Skip to main content

Familienarmut und elterliche Erfahrungen. Befunde aus einer qualitativen Studie

  • Chapter
  • First Online:
Bildung und Ungleichheit in Deutschland

Zusammenfassung

Kinder- und Familienarmut sind in Deutschland Realität. Jedes vierte Kind wächst unter Armutsbedingungen auf. Familien in prekären Lebenslagen haben dabei in ihrem Alltag eine Reihe von Herausforderungen, die mit der Armutslage verbunden sind, zu bewältigen. Gleichwohl sind Familien in prekären Lebenslagen keine homogene Gruppe; es zeigen sich Unterschiede unter anderem bei den Familienformen, der Anzahl der Kinder, den Herkunftskontexten oder der sozialen Einbindung. Nichtsdestotrotz gibt es vergleichbare strukturelle Probleme, häufig eine große Vielzahl von gleichzeitig auftretenden Belastungen in den Familien und damit einhergehende ähnliche Bedarfe. Der Beitrag fragt danach was Familienmitglieder als Expertinnen und Experten ihrer eigenen Lebenslagen als größte Belastung erleben und was sie für ein gutes Leben benötigen. Er basiert auf qualitativen Befragungen von Elternteilen und Familien in drei Regionen in Deutschland. Alle beteiligten Familien lebten zur Zeit der Befragung unter Armutsbedingungen. Im Fokus der Untersuchung standen die Sichtweisen der Familien auf ihren Alltag und das Unterstützungssystem, aber auch Fachkräfte in den Kommunen wurden befragt.

Dieser Artikel basiert auf der Studie Sabine Andresen und Danijela Galic (2015). Kinder – Armut – Familie. Alltagsbewältigung und Wege zu wirksamer Unterstützung. Gütersloh.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Chapter
USD 29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD 64.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as EPUB and PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Softcover Book
USD 84.99
Price excludes VAT (USA)
  • Compact, lightweight edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Institutional subscriptions

Similar content being viewed by others

Notes

  1. 1.

    Nussbaum formuliert folgende „Befähigungen“ für ein erfülltes menschliches Leben: Die Befähigung, ein volles Menschenleben bis zum Ende zu führen; Gesundheit (insbesondere durch Ernährung), Wohnen, Sexualität und Mobilität; die Fähigkeit, unnötigen Schmerz zu vermeiden und freudvolle Erlebnisse zu haben; die Befähigung, fünf Sinne zu benutzen, sich etwas vorstellen und denken zu können; Bindungen zu Dingen und Personen einzugehen, zu lieben, zu trauern, Sehnsucht und Dankbarkeit zu empfinden; sich Vorstellungen vom Guten zu machen und kritisch über die eigene Lebensplanung nachzudenken; für andere und bezogen auf andere zu leben, verschiedene Formen familiärer und sozialer Beziehungen einzugehen; Verbundenheit mit Tieren und Pflanzen und der ganzen Natur zu (er-)leben; die Befähigung zu lachen, zu spielen und Freude an Erholung zu haben; das eigene Leben und nicht das eines anderen zu leben; die Befähigung, sein eigenes Leben in seiner eigenen Umgebung und seinem eigenen Kontext zu leben (Nussbaum 1999, 2000).

  2. 2.

    In keinem der von uns verwendeten Memory-Sets gab es eine Karte mit Münzen oder Geldscheinen. Die Option, auch auf Geld als Faktor für ein „gutes Familienleben“ einzugehen, sollte aber auf jeden Fall vorhanden sein, weil der materielle Mangel ansonsten leicht hätte tabuisiert werden können. Aus diesem Grund wurde in der Logik des Gesellschaftsspiels auf Spielgeld zurückgegriffen.

Literatur

  • Adamson, P. (2013). Kinderarmut in reichen Ländern – eine Vergleichsstudie. In: H. Bertram (Hrsg.), Reiche, kluge, glückliche Kinder? – Der UNICEF-Bericht zur Lage der Kinder in Deutschland (S. 52–65). Weinheim, Basel: Beltz Juventa.

    Google Scholar 

  • Andresen, S. (2012). Was Kindheit prekär macht und Kinder verletzlich. Theoretische Ansätze und ausgewählte Befunde. In I. Wallmann-Helmer (Hrsg.), Chancengleichheit und „Behinderung“ im Bildungswesen: Gerechtigkeitstheoretische und sonderpädagogische Perspektiven (S. 107–123). Freiburg: Alber.

    Google Scholar 

  • Andresen, S., & Galic, D. (2015). Kinder – Armut – Familie. Alltagsbewältigung und Wege zu wirksamer Unterstützung. Gütersloh: Bertelsmann Stiftung.

    Google Scholar 

  • Bertram, H. (2013). Reiche, kluge, glückliche Kinder? – Der UNICEF-Bericht zur Lage der Kinder in Deutschland. Weinheim, Basel: Beltz Juventa.

    Google Scholar 

  • Bertram, H., & Spieß, C. K. (2012). Fragt die Eltern! Baden-Baden: Nomos.

    Google Scholar 

  • Bertram, H., & Spieß, C. K. (Hrsg.). (2011). Fragt die Eltern! Ravensburger Elternsurvey. Elterliches Wohlbefinden in Deutschland. Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft.

    Google Scholar 

  • Bohnsack, R. (1989). Generation, Milieu, Geschlecht. Ergebnisse aus Gruppendiskussionen mit Jugendlichen. Opladen: Leske + Budrich.

    Google Scholar 

  • Bohnsack, R. (2008). Rekonstruktive Sozialforschung: Einführung in qualitative Methoden. Opladen: Leske + Budrich.

    Google Scholar 

  • Bohnsack, R., & Schäffer, B. (2001). Gruppendiskussionsverfahren. In T. Hug (Hrsg.), Wie kommt Wissenschaft zu ihrem Wissen?: Bd. 2. Einführung in Forschungsmethodik und Forschungspraxis (S. 324–341). Baltmannsweiler: Schneider.

    Google Scholar 

  • Bohnsack, R., Przyborski, A., & Schäffer, B. (2006). Das Gruppendiskussionsverfahren in der Forschungspraxis. Opladen: Budrich.

    Google Scholar 

  • Bradshaw, J., Martorano, B., Natali, L., & Neubourg, C. de. (2013). Children’s subjective well-being in rich countries. Child Indicators Research , 6(4), 619–635.

    Google Scholar 

  • Deutscher Bundestag (2013). 14. Kinder und Jugendbericht. Bericht über die Lebenssituation junger Menschen und die Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland. Online: http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/17/122/1712200.pdf. Zugegriffen: 14. Juli 2013.

  • Diakonisches Werk der Ev.-luth. Landeskirche in Braunschweig & Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz. (Hrsg.). (2011). Wirksame Wege gestalten für Familien mit geringem Einkommen. Braunschweig: Diakonisches Werk der Ev.-luth. Landeskirche in Braunschweig & Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz.

    Google Scholar 

  • Dockett, S. (2013). Transition to school: Normative or relative? In B. Perry, S. Dockett, & A. Petriwskyj (Hrsg.), Transition to school: International research, policy and practice. Dordrecht: Springer.

    Google Scholar 

  • Duflo, E. (2013). Kampf gegen die Armut. Berlin: Suhrkamp.

    Google Scholar 

  • Duflo, E., & Banerjee, A. (2012). Poor economics: A radical rethinking of the way to fight global poverty. New York: Public Affairs.

    Google Scholar 

  • Easton, C., Featherstone, G., Poet, H., Aston, H., Gee, G., & Durbin, B. (2012). Supporting families with complex needs: Findings from LARC 4. Slough: NFER.

    Google Scholar 

  • Jurczyk, K., & Klinkhardt, J. (2014). Vater, Mutter, Kind? Acht Trends in Familien, die Politik heute kennen sollte. Gütersloh: Bertelsmann Stiftung.

    Google Scholar 

  • Loos, P., & Schäffer, B. (2001). Das Gruppendiskussionsverfahren. Theoretische Grundlagen und empirische Anwendung. Opladen: Leske + Budrich.

    Google Scholar 

  • Minkkinen, J. (2013). The structural model of child well-being. Child Indicators Research, 6(3), 547–558.

    Article  Google Scholar 

  • Nussbaum, M. (1999). Gerechtigkeit oder das gute Leben. Frankfurt a. M: Suhrkamp.

    Google Scholar 

  • Nussbaum, M. (2000). Women and human development: The capabilities approach. Cambridge: Cambridge University Press.

    Book  Google Scholar 

  • World Vision e.V. (Hrsg.) (2010). Kinder in Deutschland 2010. 2. World Vision Survey. Wissenschaftliche Leitung: Klaus Hurrelmann und Sabine Andresen. Frankfurt: Fischer Taschenbuch Verlag.

    Google Scholar 

  • World Vision. (2013). Wie gerecht ist unsere Welt? Kinder in Deutschland 2013. 3. World Vision Kinderstudie. Weinheim: Beltz.

    Google Scholar 

  • Zerle, C., & Keddi, B. (2011). „Doing Care“ im Alltag Vollzeit erwerbstätiger Mütter und Väter. Aktuelle Befunde aus AIDA. GENDER Die Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft, 3(3), 55–72.

    Google Scholar 

Weiterführende Literatur

  • Andresen, S. (2014a). Just wait and don’t upset yourself: When children are exposed to poverty in their daily lives. In R. N. Emde & M. Leuzinger-Bohleber (Hrsg.), Early parenting and prevention of disorder. Psychoanalytic research at interdisciplinary frontiers (S. 297–309). London: Karnac.

    Google Scholar 

  • Andresen, S. (2014b). Childhood vulnerability: Systematic, structural, and individual dimension. Child Indicators Research, 7(4), 699–713.

    Article  Google Scholar 

  • Andresen, S., & Fegter, S. (2009). Spielräume sozial benachteiligter Kinder. Bepanthen Kinderarmutsstudie. Eine ethnographische Studie zu Kinderarmut in Hamburg und Berlin. Leverkusen: Bepanthen-Kinderförderung.

    Google Scholar 

  • BMFSFJ. (Hrsg.). (2012). Achter Familienbericht. Zeit für Familie – Familienzeitpolitik als Chance einer nachhaltigen Familienpolitik. Drucksache 17/9000. Berlin.

    Google Scholar 

  • BMFSFJ. (2014). Bildungs- und Teilhabepaket. http://www.mfkjks.nrw.de/familie/finanzielle-hilfe/bildungs-und-teilhabepaket.html. Zugegriffen: 5. Sept. 2014.

  • Bohnsack, R. (2006). Qualitative Evaluation und Handlungspraxis. Grundlagen dokumentarischer Evaluationsforschung. In U. Flick (Hrsg.), Qualitative Evaluationsforschung. Konzepte, Methoden, Umsetzungen (S. 135–158). Reinbek bei Hamburg: Rowohlt.

    Google Scholar 

  • Bohnsack, R., Nentwig-Gesemann, I., & Nohl, A. M. (2007). Die dokumentarische Methode und ihre Forschungspraxis. Grundlagen qualitativer Sozialforschung. Wiesbaden: Springer VS.

    Book  Google Scholar 

  • Gillies, V. (2012). Family policy and the politics of parenting: From function to competence. In M. Richter & S. Andresen (Hrsg.), The politicization of parenthood shifting private and public responsibilities in education and child rearing children’s well-being: Indicators and research (S. 13–27). Dordrecht: Springer.

    Google Scholar 

  • GOE. (2013). Alleinerziehend in Wolfsburg. http://www.wolfsburg.de/irj/go/km/docs/imperia/mam/portal/gesundheit_und_soziales/pdf/bericht_alleinerziehend_2013.pdf. Zugegriffen: 20. Okt. 2014.

  • Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). (2011). Alleinerziehende ALG-II-Empfängerinnen mit kleinen Kindern: Oft in Ein-Euro-Jobs, selten in betrieblichen Maßnahmen. IAB-Kurzbericht, 2011(21), 1–8.

    Google Scholar 

  • IW. (2014). Einkommensarmut in Deutschland aus regionaler Sicht. Materialien zum Pressestatement, 25.08.2014. Berlin: Institut der deutschen Wirtschaft.

    Google Scholar 

  • Kleingeld, P., & Anderson, J. (2008). Die gerechtigkeitsorientierte Familie: Jenseits der Spannung zwischen Liebe und Gerechtigkeit. In A. Honneth & B. Rössler (Hrsg.), Person zu Person: Zur Moralität persönlicher Beziehungen (S. 283–312). Frankfurt a. M.: Suhrkamp.

    Google Scholar 

  • Lareau, A. (2003). Unequal childhoods: Class, race, and family life. Berkeley: University of California Press.

    Google Scholar 

  • Lenze, A. (2014). Alleinerziehende unter Druck. Rechtliche Rahmenbedingungen, finanzielle Lage und Reformbedarf. Gütersloh: Bertelsmann Stiftung.

    Google Scholar 

  • Lutz, R. (2011). Erschöpfte Familien. Wiesbaden: Springer VS.

    Google Scholar 

  • Lutz, R. (2014). Ökonomische Landnahme und Verwundbarkeit – Thesen zur Produktion sozialer Ungleichheit. Neue Praxis, 14(1), 3–22.

    Google Scholar 

  • MFKJKS. (2013). Fachbericht „Kein Kind zurücklassen! Kommunen in NRW beugen vor“. Düsseldorf: MFKJKS.

    Google Scholar 

  • Monitor Familienleben. (2012). Einstellungen und Lebensverhältnisse von Familien. Institut für Demoskopie Allensbach. Ergebnisse einer Repräsentativbefragung im Auftrag des Bundesministeriums für Familie. www.ifd-allensbach.de/uploads/tx_studies/Monitor_Familienleben_2012.pdf. Zugegriffen: 10. Okt. 2014.

  • Paritätischer Wohlfahrtsverband. (2012). Arme Kinder – arme Eltern. Zahlen, Daten, Fakten. Berlin: Der Paritätische Gesamtverband.

    Google Scholar 

Download references

Author information

Authors and Affiliations

Authors

Corresponding author

Correspondence to Sabine Andresen .

Editor information

Editors and Affiliations

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 2017 Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH

About this chapter

Cite this chapter

Andresen, S. (2017). Familienarmut und elterliche Erfahrungen. Befunde aus einer qualitativen Studie. In: Baader, M., Freytag, T. (eds) Bildung und Ungleichheit in Deutschland. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-14999-4_6

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-14999-4_6

  • Published:

  • Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-658-14998-7

  • Online ISBN: 978-3-658-14999-4

  • eBook Packages: Social Science and Law (German Language)

Publish with us

Policies and ethics