Zusammenfassung
Der Beitrag entwickelt in Auseinandersetzung mit etablierten Antisemitismustheorien eine kultursoziologische Perspektive auf Antisemitismus. Diese Perspektive untersucht den Antisemitismus als auf ein kollektives nationales Selbstbild bezogenes Feindbild. Gezeigt wird, dass sich antisemitische Texte durch identifizierbare Regeln auszeichnen, nach denen ein antisemitisches Feindbild auf ein kollektives nationales Selbstbild bezogen wird. Darüber hinaus wird ein Erklärungsvorschlag für die Stabilität dieser Regeln gemacht.
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Notes
- 1.
Wir haben uns aus Gründen der Lesbarkeit entschieden, das generische Femininum zu verwenden, eingeschlossen ist selbstverständlich auch immer die männliche Form (Anm. d. Hrsg.).
- 2.
Wenn in diesem Aufsatz von ‚modernem Antisemitismus‘ die Rede ist, so bezeichne ich damit einen Antisemitismus, der das kollektive Selbstbild wie das antijüdische Feindbild nicht vor allem entlang religiöser Unterscheidungen, sondern entlang nationaler Unterscheidungen zeichnet (vgl. dazu Holz 2001; Weyand 2014).
- 3.
- 4.
Das ist in The Authoritarian Personality (Adorno et al. 1967) etwas anders, aber auch hier ist es so, dass die Beziehung nicht systematisch diskutiert, sondern als Korrelation von Antisemitismus und Ethnozentrismus verhandelt wird.
- 5.
Im ausgehenden 19. Jahrhundert findet sich eine Vielzahl von antisemitischen Texten, die dieses Muster für jeden gesellschaftlichen Handlungsbereich nacheinander ausformulieren.
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Weyand, J. (2016). Plädoyer für eine Wissenssoziologie des Antisemitismus. In: Busch, C., Gehrlein, M., Uhlig, T. (eds) Schiefheilungen. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-10410-8_4
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