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Aufstellungsarbeit im Psychodrama

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Praxishandbuch Aufstellungsarbeit
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Zusammenfassung

Im vorliegenden Artikel wird die Aufstellungsarbeit im Psychodrama beschrieben. Aufbauend auf einer theoretischen Erörterung der soziometrischen Hintergründe werden zentrale praktische Aspekte in der Anwendung von psychodramatischen Aufstellungstechniken in unterschiedlichen Settings, Einzel und Gruppe aus Sicht der psychodramatischen BeraterIn und TherapeutIn dargestellt.

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Notes

  1. 1.

    Aus hermeneutischer Perspektive dürfte es sich dabei um eine ganz besonders ausgeprägte Fähigkeit der Empathie handeln, wichtig scheint mir hier – etwa im Gegensatz zu manchen Gepflogenheiten aus der außerpsychodramatischen Aufstellungsszene – zu betonen, dass es sich nicht um etwas „Magisches“ handelt.

  2. 2.

    In der auf Hellinger basierenden Aufstellungstradition finden sich sehr häufig lediglich Hinweise auf dessen „phänomenologische Idee“, d. h., ohne jeden weiteren Versuch der Verknüpfung mit wissenschaftlich anschlussfähigeren Konzepten. Beispielsweise spricht Weber (2016, S. 39) wörtlich davon, dass die StellvertreterInnen auf „unerklärliche Weise Zugang zu Informationen über das aufgestellte System“ bekämen.

  3. 3.

    So berichtet Weber (2016) von einem sehr direktiven Leiterverständnis unter Zuhilfenahme von „Prinzipien, die … sich zum großen Teil aus Einsichten Hellingers“ (ebda., S. 47) ableiten lassen und dadurch von einem humanistischen Menschbild aus bedenklich erscheinen. Beispielsweise erwähnt Weber in Zusammenhang mit Organisationsaufstellungen (ebda., S. 48) Prinzipien wie: „bei gleichrangigen gilt allgemein: Vorrang derjenigen, die früher da waren und danach Vorrang der Älteren … Leitende sollen unter gleichrangigen Mitarbeitern solche mit besonderen Verdiensten und besonderem Einsatz für die Organisation anerkennen“. Wie Lieb (2013, S. 161) ausführt, dürfen im Rahmen von Systemaufstellungen derartige Ideen sinnvollerweise zwar als Heuristiken von der Aufstellungs-LeiterIn formuliert werden, viele „Aufsteller und solche ohne fundierte Therapieausbildung laufen Gefahr, sie Systemen mangels Kenntnis alternativer Optionen aufzudrängen“.

  4. 4.

    Nach Buer (2005, S. 289) hat Moreno die Grundlage der psychodramatischen Aufstellungsarbeit schon vor seiner eigentlichen „therapeutischen Ära“ entwickelt, nämlich im Rahmen seiner soziometrischen Aktionsforschung im Flüchtlingslager Mitterndorf von 1915–1918. Seine gruppentherapeutischen Ansätze dürften so gesehen zwischen aktionssoziometrischen Methoden und den eher individuell ausgerichteten therapeutischen Bemühungen anzusiedeln sein.

  5. 5.

    Es ist zweifelsohne eine der zentralen Aufgaben der Aufstellungs-LeiterIn trotz der soziometrischen Schwerpunktsetzung ergänzend auch dynamisch relevante Besonderheiten der individuellen Beziehungsgestaltung nicht zu übersehen.

  6. 6.

    Wenngleich Bleckwedel sich nicht ausschließlich als Psychodramatiker betrachtet, so erschienen mir seine Ausführung dennoch von entsprechender Relevanz zu sein.

  7. 7.

    Es handelt sich hier somit nicht um Fallbeispiele im wörtlichen Sinn, aber um zwei in der Praxis sehr typische und häufige Fragestellungen anhand deren ich im Folgenden verschiedene Bearbeitungsmöglichkeiten sowohl in praktischer als auch theoretischer Hinsicht darlegen möchte.

  8. 8.

    Die Idee der Mäeutik als „Hebammenkunst“ bei Gesprächen und Dialogen geht auf Plato zurück, der beschreibt, dass Sokrates dabei keine eigenen Einsichten „gebäre“, sondern die anderen zum Herausarbeiten der Wahrheit anrege.

  9. 9.

    Unter Erwärmung wird im Psychodrama ein genereller und vielschichtiger Prozess der Verdichtung, unter anderem der Einfühlung verstanden, der beispielsweise auch im Falle einer rein verbalen Auseinandersetzung eines Themas stattfindet.

  10. 10.

    Vermutlich ein wesentlicher Grund für den Umstand, dass psychodramatische Aufstellungsarbeit im Beratungsbereich vielfach das „Mittel der Wahl“ darstellt.

  11. 11.

    Aus klinischer Sicht ist das konkrete therapeutische Vorgehen an das jeweilige psychische „Strukturniveau“ anzupassen. Die doch deutlich abstrakteren und metaperspektivisch ausgerichteten Aufstellungstechniken können für PatientInnen mit niedrigerem Strukturniveau eine Überforderung darstellen.

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Pajek, C. (2019). Aufstellungsarbeit im Psychodrama. In: Stadler, C., Kress, B. (eds) Praxishandbuch Aufstellungsarbeit. Springer, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-18152-9_7-1

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