Zusammenfassung
In diesem Artikel wird mit Rückgriff auf unterschiedliche Kindheitskonstruktionen der wissenschaftlichen und medialen Öffentlichkeit herausgearbeitet, wie sich polarisierende Kindheitsvorstellungen, z. B. zwischen „Bilderbuchkindheit“ und „Bildungskindheit“, tradieren. Die förderbedürftige, institutionalisierte Bildungskindheit wird dort als Normalität proklamiert. Den Kindheitsvorstellungen von Frühpädagog_innen, die die gesellschaftlichen, elterlichen sowie die eigenen Ansprüche an Kindheit und Bildung ausbalancieren müssen, kommt in der sozialwissenschaftlichen Kindheitsforschung bisher eine untergeordnete Rolle zu. Im Kontext der Thematisierung von Kinderarmut werden hier frühpädagogische Vorstellungen über Kindheit in prekären Lebenslagen rekonstruiert und deren Relevanz für das pädagogische Handeln herausgestellt.
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Simon, S. (2018). Belastete Kindheit – belastete Kinder?. In: Kaul, I., Schmidt, D., Thole, W. (eds) Kinder und Kindheiten. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-19484-0_2
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