Zusammenfassung
Kunstautonomie, so die These des vorliegenden Beitrags, ist ein in der bürgerlichen Gesellschaft entworfenes Programm, das sich ungeachtet der historischen Realitäten des Kunstschaffens derart erfolgreich als Ziel- und Leitvorstellungen durchsetzte, dass es der Kunst einschließlich ihrer Theorie selbst zum Problem wurde. Um das Autonomieproblem der Kunst kenntlich zu machen, werden in einem ersten Schritt die Projektion und die Durchsetzung des Leitbildes der Autonomie skizziert. Der zweite Schritt beobachtet die kunstinternen Versuche der Aufhebung der Autonomie durch die Avantgarde, durch die Annäherung an die Massenmedien und die Kulturindustrie, sowie durch die Öffnung der Kunst für die Kulturpolitik. Vor dem Hintergrund der so nachgezeichneten Entgrenzungsbewegungen diskutiert der abschließende dritte Schritt die Frage, ob wir es heute tatsächlich (noch) mit autonomer Kunst zu tun haben, oder ob diese nicht nur als Leitvorstellung in der Kulturtheorie und Kulturpolitik weiterlebt.
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Magerski, C. (2017). Kunstautonomie als Problem. Avantgarde, Kulturindustrie und Kulturpolitik. In: Karstein, U., Zahner, N. (eds) Autonomie der Kunst?. Kunst und Gesellschaft. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-10406-1_5
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