Zusammenfassung
Soziale Zugehörigkeit bildet für Erwerbstätige ein in ihrem Arbeitsalltag relevantes Grundbedürfnis und für Unternehmen eine wichtige organisationale Ressource für die Loyalität, Leistungs- und Innovationsbereitschaft von Beschäftigten. Die Ökonomisierung und Digitalisierung von Arbeit setzen soziale Zugehörigkeit in der modernen Arbeitswelt unter einen hohen Veränderungsdruck, der durch z. T. ambivalente Tendenzen der Stärkung, Umwertung, Fragmentierung, Erosion und Neuformierung sozialer Zugehörigkeit geprägt ist. Dieser Wandel betrifft die soziale Teilhabe von Individuen an Erwerbsarbeit, die organisationale Zugehörigkeit, berufliche Bindungen und die Zugehörigkeit zu erwerbsbezogenen sozialen Netzwerken. Nachhaltige Arbeitsqualität und Reziprozitätsbalancen zwischen Unternehmen und Erwerbstätigen erhalten bei digitaler und flexibler ökonomisierter Arbeit eine Schlüsselbedeutung für die Entwicklung sozialer Zugehörigkeit.
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Becke, G. (2018). Soziale Zugehörigkeit – eine fragile organisationale Ressource bei digitaler und vermarktlichter Arbeit. In: Geramanis, O., Hutmacher, S. (eds) Identität in der modernen Arbeitswelt . uniscope. Publikationen der SGO Stiftung. Springer Gabler, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-18786-6_18
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