sind überwiegend Medieninhaltsanalysen, untersucht wurden vor allem Printmedien und Werbung. Neben Differenzierungen und Modernisierungen belegen die Studien eine hohe Beständigkeit medialer Geschlechterstereotype. Forschungslücken bestehen hinsichtlich Rezeption und Wirkungen, zudem muss sich die Forschung weiter epistemologischen Herausforderungen stellen.
Notes
- 1.
Klinger weist zu Beginn ihres Beitrags (2008, S. 39) auf die terminologische Unterscheidung, die Patricia Hill Collins zwischen „interlocking structures of oppression“ und „the metaphor of intersectionality“ getroffen hat, um damit einerseits die gesellschaftliche, andererseits die individuelle Ebene der Auseinandersetzung mit gesellschaftlicher Ungleichheit zu kennzeichnen, die aber ohne Frage miteinander verbunden sind.
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Thiele, M. (2019). Geschlechterstereotype und Geschlechterrollen. In: Dorer, J., Geiger, B., Hipfl, B., Ratković, V. (eds) Handbuch Medien und Geschlecht. Springer Reference Sozialwissenschaften. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-20712-0_10-1
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