Zusammenfassung
Der Beitrag verdeutlicht in historisch-systematischer Sicht auf erziehungswissenschaftliche Lexika, dass der Begriff „Gefühl“ bzw. „Emotion“ in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts aus dem Horizont und dementsprechend dem Diskurs der Erziehungswissenschaft verschwand. An ausgewählten Beispielen klassischer Theorieansätze von Rousseau, Pestalozzi, Herbart und Schiller werden je unterschiedliche, grundlegende Zusammenhänge zwischen Bildung und Gefühl in Erinnerung gebracht. Als Ergebnis der historischen Rekonstruktion wird festgehalten: Gefühle spielen in der anthropologischen Fassung der leiblichen „Natur“ des Menschen eine zentrale Rolle und fungieren bei allen vorgestellten Konzepten als Fundament von Erziehungs- und Bildungsprozessen. Gefühle bzw. Empfindungen sind das Fundament aller moralischen Bildung und Erziehung und müssen leiblich-sinnlich erfahren und gespürt werden, bevor sie rational reflektiert werden können. Für die systematische Betrachtung des Zusammenhangs von Bildung und Gefühl werden zunächst Begriffsdifferenzierungen vorgenommen, anschließend Hellers phänomenologisches Konzept des „Fühlen-Lernens“ vorgestellt. Der Beitrag verweist abschließend auf aktuelle Forschungen.
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Lexika
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