Zusammenfassung
Mit Wolff und dem Wolffianismus beginnt in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts eine neue Ära der philosophischen Ästhetik. Wolff selbst nimmt an der europäischen Debatte um die Schönen Künste zwar nicht aktiv teil und hält im Großen und Ganzen an älteren und herkömmlichen Begriffen von Kunst, den Künsten und dem Handwerk fest. Trotzdem aber übt er einen entscheidenden Einfluss auf die entstehende Ästhetik aus. Paradoxerweise verhilft er der Ästhetik damit zum Durchbruch, dass er in Bereichen innoviert, die zunächst einmal nicht viel mit Ästhetik zu tun zu haben scheinen, nämlich in Erkenntnistheorie, Psychologie und Logik. Wolff möchte eigentlich die Vernunft neu denken, und die Sinnlichkeit als deren Grundlage: die Kunst dient ihm dazu als Modell. Genau damit aber initiiert Wolff eine besondere deutsche Tradition, die, wie der von Baumgarten geprägte Name „Ästhetik“ anzeigt, eine doppelte Ambition verfolgt. Zum einen gilt es, eine Theorie der Sinneswahrnehmung (aisthesis) zu entwerfen, zum anderen eine Theorie der Dichtung zu skizzieren. Wolffs Schüler und Leser wie Alexander Gottlieb Baumgarten (1714 – 1762), Georg Friedrich Meier (1718 – 1777), Johann Christoph Gottsched (1700 – 1766), Johann Jakob Bodmer (1698 – 1783), Johann Jakob Breitinger (1701 – 1776), Johann Georg Sulzer (1720 – 1779), Moses Mendelssohn (1729 – 86), Gotthold Ephraim Lessing (1729 – 1781) nehmen dieses Programm auf und entwickeln es in unterschiedliche Richtungen.
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Buchenau, S. (2018). Wolffs Rezeption in der Ästhetik. In: Theis, R., Aichele, A. (eds) Handbuch Christian Wolff. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-14737-2_19
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