Zusammenfassung
Im Beitrag wird der Frage nachgegangen, inwieweit eine Theorietriangulation für eine biografieanalytische Forschungspraxis in der Tradition der Grounded-Theory-Methodologie (GTM) möglich und nützlich ist. Unterschieden wird dabei im Sinne der GTM nach „formalen“ und „materialen“ Theorien. Auf dieser Basis ließen sich zunächst verschiedene theoretische Ebenen erfassen, auf denen ein Einbezug von Theorie in den Analyseprozess erfolgen kann. Sie reichen vom theoretischen Vor- bzw. Kontextwissen über Theorien als Heuristiken oder als Instrumentarium im Rekonstruktionsprozess bis hin zur Theorie als Forschungsergebnis. Aus dieser Mehr-Ebenen-Perspektive, so die zentrale These, erweist sich eine Theorietriangulation daher als besonders geeignet, den Ansprüchen der GTM gerecht zu werden. Wie sich diese theoretischen Überlegungen in die Praxis der Biografieforschung übersetzen lassen, wird am Beispiel eines Forschungsprojektes zu Bildungsungleichheit erläutert. Darüber wird anschaulich, worin die Potenziale der Theorietriangulation – nicht nur – für die Biografieforschung und deren Beitrag zur Theoriediskussion liegen. Im Fazit plädieren die Autorinnen daher generell für einen stärker theorieorientierten Forschungsprozess in der qualitativen Forschung.
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Miethe, I., Soremski, R. (2018). Theorietriangulation als Ausgangspunkt und Prozesselement rekonstruktiver Forschung. In: Alber, I., Griese, B., Schiebel, M. (eds) Biografieforschung als Praxis der Triangulation. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-18861-0_8
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