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Energie, Organisation, Kommunikation und Militärpotential als Ausdruck günstiger Geographie: Why the West Rules – For Now von Ian Morris

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Aufstieg und Fall westlicher Herrschaft
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Zusammenfassung

Ian Morris unternimmt den Versuch, die westliche Vorherrschaft mittels Biologie, Soziologie und vor allem der Geographie zu erklären. Soziologie und Biologie dienen ihm dabei als Werkzeuge zur Erläuterung allgemeinen menschlichen Verhaltens, während die Geographie seiner Meinung nach die Differenzen zwischen Ost und West erklären kann. Konkret postuliert er, dass günstigere geographische Verhältnisse dem Westen Wettbewerbsvorteile bei Energieausbeutung, Organisation, Kommunikation und Militärpotential verschafft hätten. Dieser Ansatz, der nahezu 20.000 Jahre umfasst, eröffnet zweifellos eine neue Perspektive. Allerdings offenbart die Analyse bei genauerer Betrachtung doch einige Defizite: So negiert Morris die Bedeutung elementarer Entitäten des menschlichen Seins, wie beispielsweise Kultur, Philosophie, Religion oder Werte, zu Gunsten materieller Faktoren, was zu kurz greift.

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Notes

  1. 1.

    Die im folgenden gemachten Verweise auf Textstellen bzw. entnommene Zitate stammen aus der deutschen Paperback-Ausgabe des Werkes (Morris 2012). Zwischen der Originalausgabe und der Übersetzung bestehen keine inhaltlichen Differenzen, die größte Abweichung zum Original stellt die nicht ganz treffende Übersetzung des Titels dar. Im Deutschen ist er wie folgt übersetzt: Wer regiert die Welt? Warum Zivilisationen herrschen oder beherrscht werden.

  2. 2.

    Auf seine mathematische Architektur wird hier aus Platzgründen nicht weiter eingegangen. Vgl. dazu im einzelnen Morris (2012, S. 148–164).

  3. 3.

    Dies sind Karl Marx und Friedrich Engels (Marx und Engels 1848; Marx 1852) sowie Jared Diamond (1999) für die Seite der Theorien langfristiger Determiniertheit und André Gunder Frank (1998), Jack Goldstone (2006) und Kenneth Pomeranz (2000) auf Seiten der Theorie kurzfristiger Zufallsereignisse.

  4. 4.

    Über einige dieser sechs Merkmale wird in Abschn. 4 dieser Abhandlung noch zu diskutieren sein. Insbesondere die Punkte eins, zwei und fünf.

  5. 5.

    Nebenbei erwähnt dienen sie ungesagt auch als Grundlage der axiomatischen Prämissen seiner Theorie; auch auf diesen Punkt wird im folgenden, vierten Abschnitt dieser Abhandlung noch eingegangen.

  6. 6.

    Morris gibt zahlreiche Beispiele für diese Theorie der wechselseitigen Beziehungen zwischen gesellschaftlicher Entwicklung und geographischen Gegebenheiten. An dieser Stelle sei zur Verdeutlichung eines davon angeführt: „Beispielsweise war es vor 5000 Jahren ein großer geographischer Nachteil für Portugal, Spanien, Frankreich und Britannien, dass sie am äußersten Rand Europas in den Atlantik hineinragten, weil sie auf diese Weise sehr weit weg waren vom Zentrum des Geschehens in Mesopotamien und Ägypten. Viereinhalb Jahrtausende später war die gesellschaftliche Entwicklung so weit fortgeschritten, dass sich die Bedeutung der geographischen Bedingungen verändert hatte. Inzwischen gab es Schiffe, mit denen man Routen über die Meere nehmen konnte, die bis dahin unvorstellbar gewesen waren, wodurch die europäische Randlage am Atlantischen Ozean plötzlich zu einem gewaltigen Pluspunkt wurde“ (Morris 2012, S. 41–42).

  7. 7.

    Grundannahme eins ist, dass Biologie und Soziologie erklären, was die gesellschaftliche Entwicklung vorantreibt und wie dies geschieht, während mit Hilfe der Geographie Aussagen darüber getroffen werden können, warum eine Region eine schnellere oder langsamere Entwicklung durchmacht als eine andere. Grundannahme zwei unterstellt eine wechselseitige Beziehung zwischen den geographischen Bedingungen und der gesellschaftlichen Entwicklung (Morris 2012, S. 567).

  8. 8.

    Morris drückt dies folgendermaßen aus: „Setzt sich [der aktuelle] Trend fort, dann […] werden die Computer um 2030 so leistungsfähig sein, dass auf ihnen Programme laufen, die jene zehntausend Billionen elektrischer Signale reproduzieren, die pro Sekunde zwischen den 22 Mrd. Neuronen im menschlichen Schädel hin und her gefeuert werden. Superrechner werden auch genug Kapazität haben, um die 10 Billionen Erinnerungen zu speichern, die ein Gehirn im Durchschnitt beherbergt. Zur gleichen Zeit wird die Scannertechnik genau genug arbeiten, um das menschliche Gehirn Neuron für Neuron kartographisch zu erfassen – woraus Technikfreaks schließen, dass man in der Lage sein wird, das menschliche Gehirn in Maschinen hochzuladen. Um 2045 etwa werden sie […] in der Lage sein, als Host-Rechner für alle Gehirne der Welt zu fungieren und die kohlenstoff- und silikonbasierte Intelligenz in einem weltumspannenden Bewusstsein zu verschmelzen“ (Morris 2012, S. 568).

  9. 9.

    „Für Morris beginnt der Westen in der Region, die wir heute als Nahen und Mittleren Osten bezeichnen, konzentriert sich dann auf den Mittelmeerraum, bewegt sich anschließend nach Nordwesteuropa, um schließlich auch noch Nordamerika einzuschließen. […] Dagegen bleibt der Osten in der Gegenüberstellung von Morris weitgehend stationär: Im Wesentlichen umfasst er China und Japan, also den Raum, den wir als Ostasien bezeichnen“ (Münkler 2011).

  10. 10.

    Morris hat ein ganzes Kapitel der Erläuterung dieses Index zugedacht und es mit dem Titel Die Vermessung der Vergangenheit (2012, S. 141–175) überschrieben. Zudem hat er mit dem im Anschluss an Why the West Rules erschienen The Measure of Civilization. How Social Development Determines the Fate of Nations im Jahr 2013 ein komplettes Werk dieser Thematik gewidmet.

  11. 11.

    In diesem Kapitel erläutert er die vier Parameter seines Index noch einmal, geht auf die seiner Meinung nach wesentlichen Einwände ein und diskutiert auch die Auswirkungen von Fehlermargen bei der Datenerhebung (Morris 2012, S. 594–616).

  12. 12.

    Auf solche unvollständigen Erläuterungen weisen sowohl Duchesne (2011), als auch Walden (2011) hin. Duchesne arbeitet diese zum Teil sogar weiter aus, um entsprechende Defizite deutlich werden zu lassen.

  13. 13.

    Diese Beschreibung des menschlichen Wesens durchzieht sein gesamtes Werk und kann als charakteristisch für seine Sichtweise betrachtet werden.

  14. 14.

    Die Geschichte der Philosophie zeichnet in diesem Punkt ein gänzlich anderes Bild, und insbesondere ein Blick in die politische Philosophie und Ideengeschichte macht mehr als deutlich, dass die Realität in diesem Bereich eine andere ist. Zudem sollte Morris in Betracht ziehen, dass insbesondere die Postmoderne der Bedeutung der Kultur und der Differenz einen enorm großen Stellenwert einräumt. Diese Kritik könnte man noch detaillierter fortführen, was jedoch an dieser Stelle nicht möglich ist.

Literatur

Weiterführende Literatur

  • Morris, Ian. 1987. Burial and ancient society. The rise of the Greek city-state. Cambridge: Cambridge University Press.

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Kleine, J. (2016). Energie, Organisation, Kommunikation und Militärpotential als Ausdruck günstiger Geographie: Why the West Rules – For Now von Ian Morris. In: Sebaldt, M., Friedel, A., Fütterer, S., Schmid, S. (eds) Aufstieg und Fall westlicher Herrschaft. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-10217-3_3

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-10217-3_3

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  • Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden

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