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Nutzerpartizipation im professionellen Online-Journalismus als Problemfeld

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Politischer Journalismus im Fokus der Journalistik
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Zusammenfassung

Im digitalen Zeitalter wandelt sich das Verhältnis von Journalismus und Publikum fortlaufend. Manche journalistischen Websites bieten Kommentarfunktionen, andere ermöglichen es den LeserInnen, selbst Artikel zu schreiben. Die kommunikationswissenschaftliche Theorie stellt diese neue Sichtbarkeit des Publikums vor Probleme: Tradierte theoretische Modelle zum Verhältnis von Journalismus und seinem Publikum vermögen es nicht angemessen, die neuartigen Interaktionsverhältnisse zu beschreiben. Das recht neue heuristische Modell der Publikumsinklusion versucht, Nutzerpartizipation in einen aktuellen analytischen und theoretischen Rahmen einzubetten. Die Modellierung wird in diesem Beitrag auf ihre Tauglichkeit als Erklärmodell hin untersucht und diskutiert.

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Notes

  1. 1.

    Es ist festzuhalten, dass neben der klassischen Systemtheorie mittlerweile auch andere theoretische Ansätze entwickelt werden. Während kulturwissenschaftliche Ansätze zwar nach wie vor eine Randerscheinung des Forschungsfeldes darstellen, betrachtet Sehl (2013, S. 94) beispielsweise die Handlungstheorie als ein zunehmend bedeutsames Paradigma der Journalismustheorie. Dennoch basiert ein großer Teil der theoretischen Modelle und Axiome der Journalismusforschung nach wie vor auf systemtheoretischen Prämissen (Meier 2007, S. 27).

  2. 2.

    Je nachdem, welche die Systemtheorie interpretierenden AutorInnen herangezogen werden, kann das Verständnis von Journalismus auch innerhalb dieser theoretischen Perspektive variieren. Für einen Überblick soll hier die Kennzeichnung einer recht gängigen Konzeption in Anlehnung an Luhmann (1994) genügen.

  3. 3.

    Es existieren weitere systemtheoretische Entwürfe, in denen das Publikum sehr verschiedene Positionierungen erfährt. Eine umfassende Abhandlung dessen würde den begrenzten Rahmen der vorliegenden Arbeit jedoch sprengen. Für einen Überblick siehe bspw. Lünenborg (2005, S. 27 ff.).

  4. 4.

    So schafft es beispielsweise Pürer (2015), allen Entwicklungen in der digitalisierten Medienlandschaft zum Trotz, gleich zu Beginn seines Einführungslehrbuchs in die Journalismusforschung klarzustellen, dass die Kommunikatorforschung „immer noch“ (Pürer 2015, S. 12) Journalismusforschung sei. Dies manifestiert sich dann auch in der konsequenten Gleichsetzung der Begriffe im restlichen Buch.

  5. 5.

    Neben dem für diese Arbeit zentralen Modell von Loosen und Schmidt (2012) sind beispielsweise die Werke von Heinrich (2011) und Bruns (2009) zu nennen.

  6. 6.

    So versteht die Forschungsgruppe unter partizipativen Formen „sowohl einzelne Beitragselemente in professionellen Medienformaten als auch Beiträge in denselben oder vollständig partizipative Medienformate“ (Lilienthal et al. 2014, S. 53). Diese Beschreibung beinhaltet keine Definition. Sie stellt lediglich einen Verweis auf Engesser (2008) dar, der ausgiebige Definitionsarbeit leistet. Die auf ihn verweisenden Zitate sind jedoch aus dem Zusammenhang gerissen und machen in diesem Kontext nicht deutlich, was unter Partizipation zu verstehen ist.

  7. 7.

    U. a. ein Forum, Kommentarfunktionen, Feedback-Emails, Repräsentanzen in sozialen Netzwerken (Heise et al. 2014, S. 16).

  8. 8.

    Ist eine Website per Browser geöffnet, wird – abhängig von der Größe des Monitors bzw. der eingestellten Auflösung – ein Teil der Inhalte dargestellt, dann muss heruntergescrollt werden um weitere Inhalte anzuzeigen (s. Abb. 2). Beispielsweise wird der erste Teil beim Aufrufen einer Website als F1(X) bezeichnet, wobei X die Gesamtanzahl der Felder einer Website angibt. Muss insgesamt, wie im Beispiel, 17-mal ein komplett neues Feld ‚erscrollt‘ werden, ergibt sich die Nummerierung F1(17), F2(17) … usw.

  9. 9.

    Dabei wurden jeweils fünf beispielhafte Artikel pro Ressort untersucht.

  10. 10.

    Das im Screenshot auf der rechten Seite zu sehende Fenster mit Twitter-Kommentaren zeigt weiterhin Tweets von Spiegel Online-AutorInnen, nicht jedoch von NutzerInnen der Plattform. Es ist als partizipatives Element mit in die Analyse eingeflossen, hier jedoch nicht von weiterer Relevanz.

  11. 11.

    Siehe bspw. Hermida und Thurman (2008, S. 352).

  12. 12.

    Gleichwohl ist anzumerken, dass der Freitag den NutzerInnen größere Freiheiten gewährt. So wird die Entscheidungshoheit darüber, ob der Artikel publiziert wird, in die Hand der NutzerInnen gelegt, während diese bei Zeit Online bei der Redaktion liegt. Der Freitag überantwortet auch die Moderation der Kommentare unter eigenen Artikeln den NutzerInnen, welche mediale Öffentlichkeit somit nicht nur gestalten, sondern auch verwalten.

  13. 13.

    Bspw. scheinen Lilienthal et al. 2014 des Öfteren implizite negative Wertungen abzugeben, wenn Publikumsbeteiligung auf einer journalistischen Website ‚nur‘ auf Ebene der Interpretation von Inhalten in Form von Kommentaren möglich ist, nicht jedoch früher im journalistischen Prozess, beispielsweise bei der Themenauswahl.

  14. 14.

    Siehe dazu bspw. Lünenborg (2005, S. 52).

  15. 15.

    Das Portal jetzt.de kann im deutschsprachigen Raum als exemplarisches Beispiel herangezogen werden.

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Kienzerle, J. (2018). Nutzerpartizipation im professionellen Online-Journalismus als Problemfeld. In: Lünenborg, M., Sell, S. (eds) Politischer Journalismus im Fokus der Journalistik. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-18339-4_13

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