Zusammenfassung
Folgt man den statistischen Daten, wächst die Kinder- und Jugendhilfe, wird immer wichtiger und ist vor allem aus dem Geschäft der Betreuung von Kindern und der sozialpädagogischen Flankierung ganztagsschulischer Lernprozesse nicht mehr wegzudenken. Einem insgesamt quantitativen Wachstum an Ausgaben und Personal steht dabei allerdings eine Verschiebung von den älteren Jugendlichen zu den jüngeren Kindern, von den offenen zu den eher schulbezogenen Angeboten gegenüber. Konkret schlägt sich dies darin nieder, dass Kindertagesstätten und schulbezogene Hilfen wie die (Nach-)Mittagsbetreuung oder die Schulsozialarbeit tendenziell ausgebaut werden, während die offene Kinder- und Jugendarbeit genauso stagniert, wie Hilfen für junge Volljährige. Nur scheinbar getrennt davon vollzieht sich außerdem eine Entwicklung von aushandlungsorientierten Maßnahmen hin zu kontrollierenden Interventionen sowie im Zuge der intensivierten Prävention von Kindeswohlgefährdung von ambulanten zu stationären Erziehungshilfen gegenüber, auch wenn diese an dieser Stelle nicht im Zentrum stehen sollen.
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Notes
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Ein Beispiel ist etwa die Sozialpädagogische Lernhilfe, die Ende der 1990er Jahre in Frankfurt als schulnahe und präventive Einzelfallhilfe eingeführt wurde.
- 2.
Wir danken den Studierenden Eva Wilke und Sonia Pumarada-Gonzalez der Goethe-Universität Frankfurt am Main, die uns ihre Beobachtungsprotokolle für diesen Artikel zur Verfügung gestellt haben.
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von Schwanenflügel, L., Walther, A. (2016). ‚Verjugendsozialarbeiterisierung‘ oder Infrastruktur der Anerkennung? Kinder- und Jugendhilfe im aktivierenden Wohlfahrtsstaat. In: Zipperle, M., Bauer, P., Stauber, B., Treptow, R. (eds) Vermitteln. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-08560-5_24
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