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Digitalisierung und Sorgeverhältnisse – ein unauflöslicher Widerspruch?

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Digitale Transformation von Dienstleistungen im Gesundheitswesen IV

Zusammenfassung

Die Digitalisierung aller Lebensbereiche wird derzeit als Chance, aber auch als Bedrohung wahrgenommen. Die Pflegewissenschaft und -forschung hat bisher den Fokus auf die Einsatzfelder der neuen Technologien gelenkt. Weniger im Blick sind die Folgen der Digitalisierung auf das Mensch-Sein selbst, auf die Wahrnehmung, das Selbst- und Körperbild, auf die Beziehungs- und damit Sorgefähigkeiten aller Gesellschaftsmitglieder und die beruflich Pflegenden. Pflegerisches Wahrnehmen, Denken und Handeln bedarf ausgewiesener Care- oder Sorgekompetenzen. Die folgenden Ausführungen gehen der Frage nach, wie sich die Digitalisierung auf das Selbst und die Sorgeverhältnisse auswirken könnte und skizziert Lösungsansätze. Zunächst wird ein idealtypisches Verständnis von pflegerischer Sorgearbeit aufgezeigt, um damit den Stellenwert von Pflegarbeit als Teil der Sorgearbeit zu verdeutlichen. Es wird skizziert, welche Bedeutung sinnliche Wahrnehmungen haben, um eine mimetisch verstehende Annäherung an die Patentinnen und Patienten zu erreichen und welche potenziellen Auswirkungen Technisierung und Digitalisierung aller gesellschaftlichen Lebensbereiche auf unser Mensch-Sein und unsere Beziehungsfähigkeit haben. Abschließend werden Implikationen für die pflegerische Sorgearbeit skizziert und Möglichkeiten aufgezeigt, in der Ausbildung von Pflegenden sorgende, mimetische Kompetenzen zu fördern.

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Hellige, B., Meilwes, M., Seidel, S. (2018). Digitalisierung und Sorgeverhältnisse – ein unauflöslicher Widerspruch?. In: Pfannstiel, M., Krammer, S., Swoboda, W. (eds) Digitale Transformation von Dienstleistungen im Gesundheitswesen IV. Springer Gabler, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-13644-4_7

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