Abstract
Das Marktumfeld für Produzenten und Handel ist gekennzeichnet durch eine massiv zunehmende Komplexität der Strukturen und Prozesse. Die Mehrzahl der Unternehmen leidet an der Komplexität, nicht nur im Hinblick auf technische Komplexität der Produkte und die angebotene Produktvielfalt, sondern auch im Hinblick auf interne Prozesse, Organisationsstrukturen und Anlagen in der Produktion. Typischer Ausdruck dieser Effekte ist etwa ein Großserienproduzent hochwertiger technischer Produkte, der mehr als 40 unterschiedliche Prozessketten benötigt, um die Materialbereitstellung in einem Produktionsbereich zu gewährleisten.
Diese teure Vielfalt ist weder gewollt und noch in den Prozessstandards dokumentiert; trotzdem ist sie unter den gegebenen organisatorischen Arbeitsumständen entstanden. Es ergeben sich Herstellungsprozesse mit unterschiedlichen Produktionstechnologien und -reihenfolgen, schwankende Fertigungszeiten, aufwändige Bereitstellungsprozesse und anspruchsvolle interne und externe Steuerungsanforderungen. Die Beherrschung der Komplexität der Herstellungsprozesse ist die zentrale Herausforderung in der Produktion.
Ein Mehr an Komplexität erfordert entsprechende Informations- und Managementkapazitäten, um die erhöhte Vielfalt zu beherrschen. So nimmt mit der Anzahl der Produkte etwa die Spezialisierung in vielen betrieblichen Funktionsbereichen zu. Sowohl im Produktanlauf wie auch in den operativen Prozessen und dem Produktauslauf entstehen Mehraufwände und Zusatzkosten. Durch ihren interdisziplinären Charakter ist die Logistik in vielen Fällen von den Auswirkungen erhöhter Komplexität betroffen, ohne deren Ursachen direkt beeinflussen zu können.
Aufgabe des Variantenmanagements ist die erfolgreiche Beherrschung der Vielfalt in Produkten und Prozessen. Das bedeutet insbesondere, die mit Kosten verbundene unternehmensinterne Vielfalt zu senken und gleichzeitig die zu Kundennutzen führende externe Vielfalt zu erhöhen. Variantenbedingte Kosten sind ein wesentlicher Anteil der oft zitierten „Komplexitätskosten“.
Nur durch Transparenz über die tatsächlichen Variantenkosten können die richtigen Maßnahmen getroffen und deren Erfolge gemessen werden. Wesentlich ist eine Bewertung der Varianten nach dem Prozesskostenansatz. Auf diese Analyse setzen die Methoden des Variantenmanagements an. Diese zielen auf Vermeidung, Beherrschung und Abbau/Reduzierung der Vielfalt.
Der Artikel untersucht die monetären und nichtmonetären Auswirkungen der Produkt- und Variantenvielfalt in allen Phasen des Produktlebenszyklus. Die Darstellung beruht auf einer Analyse der relevanten Literatur sowie den Ergebnissen mehrerer Projekte, die vom Lehrstuhl für Industrielogistik durchgeführt wurden. Ziel ist eine Bewertung von Komplexitätswirkungen der Produkt- und Variantenvielfalt und der darauf basierende Aufbau eines ertragsorientierten Komplexitätsmanagements. Dieses soll als methodischer Ansatz in die Planungs- und Steuerungsprozesse der Logistik integriert werden.
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Zsifkovits, H. (2016). Management von Produkt- und Prozesskomplexität aus logistischer Sicht. In: Biedermann, H. (eds) Industrial Engineering und Management. Techno-ökonomische Forschung und Praxis. Springer Gabler, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-12097-9_10
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